Streng ist der Bau eines neuen Stalls immer, aber Stress muss nicht sein. Auf alle Fälle nicht bei der Familie Bischof. Ihr Rezept: Frühzeitig mit der Planung anfangen, stets auf dem Bauplatz präsent sein, sich Zeit für die Kühe nehmen und Zeitreserven einplanen. So lässt sich fast jeder Murks vermeiden.

Es war schon lange klar, dass der alte Anbindestall ausgedient hatte. Er hatte zwei Läger und die Futterkrippen mussten von Hand befüllt und gereinigt werden. Wie üblich in der Region war der Stall über eine Innentreppe direkt von der Küche aus zu erreichen. Der Weg war kurz, der händische Arbeitsaufwand aber beträchtlich.

Mit dem neuen Stall haben die Kühe im Laufhof nun einen wunderschönen Ausblick auf den Bodensee. Von dort her weht immer ein Lüftchen, das auch in den heissen Sommermonaten für Abkühlung sorgt.

Dachfläche vermietet

Das Erste, was auffällt, ist die Solaranlage. Beide Dachschrägen sind auf einer Fläche von 800 m² mit Modulen belegt. Die 160-kWp-Fotovoltaikanlage hat die Genossenschaft IG Appenzeller Naturstrom errichtet. Sie mietet die Dachfläche und verrechnet die Miete jeweils mit Bischofs Eigenverbrauch. «An sonnigen Tagen produziert die Anlage bis zu 800 kW Strom», sagt Beny. [IMG 2]

Während der Nacht und in den Herbst- und Wintertagen nutzen Bischofs EW-Strom. «Wir haben einen guten Deal. Für die Vertragsdauer von 25 Jahren wird uns ein fixer Preis pro kWh verrechnet. In Anbetracht der steigenden Strompreise können wir uns glücklich schätzen», sagt der Juniorchef und Ehefrau Celina ergänzt: «Nach 25 Jahren können wir die Anlage übernehmen oder mit der IG Appenzeller Naturstrom eine neue Dachvermietung ausmachen.»

Roboter für 26 Kühe

Der Klimastall ist für 36 GVE ausgelegt, noch ist er mit 26 Kühen unterbelegt. «Solange wir nicht mehr Fläche haben, lohnt es sich nicht, aufzustocken», sagt Beny. Immer mehr Betriebe im Berggebiet entschliessen sich, einen Melkroboter auch für kleine Herden anzuschaffen – so auch Bischofs. «Ein Melkroboter ist platzsparender als ein Melkstand», sagt Beny. Auch für ihn ist Zeit Geld. [IMG 4]

Beny arbeitet als Zimmermann 80 Prozent auswärts. Im Vergleich zu fixen Melkzeiten sei man mit einem Roboter flexibler. So könne man auch mal länger heuen. «Klar lasten Talbetriebe einen Roboter mit 60 bis 70 Kühen aus, aber für unsere topografischen Verhältnisse wäre Weiden mit so vielen Kühen nicht zu managen. Gegenwärtig kommen wir mit unserer Anzahl Tiere auf einen Weideanteil von 60 Prozent», sagt Vater Markus. Er fügt hinzu, dass es manchmal gescheiter sei, einen Occasionstraktor zu kaufen und in die Innenmechanisierung zu investieren, statt einen neuen Traktor anzuschaffen.

[IMG 3] Neben dem Roboter verfügt der Betrieb über eine automatische Einstreuanlage. Ein Mistroboter ist bestellt, aber aufgrund der langen Lieferfristen noch nicht eingetroffen. Statt eines Futtermischers gibt es einen Ballenabroller. Einen Heustock hat der Stall nicht, grösstenteils machen Bischofs Grassilage mit Siloballen. Für das wenige Dürrfutter hat es im Heustock des alten Stalls Platz.

«Der Junge soll bauen»

Die Planung für den neuen Laufstall begann vor vier Jahren. Es stand fest, dass Beny den Hof übernehmen würde. «Der Junge soll bauen», sagte Vater Markus (60) damals. 2021 haben die Eltern den Hof übergeben; der Stallneubau begann im September 2021. Es war eine Punktladung. «Das Ziel war, den Stall nach dem ersten Schnitt zu beziehen, und das haben wir geschafft», hält Beny fest.

Er übernahm die Bauleitung. «Ich arbeite schon lange auf dem Bau und weiss, wie es vorwärtsgehen soll.» So war er jeden Tag auf Platz und koordinierte Arbeitseinsätze und Materialbestellungen. Bettlektüre waren jeweils die Baupläne. Dank des milden Winters waren die Betonarbeiten schon Mitte Januar beendet. Für den anschliessenden Holzbau nahm sich Beny einen Monat unbezahlten Urlaub und arbeitete Tag für Tag mit.

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Zügeln und Einmelken

Die Bischofs haben sich wirklich Zeit genommen, um die Kühe an den Laufstall, die Liegeboxen und den V300-Roboter von DeLaval zu gewöhnen. Die ersten paar Tage kamen die Kühe zum Melken noch zurück in den alten Stall, ansonsten waren sie im Laufstall, wurden in die Liegeboxen und durch den Melkroboter geführt. «Die meisten haben das schnell kapiert, zumal es im Roboter Lockfutter gab», erzählt Beny und weiter: «Wir verfüttern sehr wenig Kraftfutter, umso besser kam das Kraftfutter an.»

Gespannt waren alle auf das Robotermelken. «Wir haben Kühe mit dicken Zitzen, andere mit sehr feinen und auch eine mit einem Sechsstrich. Keine Kuh hatte Probleme mit dem Robotergemelk. Man spürt, dass sich die Tiere wohlfühlen», ergänzt Markus. So konnten sie die Milchleistung beim Stalldurchschnitt von 7000 kg halten.

Wichtig ist dem Betrieb eine tadellose Milchqualität. «Keine Kuh hatte seit dem Einzug in den neuen Stall einen Viertel, dies trotz des heissen Sommers», sagt Beny. Das sei unter anderen dem Stallklima zu verdanken, das mithilfe von Curtains und Rolltoren reguliert werde. «Wir leben von einer guten Milchqualität», hält Markus fest. Produziert wird seit 2001 nach Bio-Suisse-Richtlinien. Abnehmer ist die Molkerei Biedermann. Der Kraftfutteranteil an der Ration ist begrenzt auf fünf Prozent. So ist auch aktuell ein Raufutterersatzwürfel im Einsatz, demnächst wird er aber durch selbst produzierte Graswürfel ersetzt. Der neue Laufstall war ein wichtiges Ereignis für die Familie im Jahr 2022. Aber absolutes Highlight war die Geburt von Söhnchen Ueli im August.

Betriebsspiegel
Betriebsleitung: Celina und Beny Bischof
Ort: Heiden, AR
LN: 26 ha, Grünland
Viehbestand: 26 Milchkühe
Betriebszweig: 220 Hochstamm-Obstbäume
Arbeitskräfte: Margrit und Markus Bischof (Eltern)