In den letzten Jahren konnte der Verein Rehkitzrettung Schweiz seinen Erfolg mit beeindruckenden Zahlen belegen. Von 2022 auf 2023 gelang nochmals eine Verdoppelung auf 6064 Rehkitze, die mithilfe der Drohnenpiloten rechtzeitig vor der Mähmaschine in Sicherheit gebracht werden konnten. Das Verfahren, die Kitze in den kühlen Morgenstunden aus der Luft aufzuspüren, hat sich also bewährt. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) will aber im Rahmen der revidierten Jagdverordnung (JSV) nachbessern.

Doppelt fachkundig

Zwar ermöglichten Drohnen und Wärmebildkameras ein «effizientes Entdecken» der Kitze, heisst es im erläuternden Bericht zur Vernehmlassung des JSV. Dort steht aber auch: «Drohnen stellen eine massgebliche Störquelle für Wildtiere dar.» Um diese Störung zu minimieren, sollen die Kantone künftig die Anforderungen für den Einsatz von Drohnen durch fachkundige Personen regeln. Die Fachkundigkeit umfasse dabei sowohl den Betrieb des Fluggeräts als auch das «Behändigen» der Rehkitze.

Die Bezeichnung von Drohnen als «massgebliche Störquelle für Wildtiere» lässt der Schweizer Tierschutz (STS) auf Anfrage nicht so stehen. «Nein, das sehen wir nicht so, wenn sie richtig angewendet werden», sagt Samuel Furrer, Leiter Fachstelle Wildtiere. Der STS hat 2023 selbst eine Drohnenflotte zur Rehkitzrettung gestellt, die von ausgebildeten Pilot(innen) von Rehkitzrettung Schweiz geflogen worden sei. «Diese informieren die Jagdgesellschaften, bevor Drohnenflüge durchgeführt werden», bemerkt Furrer. Zudem seien die Piloten darauf geschult, Rücksicht auf Wildtiere zu nehmen, und Erfahrungen aus Monitoring-Projekten des Bundes und der Kantone würden zeigen, dass Wildtiere kaum auf Drohnen reagierten. «Natürlich lässt sich damit nicht ausschliessen, dass Drohnen einen störenden Einfluss auf Wildtiere haben», räumt Samuel Furrer ein, «allzu gross scheint dieser – bei korrekter Anwendung – jedoch nicht zu sein.»

«Nein, das sehen wir nicht so, wenn sie richtig angewendet werden.»

Samuel Furrer, STS, erinnert an Beobachtungen zur Reaktion von Wildtieren auf Drohen.

«Enorm hoch»

Landwirte sind nicht allein Moderne Technik und Jäger unterstützen bei der Rehkitzrettung Thursday, 28. April 2022 Generell ist der STS voll des Lobes für den Verein Rehkitzrettung Schweiz. Er leiste seit Jahren enorm viel, bilde jährlich neue Piloten aus und habe ein funktionierendes Netzwerk etabliert, in dem sich Piloten, Landwirte, Wildhüter, Jäger und Freiwillige in dieser guten Sache engagierten. «Die Qualität der Arbeit ist enorm hoch», sagt Samuel Furrer. Was die vom Bund vorgesehene neue Aufgabe für die Kantone betrifft, welche die Rehkitzrettung künftig regeln sollen, könne man sich daran orientieren und das Prinzip von Rehkitzrettung Schweiz als Standard nehmen. «Kantone könnten bei der Kommunikation und der Koordination aller Beteiligten untereinander mithelfen und natürlich auch bei der finanziellen Unterstützung dieser Aktionen», findet der Fachmann. Die Rettung per Drohne werde heute hauptsächlich von Privatpersonen getragen.

Wie die Situation bei anderen Organisationen zur Rehkitzrettung aussehe, könne er nicht beurteilen, fährt Samuel Furrer fort. Er betont aber das hohe Niveau von Aus- und Weiterbildung bei Rehkitzrettung Schweiz, sowohl was Drohnen und Luftrecht als auch den Jagdbereich angeht. Die Piloten dieses Vereins hätten die erforderlichen Fluglizenzen des Bundesamts für Zivilluftfahrt (BAZL) und eine fachkundige Ausbildung. «Zudem muss immer ein Jagdberechtigter bei der Rettung anwesend sein, da es sich gemäss Jagdgesetz um eine jagdliche Tätigkeit handelt», ergänzt Furrer.

Effizient und sicher

Mit gut ausgebildeten Drohnenpiloten und einem Jagdberechtigten im Rettungsteam sollte den Vorschriften also Genüge getan sein – auch wenn mit der neuen JSV künftig die Kantone den Drohneneinsatz regeln. Am Ende geht es darum, Kitze vor einem qualvollen Tod zu retten und den Landwirt(innen) nicht zuletzt sowohl eine schlechte Erfahrung als auch eine mögliche Strafverfolgung nach einem Vermähen zu ersparen. Ende April bis Anfang Juli dauert die Setzzeit der Rehgeissen. «Eine Drohne ist, richtig eingesetzt, die effizienteste und sicherste Methode zur Rehkitzrettung», hält STS-Fachmann Samuel Furrer fest.