Immer mehr Bauern kompostieren ihren Mist, teils zusammen mit Grüngut, zur Verbesserung der Struktur. Und nutzen so die Vorteile zur Bodenverbessserung: Humusaufbau, mehr Bodenaktivität, höherer Kohlenstoffgehalt und damit auch bessere Nährstoff-, aber auch CO2-Bindung sind die Stichworte dazu.
Bio seit vielen Jahren
So auch Roger Fleischlin von der Wenischwand in Sempach. Seit über 20 Jahren wird hier biologisch gewirtschaftet, schon zu Vaters Zeiten. 2007 hat der Landwirt mit Zusatzausbildung als Forstwart den Betrieb übernommen. Die Bedeutung von Nachhaltigkeit sei ihm im Wald so richtig bewusst geworden. Das war mit ein Grund für die Extensivierung und Umstellung des damals intensiveren Betriebs von Milch- auf Mutterkuhhaltung 2011. Fleischlin arbeitete stets auswärts, derzeit in einem 60-Prozent-Pensum als Betriebsleiter bei Qualikomp in Emmen. Auch wegen dieser Tätigkeit in der Kompostwirtschaft befasst er sich seit Jahren viel mehr mit den Zusammenhängen im Boden und strebt eine bessere Bodenfruchtbarkeit an. Der Ackerbau nehme in der Region eher zu, umso wichtiger sei es, zu den Böden Sorge zu tragen.
P-Löslichkeit beschränkt
Die eher schweren, tonreichen Böden auf der Wenischwand seien nach wie vor von der früheren Tierhaltung her gut versorgt mit Nährstoffen, das Phosphorspeichervermögen hoch. Die letzten Analysen vor Jahren zeigen Versorgungsklassen C bis E. Nächstes Jahr will er wieder Bodenproben nehmen, auch weil er selber inzwischen viel mehr Ackerbau betreibt. Er glaube aber nicht, dass wegen der Extensivierung die P-Vorräte gesunken seien oder sich einfach so senken liessen, wie es die Seeprojekte anstreben. Bei diesen hat er seit Anbeginn vor 20 Jahren mitgemacht. Im Rahmen dieser Sanierungsprojekte für die Mittellandseen wurden durch finanzielle Anreize in den Einzugsgebieten die Phosphor-Einträge stark reduziert und die weitere Anreicherung von P in den Böden gestoppt.
Betriebsspiegel
Fläche: 27 ha LN, davon 18,5 ha Eigenland
Bioackerbau 15 ha: Winterweizen, Dinkel, Hafer, Hirse, Mais, Kunstwiese.
Tierhaltung: 20 Mutterkühe für Bio-Weidebeef, saisonales Abkalben. Kühe sind im Sommer auf der Alp im Entlebuch, Jungtiere bleiben den Sommer über auf dem Betrieb, um den nötigen Ausmastgrad zu erreichen.
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, Aushilfen; insgesamt 1,5 SAK
Mist wird kompostiert
Die Altlasten liessen sich aber nicht wunschgemäss reduzieren. Fleischlin fragt sich, warum ein grosser Teil des Phosphors im Boden gar nicht pflanzenverfügbar ist. Offensichtlich sei die Löslichkeit beschränkt. Fleischlin führt dies auf die fehlenden Aktivitäten im Boden zurück (Kasten).
Bei der Umstellung von der Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung war für Fleischlin deshalb klar, dass ein System gewählt wird, wo das anfallende Stroh aus dem Ackerbau wieder in den Stoffkreislauf zurückgebracht werden kann. Die Tiere werden alle auf Tiefstreu gehalten, der Strohverbrauch ist sehr hoch.
Seit einem Jahr wird aller Mist kompostiert und nur noch so auf die Böden ausgebracht. Durch das Kompostieren des anfallenden Mists entstehe ein bodenverträglicher Dünger für die Kulturen, zudem würden so im Boden grosse Mengen Mikroben in Form von Bakterien und Pilzen genährt.
Für persönliche Ergebnisse sei es noch zu früh, er weiss aber von den positiven Erfahrungen der Bauern im Zuger Berggebiet, wo einige Pioniere schon lange auf Kompostwirtschaft und Humusaufbau sowie Pflanzenkohle setzen. Fleischlin setzt ebenfalls Pflanzenkohle ein, zur Kompostierung wie in der Fütterung. «Die Biokohle im Kompost ist sehr nachhaltig für langfristige und klimawirksame Kohlenstoffspeicherung.»
«Je höher der C-Anteil im Boden, desto eher ist Phosphor verfügbar.»
Biobauer Roger Fleischlin hat Erfahrungen mit Kompost zur Bodenverbesserung.
Mehr Nährstoffe speichern
In der Fruchtfolge werden zur Bodenverbesserung nach der Getreideernte jeweils Gründüngungen angesät und diese bei der Saat der nächsten Kultur als Biomasse mit dem Geohobel in die obersten fünf bis sechs Zentimeter eingearbeitet. «Ziel ist es, möglichst auf tiefenlockernde Geräte im Ackerbau zu verzichten, um den natürlichen Bodenaufbau nicht zu zerstören.» All diese Massnahmen sollen langfristig zu einem höheren Humusgehalt führen und so die Nährstoffspeicherung des Bodens verbessern. «Je höher der C-Anteil, desto besser ist P verfügbar», ist Fleischlin überzeugt.
Die Ausbringung von Düngern mit hohem Ammoniumgehalt schwäche die Humustonkomplexbildung und habe meist eine hohe Ammoniakbildung zur Folge, erklärt Fleischlin.
«Mit durchschnittlich einem um zwei Prozent höheren Humusgehalt in unseren Böden würden wir mehr erreichen als mit einem Abbau des Tierbestandes», ist der Biobauer überzeugt.