Bovine Virusdiarrhoe (BVD) ist eine 1946 erstmals beschriebene Tierseuchenkrankheit, die vorwiegend Rinder befällt. So geschah es kürzlich auch auf dem Betrieb von Adrian Maurer aus Ortschwaben BE. Drei seiner trächtigen Rinder infizierten sich am Berg mit dem ansteckenden Rinderdurchfall und schleppten die Krankheit nach ihrer Rückkehr unbemerkt auf den Betrieb ein. Zwei der Tiere erlitten eine Totgeburt, während die dritte ein lebendes Kalb gebar. Erst die offizielle, halbjährliche genommene Tankmilchprobe des Kantonsveterinäramtes zeigte einen positiven BVD-Wert. Zunächst war noch nicht klar, welche Tiere auf dem Betrieb betroffen waren. Erst ein BVD-Antikörpertest aller 40 Tiere identifizierte mehrere als positiv.
Dauerhafte Ausscheider
Infiziert sich eine Kuh zwischen dem 40. und dem 120. Trächtigkeitstag, ist das Immunsystem des Kalbes im Mutterleib noch nicht vollständig entwickelt. Demnach erkennt das Immunsystem des Kalbes das BVD-Virus nicht und entwickelt keine Antikörper dagegen. In der Folge wird es als sogenanntes persistent-infiziertes Kalb geboren (PI-Kalb), welches lebenslang hohe Mengen des BVD-Virus ausscheidet (siehe Grafik rechts unten). So geschah es auch auf dem Betrieb von Adrian Maurer. Das lebend geborene PI-Kalb der infizierten Mutter streute die BVD-Erreger im Bestand weiter. Nach heutigem Stand sind noch immer zwei tragende Kühe auf dem Betrieb, die potenzielle PI-Kälber gebären könnten.
Ausrottungsprogramm läuft
Seit 2008 läuft ein Ausrottungsprogramm gegen den ansteckenden Rinderdurchfall, so schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) auf Anfrage. Dank den intensiven Bekämpfungsmassnahmen und einem engmaschigen Überwachungsprogramm sei das Virus heute nahezu ausgerottet – 99,6 Prozent der rinderhaltenden Betriebe sind aktuell BVD-frei. In der gesamten Schweiz sind aktuell 34 Betriebe (0,09 Prozent) wegen eines BVD-Verdachts oder BVD-Falles gesperrt, weitere 122 Betriebe (0,33 Prozent) haben einzelne BVD-gesperrte trächtige Tiere im Bestand.
Fallzahlen rückläufig
Nachdem die Anzahl der BVD-Fälle in den Jahren 2016 und 2017 aufgrund grösserer regionaler Ausbrüche zunahm, sind die Fallzahlen seit 2018 erneut stark rückläufig (siehe Grafik links unten). Heute werden in der Schweiz noch vereinzelt persistent mit dem BVD-Virus infizierte Tiere (PI-Tiere) nachgewiesen. Wie das BLV weiter berichtet, traten im September und Oktober 2020 einzelne BVD-Fälle in den Kantonen Bern (zwei Fälle), Freiburg (drei Fälle), Schwyz (ein Fall), Waadt (zwei Fälle) und Wallis (drei Fälle) auf.
Ausrottung ist ausstehend
Auch auf dem Betrieb von Adrian Maurer sind spezielle Massnahmen notwendig, um die BVD-Gefahr zu minimieren. Der Landwirt separiert jede Kuh beim Abkalben weitläufig vom Rest der Herde, um eine Infektion der anderen Tiere zu vermeiden. Nach der Geburt wird jedes Kalb per Ohrstanzprobe auf BVD getestet. Sobald alle verdächtigen Tiere, die sich während der Trächtigkeit infizierten, abgekalbt haben, veranlasst das Veterinäramt den erneuten Test aller trächtigen Tiere im Bestand. Ist daraufhin das Resultat aller Tiere negativ, wird der Betrieb offiziell wieder für BVD-frei erklärt.
Tierhalter sollen aufmerksam bleiben
Für Tierhaltende sowie Tierärzte und Tierärztinnen sei es wichtig, weiterhin aufmerksam zu bleiben, obwohl die BVD-Lage in der Schweiz weitgehend unter Kontrolle erscheint, so das BLV. Bei einem Verdachtsfall sind rasches Handeln und die strikte Einhaltung der BVD-Massnahmen gefragt. So soll das BVD-Virus endgültig ausgerottet werden. Einen Überblick über die aktuelle Seuchenlage bietet die Online-Datenbank «Tierseuchenfälle Schweiz».[IMG 4]