Im nördlichsten Teil des Aargaus, im romantischen Bachsertal, befindet sich das Dorf Fisibach. Anderthalb Kilometer südlich davon liegt der Biohof Hägelen, wo der Eier­produzent Raphael Meier seinen 13 Hektaren grossen Hof mit Legehennen, Mutterkühen und Ackerbau bewirtschaftet. 

Betriebsspiegel Biohof Hägelen

Name: Raphael Meier
Ort: Fisibach AG
LN: 13 ha; 5,5 ha Wald mit Verkauf von Bau- und Brennholz
Ackerbau: Mais, Weizen und Soja
Tierbestand: 2000 Legehennen, 11 Mutterkühe mit Kälbern
Dienstleistungen an Dritte: Forstarbeiten und Gartenholzerei

«Jetzt vor Ostern spüren wir die erhöhte Nachfrage – obschon wir braune Eier produzieren», erklärt der 27-Jährige. Er habe private Stammkunden, die das regionale Bio-Ei schätzten. Einige Hofkunden hätten den Wunsch geäussert, mindestens 20 Tage alte Eier zu kaufen, denn diese liessen sich als Ostereier besser schälen. «Auch diese Wünsche erfülle ich», erklärt Meier.

Braune Hühner sind zahmer

Auf dem Hofgelände steht ein mit einem Ziegeldach überdeckter Verkaufsstand. Wenn man das Fenster öffnet, liegen frische, braunschalige Eier auf grünen Kunststoff-Eierhöckern, daneben locken gekochte, mit Zwiebelschalen gefärbte und mit Kräutern verzierte Ostereier zum Kauf – der Beweis, dass man auch braune Eier österlich verzieren kann. Der Verkaufsstand ist nicht bedient, aber vom Hof her einsehbar. Die Kunden bezahlen bar oder mit Twint. «Ich hatte bisher nur ehrliche Kunden», stellt der Jungbauer fest. 

«Vor Ostern spüren wir die erhöhte Nachfrage, trotz der braunen Eier

Raphael Meier, Bio-Eierproduzent aus Fisibach AG.

Seine Mutter Beatrice stellte den ursprünglichen Milchwirtschaftsbetrieb 2019 auf Bio um, 2020 übernahm ihr Sohn Raphael den Hof und plante mutig einen neuen Legehennenstall für 2000 Legehennen. Ein Liefervertrag mit der Ei AG SEG-Zürich/Basel gab ihm die nötige Sicherheit. Im Juni 2021 zogen 2000 Bio-Junghennen in den Neubau ein.

Raphael Meier entschied sich für braune Legehennen aus folgenden Gründen: «Braune Hühner sind gut geeignet für Biobetriebe, denn sie sind umgänglich, zahm und weniger schreckhaft als weisse Legehennen.» Vor Ostern legt bereits die zweite Herde Eier auf dem Biohof Hägelen. Nicht ganz der Norm entsprechende Eier verwertet und verkauft Raphael Meier selber. «99 Prozent der Eier liefere ich jedoch der Ei AG ab», weiss er. 

Stall bietet Schutz vor Vogelgrippe

Die braunen Legehennen sind auch robust, gibt Raphael Meier zur Auskunft: «Die erste wie auch die zweite Herde blieb bisher von Krankheiten und Parasiten verschont.» Die braune Legehenne sei ein interessantes Tier, er liebe die Arbeit mit ihnen, betont Meier.  «Die Arbeit bei den Legehennen ist zudem weniger kräfteraubend als andere Betriebszweige», schiebt seine Mutter Beatrice Meier nach. Sie arbeitet seit der Hofübergabe als Angestellte weiter auf dem Betrieb.[IMG 2]

Beatrice Meier schliesst den Stall auf, um ein Huhn für den Fototermin aus dem Stall zu holen. Angrenzend an den Stall wartet zwar eine rund 1 Hektare grosse Weide mit frischem Gras auf die Legehennen. Amtlich verordnet darf Geflügel aber bis zum 30. April nicht ins Freie wegen der grassierenden Vogelgrippe, sondern nur in den rundum geschlossenen Aussenklima­bereich. Denn der Rhein mit den vielen Wildvögeln, welche die für Geflügel tödliche Vogelgrippe übertragen können, fliesst in nur drei Kilometern Luftlinie vorbei. Jungbauer Meier hofft, dass sich auch Private, die ein paar Hühner halten, an die Vorschriften halten. 

Das Foto ist gemacht, Beatrice, in blaue Stallkleider gekleidet, nimmt das Huhn wieder in Empfang und erledigt die abendliche Stalltour. Auf der grünen Wiese dürfen Meiers Legehennen wieder ab dem 1. Mai picken und scharren.

Gesunkene Nachfrage nach Bio-Eier

Seit 2022 wurden Futter und der elektrische Strom teurer. Die Ei AG orientiert sich am Richtpreis von Bio Suisse, bestätigt Raphael Meier. Was ihm aber zu schaffen mache, sei die gesunkene Nachfrage nach Bio-Eiern. «Deshalb hat unser Abnehmer die nächste Belegung im kommenden Juli um 100 Legehennen auf 1900 Tiere gekürzt», weiss er. Mit der Reduktion der Legehennen wird vermieden, dass Bio-Eier deklassiert oder zu Eiprodukten verarbeitet werden müssen. 

«Wegen der 100 Legehennen weniger verringern sich meine Arbeit und die Fixkosten nicht», klagt er. Er ist aber trotzdem ­zuversichtlich, dass sich der Schweizer Bio-Eiermarkt wieder erholen werde. Einen Wunsch hat Raphael Meier an die Kon­su­ment(innen): «Schweizer Lebensmittel bevorzugen, bedeutet regionale und mit Herzblut produzierte Lebensmittel kaufen.»

Marktkommentar: Eier sind dem Markt ausgeliefert

Die Eier sind ein kleiner, aber erfolgreicher Zweig der landwirtschaftlichen Produktion der Schweiz. Der Produktionswert der Schweizer Eier hat einen Anteil von 3,1 % an der Produktion unserer Landwirtschaft. Zum Vergleich: Das Getreide hat einen Anteil von 3,9 %. Der Marktanteil der Schweizer Eier betrug 67 %. 

Besonders die Bioeier erfreuten sich bis 2022 einer guten Nachfrage. Ihr Marktanteil erreichte 2022 19,8 %, einen bisher nie erreichten Höchstwert. Wegen der Teuerung bei Futter und Strom erhielten die Produzenten für Bio- und Freilandeier letztes Jahr einen Rappen mehr pro Ei. Mit der Folge, dass der Detailhandelspreis für das Bioei auf 83 Rp. anstieg, der für das Freilandei auf 58 Rp. Doch wenn die Teuerung das Geld verknappt, spart die Konsumentin beim Essen, zum Beispiel bei den Bioeiern. Als Folge davon müssen die Bio-Eierproduzenten die Zahl der Legehennen bei neuen Einstallungen um 5 % kürzen. Die Fixkosten für die Produzenten bleiben unverändert, einzig der Futterverbrauch sinkt um 5 %.