Ferkel sollen im Aufzuchtstall möglichst schnell an Gewicht zulegen – das klingt relativ simpel und logisch. Doch mit welchem Fütterungssystem lässt sich dieses Ziel am besten erreichen?
Durchfall minimieren
Das gängigste System zur Fütterung von Ferkeln ab rund 9 kg sind Breifutterautomaten. Der Brei wird einerseits gerne von den Ferkeln gefressen und stellt andererseits bereits eine minimale Flüssigkeitsaufnahme sicher. Mit der Breifütterung lassen sich auch Zusatzstoffe wie zum Beispiel Coca Cola, Wühlerde, Milchwasser oder Arbocel besser beimischen.
Diese Zusatzstoffe unterstützen die Verdauung und minimieren so das Risiko von Ferkeldurchfall. Coca Cola beispielsweise hilft, einen Nahrungsbrei mit einem niedrigen pH-Wert zu erzeugen, wodurch Keime im Magen abgetötet werden und nicht in den Dünndarm gelangen. Milchwasser – also Wasser aus dem ersten Spülgang bei der Reinigung von Melkanlagen – wirkt unterstützend, da die Verdauung beim Einstallen teilweise noch auf Milchsäure basiert, und erst allmählich auf Salzsäure umgestellt wird.
Langsamere Futteraufnahme
Ein besonderes Augenmerk ist bei Breifutterautomaten auf die Hygiene zu legen. So kann es beim Einstallen helfen, die Futtermenge zu rationieren, damit die Futterschale täglich einmal leer gefressen wird und so keine Stellen entstehen, an denen sich Schimmelpilze bilden können. Das Verdauungssystem des Ferkels ist aber insbesondere auch auf die Aufnahme und Verdauung von Trockenfutter ausgelegt.
Zwar fressen die Ferkel das Trockenfutter langsamer, was zu einem reduzierten Tageswachstum führen kann. Andererseits hat das Verdauungssystem mehr Zeit, das Futter in seine Bestandteile zu zerlegen und möglichst effizient zu verwerten. Durch die langsamere Passagerate durch das Verdauungssystem kann das Futter im Magen zudem besser angesäuert werden, wodurch weniger Keime in den Darm gelangen. Dies führt zu weniger Durchfall und fördert die Darmentwicklung.
Trocken beschäftigt länger
Trockenfutter wird zusätzlich viel besser eingespeichelt. Gleiches lässt sich bei uns Menschen beobachten, wenn wir ein trockenes Guetzli oder Brot essen: Es wird mehr Speichel im Mund produziert. Der Speichel unterstützt das Verdauungssystem, indem die Aufspaltung der Kohlenhydrate bereits im Mund geschieht und so der Energieaufwand für die Verdauung sinkt. Die Kohlenhydrat-Aufspaltung können auch wir spüren: Kauen wir lange auf einem Stück Brot, beginnt dieses süsslich zu schmecken, da die Kohlenhydrate durch das Enzym Amylase in resorbierbare Zucker aufgespalten werden.
Aus hygienischer Sicht sind Trockenfutterautomaten weniger anfällig. Allerdings sollte auch hier darauf geachtet werden, dass die Futterschale regelmässig geleert wird. Zudem bietet das Trockenfutter den Tieren mehr Beschäftigung, was das Risiko von Schwanzbeissen senkt. Besonders wichtig ist, dass die Ferkel jederzeit Zugang zu frischem Wasser haben. Gemäss Tierschutzverordnung müssen den Tieren bei der Trockenfütterung mehr Tränkestellen zur Verfügung stehen als bei der Breifütterung.
Höhere Masttageszunahmen
Detaillierte Auswertungen zu Futterverwertung und Tageszunahmen bei Ferkeln werden im Ferkelaufzuchtstall selten gemacht. Für Mastschweinebetriebe hingegen ist dies gängige Praxis. So fällt auf, dass Betriebe mit Breifütterung tendenziell höhere Masttageszunahmen haben, jedoch eine leicht schlechtere Futterverwertung.
Betriebe mit Trockenfütterung haben dagegen eher tiefere Masttageszunahmen, dafür eine bessere Futterverwertung. Die effizientere Verdauung bei der Trockenfütterung kann somit die Minderaufnahme gegenüber der Breifütterung nicht ganz ausgleichen, wodurch das Mastendgewicht mit der Breifütterung schneller erreicht wird. Ihr Verkaufsgewicht erreichen die Ferkel allerdings am schnellsten, wenn sie den Aufzuchtstall ohne Durchfallerkrankungen verlassen, was durch eine Trockenfütterung besser unterstützt werden kann.
Mit welchem Fütterungssystem die Ferkel am schnellsten Gewicht zulegen, lässt sich abschliessend nicht eindeutig beantworten und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Letztlich kommt es darauf an, wie schwer die Ferkel beim Umstallen in den Aufzuchtstall sind, wie die Tiere bisher ans Futter gewöhnt wurden und natürlich auch auf das Alter der Ferkel beim Einstallen.