Ihre ersten fünf Hennen bekam sie als Geschenk, Legehybriden mit ganz gewöhnlichen weissen und braunen Eiern. Doch dann wurde Vreni Spitz von einer Kollegin auf Hühnerrassen aufmerksam gemacht, die Eier in ungewöhnlichen Farben legen. Das Interesse der jungen Bäuerin aus Sevelen im St. Galler Rheintal war geweckt und sie begann, sich nach sogenannten Buntlegern umzusehen. Sie erzählt: «Ich wurde fündig bei einem Züchter im Kanton Zürich, bei dem ich Tiere verschiedener Rassen erwerben konnte.»
Eier in verschiedenen Farbtönen
So kamen Marans mit schokoladenfarbigen Eiern und Cream Legbar mit hellgrünen bis hellblauen Eiern auf den Hof, wie auch zwei Mixhennen aus Cream Legbar und Araucana, die ebenfalls Eier in grünlichblauen Pastelltönen legen. Vreni Spitz legte sich zudem einen Maranshahn zu und liess befruchtete Eier von Cream-Legbar-Hennen ausbrüten. Die aus dieser Kreuzung entstandenen Hennen legen olivfarbige Eier. Ausserdem holte sie einige Schweizerhühner und Appenzeller Spitzhauben dazu, die zwar ein keckes Aussehen haben, aber keine Spezialeierfarben zu bieten haben. «Mir ist es auch ein Anliegen, einheimische Rassen zu fördern», betont Spitz. Die bunt gemischte Schar besteht aktuell aus 20 Hühnern und einem Güggel.
Die Farbe ändert sich durch das Jahr
Mit dem Einzug des Frühlings ist auch die Legeaktivität der Hennen angestiegen. Interessant ist dabei: «Am Anfang der Saison sind die Farben der Eier kräftiger als im Herbst», bemerkt Spitz. Während der Eidotter umso gelber wird, je mehr die Hennen grasen können, wird die Farbe der Eierschale kaum vom Futter beeinflusst. Es ist die Genetik, die entscheidend ist. Spitz beobachtet auch, dass die Eierfarben zweier Hennen derselben Rasse und Farbschlag sichtbar voneinander abweichen können. Ihr gefällt auch das unterschiedliche Temperament ihrer bunt gemischten Hühnerschar. Die Spitzhauben seien gerne in der Höhe und würden manchmal auf die nahen Holunderbäume fliegen.
Die Hühner vertragen sich miteinander
Die Schweizerhühner seien – auch aufgrund ihres Gewichts – eher vom gemütlichen Typ und einige der Mischlinge hätten manchmal etwas den Hang zum Ausbüxen. Vertragen würden sich jedoch alle untereinander. «Ich beobachte das Verhalten der Hühner gerne, es sind interessante Tiere», sagt die diplomierte Meisterlandwirtin.
In Zukunft ein Hühnermobil
Vreni Spitz hatte sich schon lange Hühner gewünscht. Gerne würde sie die Schar vergrössern und die Eier vermarkten. Sie denkt etwa an ein Hühnermobil mit etwa 100 Hennen, das Land dazu wäre vorhanden. Da die Familie zwei kleine Kinder hat, fehlt aber momentan noch die Zeit dazu. Gemeinsam mit ihrem Mann Michael hat sie Anfang Jahr den landwirtschaftlichen Betrieb der Schwiegereltern übernommen. Zum Wieshof gehören knapp 40 Hektaren Land, auf dem sie etwa 60 Milchkühe halten. Hinzu kommen jeweils einige Kälber, die nach der Aufzucht auswärts später als Milchkühe zurück auf den Hof kommen oder an einen Mastbetrieb gegeben werden. Einige der Kühe haben ein beachtliches Alter, die älteste ist bereits 14 Jahre alt. «Uns ist es wichtig, die Tiere möglichst lange in der Produktion zu behalten», sagt Vreni Spitz. Um die dazu notwendige gute Milchleistung zu erreichen, würden sie vermehrt auf die Kreuzung Braunvieh × Holstein setzen. Ziel sei das Rotationskreuzungssystem ProCross mit den Rassen Holstein, Montbéliarde und Viking Red. Das Aussehen spiele dagegen weniger eine Rolle, ihre Kühe seien ohnehin selten an Viehschauen zu sehen.
Betriebszweige ergänzen sich gut
Ein weiterer Betriebszweig auf dem Wieshof ist der Gemüsebau. Auf den ebenen Äckern entlang dem Rhein werden Spinat, Karotten, Kartoffeln und Blumenkohl angebaut. Für die Ernten bestehen Verträge mit mehreren Abnehmern. «Unser Spezialgebiet sind Frühkulturen. Das Rheintal mit dem warmen Föhn ist prädestiniert dafür», sagt Vreni Spitz. Bei frühen Kulturen sei es besonders heikel, den richtigen Zeitpunkt zum Ansäen zu erwischen. So darf beispielsweise die Erde nicht mehr zu nass sein. Im Sinne der Fruchtfolge stehen Gemüseacker und Grünland für Viehfutter im Wechsel und der organische Dünger kann auf den Feldern eingesetzt werden. Spitz resümiert: «Gemüsebau und Milchwirtschaft ergänzen sich gut.»
Weitere Informationen: www.wieshof.ch
Wie das Ei zur Farbe kommt
Welche Farbe ein Ei hat, hängt von der Genetik der Hühnerrasse ab: Die Schalendrüse im Legedarm der Henne sorgt dafür, dass Farbpigmente in die Kalkschale eingelagert werden. Diese stammen aus dem Blut oder von der Galle. Je nach genetisch festgelegter Mischung der Farbpigmente kommt es zu einer bestimmten Eierfarbe. Fehlt das für die Farbbildung zuständige Gen, gibt es weisse Eier.
Diese Hühnerrassen legen Eier in besonderen Farben:
Marans: aus Frankreich, oft mit rotbrauner Eierschale, auch als «Schokoeier» bekannt.
Cream Legbar: Britische Rasse, Eierschale entweder in Braun, Grün, Olive, Weiss oder Creme.
Araucana: aus Südamerika, Eier mit türkisfarbener (bläulichgrüner) Schale, selten auch in Rosa.
Schwedische Isbar: Schwedische Rasse, Eierschalenfarbe in Grün- und Blautönen.