Daniel Schluep wurde an der kürzlichen Delegiertenversammlung von Swissherdbook Solothurn zum neuen Präsidenten gewählt. Ob er sich für dieses Amt gemeldet habe, fragt ihn die BauernZeitung. «Nein», antwortet er lachend, «als Werner Walter nach sechs Jahren seinen Rücktritt ankündigte und in die Runde fragte, wer nachrücken wolle, schauten alle Vorstandsmitglieder an die Decke oder zu Boden». Schliesslich habe er sich gesagt, einer müsse es ja machen. Er habe mit seinen Eltern darüber diskutiert und sich für dieses Amt entschieden. «Schliesslich ist man als Präsident doch hin und wieder unterwegs», sagt er. «Daheim muss dann jemand zum Rechten sehen, vor allem wenn man noch Tiere hat». Besonders Milchkühe könnten nicht einfach ihrem Schicksal überlassen werden.

Kein Interesse gezeigt

Seine zwei jüngeren Brüder hatten weniger Interesse an der Landwirtschaft, sondern sagten früh, sie würden Schreiner und Zimmermann lernen. Daniel Schluep hingegen gefiel das Bauern seit seiner Kindheit. Als ein Lehrer ihm sagte, es gebe aber noch anderes als Kühe und vom Bauern könne man nicht leben, sei er richtig hässig geworden. «Ich habe mir als Schulbub gesagt, jetzt erst recht», blickt er zurück. «Und bis heute habe ich meine Berufswahl nicht bereut, denn Bauer ist mehr als mein Beruf, es ist meine Berufung.»

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Keine Mühe damit

«Wie heisst euer Hof?», fragt ihn die Journalistin. Sie hätte weder im Telefonbuch noch in bäuerlichen Verzeichnissen einen Namen gefunden. «Der Hof hat offiziell keinen Namen, aber er ist im Dorf bekannt als «Im Egge Nennigkofe», erklärt der Vater Kurt Schluep. Er ist auf dem Hof aufgewachsen und erinnert sich, dass seine Grosseltern sagten: «Dasch der Egge do.» Allerdings gehe die Bezeichnung immer mehr verloren. Seine drei Söhne bilden die vierte Generation auf dem Betrieb. Auffallend sind die altehrwürdigen Gebäude, alle in gutem Zustand. Stolz erklärt der Besitzer: «Die meisten stehen unter Heimatschutz. Im Gegensatz zu dem, was man oft hört, habe ich keine Mühe mit dieser Nichtregierungsorganisation.» Von jeher habe er sich an diese gewandt, wenn ihm etwas schützenswert erschien. Stets habe man eine zufriedenstellende Lösung gefunden, für beide Seiten.

Neue «Accessoires»

Die Familie führt die Journalistin in die «Kinderstube» zu den Kälbchen neben dem Stall. Dort liegen wohlig zwei herzige Exemplare im tiefen Stroh, bekleidet mit Mäntelchen. Auf die Frage, ob das die neue Mode sei, klärt Daniel Schluep auf: «Es gibt dieses ‹Accessoire› für die Kleinsten seit einiger Zeit. Wir haben zwei solche atmungsaktiven Decken für je rund 50 Franken gekauft und ausprobiert.» Schnell hätten sie festgestellt, dass diese maschinenwaschbaren Decken geradezu ideal seien für den Schutz bei Wetterwechsel und bei Temperaturen unter 10 Grad C. Sie werden gleich nach der Geburt angezogen und verrutschen dank anatomischem Brust- und Bauchverschluss nicht. Nach rund vier Wochen werden die Kleidchen abgelegt. Schlueps Neugeborene erhalten nun alle diesen Schutz, zu dem sie anderen Bauernfamilien auch raten.

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Ein Muni auf dem Hof

In ihrem Stall standen schon immer Fleckviehkühe; ihnen gefällt diese Rasse. Daniel Schluep sagt, das Ziel sei eine gesunde, langlebige Kuh mit tiefen Zellzahlen, gesundem Fundament und einer angemessenen Milchleistung. Die Milch sollen die Kühe vor allem aus dem betriebseigenen Futter produzieren. «Wir wollen keine Kuh, welche oft krank ist und deshalb viel Antibiotika benötigt.» Im Winterhalbjahr steht jeweils auch ein Muni auf dem Hof «Im Egge», zurzeit ist es der Red-Holstein-Stier Mikado. Gerade im Hinblick auf die kommende Abstimmung legt der junge Bauer grossen Wert darauf, der nichtbäuerlichen Bevölkerung ans Herz zu legen, dass Kühe in der Schweiz nachweislich gut gehalten werden und Familienanschluss geniessen. Dies zeige die hohe Anzahl an Tieren mit einer Lebensleistung von über 100'000 kg. 20 Züchterfamilien aus dem Kanton Solothurn erhielten diese Auszeichnung an der Delegiertenversammlung; 52 wurden für eine Lebensleistung von über 80'000 kg geehrt.

Nicht genug sagen

«Der heutige professionelle Umgang mit Milchkühen hält den vielen klimakritischen Forderungen stand», ist der neue Präsident überzeugt. Zugleich leiste die Haltung produktiver, langlebiger Tiere mit hohem Raufutterpotenzial einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Lebensmittelversorgung bei. «Wir können das nicht oft genug wiederholen», ruft Daniel Schluep die Bauernfamilien auf.

Betriebsspiegel «Im Egge»

Name: Kurt und Barbara Schluep mit Sohn Daniel
Ort: Nennigkofen
Arbeitskräfte: Neben dem Betriebsleiterehepaar ist seit zwölf Jahren der Sohn Daniel auf dem Betrieb angestellt. Die anderen Söhne Beat (Zimmermann) und Adrian (Schreiner), arbeiten auswärts, helfen aber auf dem Betrieb, wenn es nötig ist. Die Mutter Barbara Schluep springt für Spontaneinsätze ein.
Produktionsart: ÖLN/IP-Suisse
Fläche: 55 ha, inkl. Wald. Anbau von Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Raps, Mais, Kartoffeln und Gras
Viehbestand: 45 Milchkühe, (Milch geht an mooh).
Nebenerwerb: Freitags gibt es bei Schlueps immer Brot, Zopf, Eier und Kartoffeln zu kaufen.