Geblähte Schweine sind heute eine der häufigeren Abgangsursache in der Schweinemast. Dahinter könnte das Hämorrhagische Intestinal-Syndrom, kurz HIS stecken, eine Verdrehung des Darms. Darmverdrehungen können nicht behandelt werden und sind tödlich. Die Wahrnehmung seitens der Branche hat in den vergangenen Jahren gegenüber dieser ausgesprochenen Faktorenkrankheit eher zugenommen. Dies ist nicht verwunderlich. Einerseits schmerzt den Mäster den Abgang eines vielleicht 90 Kilo schweren Schweines, anderseits ist über HIS vergleichsweise wenig bekannt. Nun wird in der Schweiz geforscht, die BauernZeitung hat über das 1,2 Mio-Projekt, je zur Hälfte von Bund und der Branche getragen, berichtet.

Zuchtprogramm à la Schweiz

Andreas Hofer, Projektleiter Zucht bei der Suisag in Sempach, orientierte kürzlich an der traditionellen Landi-Schweinehaltertagung im Luzernbiet, bzw. dieses Jahr halt online. Die Einflussfaktoren sind vielfältig und können den Umweltfaktoren Fütterung, Hygiene und Management zugeordnet werden (siehe Kasten unten). Und welche Rolle spielt dabei die Genetik? Das Schweizer Zuchtprogramm hebt sich von den meisten ausländischen deutlich ab. Anstatt auf möglichst viele Ferkel mütterlicherseits und rasch möglichst viel Fleisch väterlicherseits, wird in der Schweiz seit Jahrzehnten erfolgreich eine Qualitätsstrategie gefahren. Bei den Müttern der Mastjager (Edelschwein × Landrasse) wurde stets ein Augenmerk auf die Muttereigenschaften gelegt, vor allem auch aufgrund des freien ­Abferkelns. Und auf der Vaterlinienseite ist die Fleischqualität mit ein Grund, weshalb Schweinefleisch hierzulande nicht als «das Fleisch des armen Mannes» gilt.

Bei den Vätern der Mastschweine sieht das Zuchtprogramm prioritär Premo vor, hervorgegangen aus Edelschwein Vaterliniengenetik. Daten aus der Endprodukteprüfung zeigen gute Mastleistung, optimale Fleischigkeit und beste Fleischqualität. Unter dem Strich lässt sich für Mäster mit dieser Genetik am meisten Geld verdienen. Anstrengungen und Erfolge blieben im Ausland nicht unbemerkt. «Die Nachfrage nach Schweizer Rassen zieht an», freut sich Suisag-Geschäftsführer Matteo Aepli. Anfragen und Kunden kommen dabei nicht nur aus den Nachbarländern, der Logistik zum Trotz.

Werkzeuge zur Selektion

Ein Feldversuch eines Schweinevermarkters zusammen mit Suisag zeigte, dass es einerseits grössere Betriebsunterschiede zu HIS gibt bei derselben Vaterrasse. Anderseits sei der weisse Endprodukteeber Premo mit grösserer Streuung aber stärker betroffen als Nachkommen der Duroc-Eber. «Es gibt einen Rassenunterschied, es gibt aber auch grosse Betriebsunterschiede», fasste Andreas Hofer zusammen. Dazu soll nun aber mehr in die Tiefe geforscht werden. Das Teilprojekt Genomik könnte zu mehr Informationen bezüglich der Rolle der Genetik bei HIS führen. Bereits wurden 1200 Proben gesammelt, welche im Labor der Uni Bern aufbereitet wurden. 1000 dieser Proben gehen noch im März zur Sequenzierung an ein Labor in den USA.

Ziel ist nach Abschluss des Forschungsprojekts ein Selektionswerkzeug zur Selektion innerhalb der Rasse zu haben. Und bei den vielen Umweltfaktoren wird im anderen Teilprojekt ein Beratungswerkzeug zur Identifikation von Risikofaktoren entwickelt. Experten verschiedener Fachgebiete arbeiten beim Schweizer Forschungsprojekt zusammen. Damit habe man gute Erfolgschancen, aber natürlich keine Garantie, so Hofer. Und bis zu den ersten Erkenntnissen raten Branchenkenner dazu, den Ball flach zu halten. Bereits aktiv werden und sich Gedanken über mögliche Anpassungen machen sollten sich Problembetriebe. Hier kann der Schweinegesundheitsdienst weiterhelfen.

 

HIS-begünstigte Faktoren

Viele Faktoren haben Einfluss auf mögliche Darmverdrehungen. Eine stichwortartige und wohl nicht abschliessende Aufzählung:

Hygiene

Fütterungshygiene
Zusammensetzung der Keimflora
Antibiotikum-Einsatz
Futterlagerung

Fütterung

Keimgehalt Futter
Futterzusammensetzung (einzelne Komponenten)
Rohfasergehalt
pH
Säure
Wassergehalt
Intensität
Menge
Vermahlungsgrad

Management

Fütterungstechnik
Stabilisierung Nebenprodukte
Stressoren rund um die Schweine
Mastintensität

Genetik

Rasse
Zuchtlinie
Typ
Anfälligkeit
Mikrobiom

Quelle: X. Sidler, UZH