«Was muss man Kälbern antun, damit sie nicht glänzen?», lautete einer der drei Referatstitel an einer Fachtagung von Hokovit vergangene Woche. Dieser Titel war bewusst sehr provokativ gewählt, denn dem Fell des Rindviehs wird oft zu wenig Beachtung geschenkt.
Als Aussendienstberater bei Hokovit trifft Christian Geisseler dies oft auf Betrieben an: Die Tiere «sehen nicht ‹wüest› aus, aber trotzdem: Sie haben ein struppiges Fell», hielt Geisseler fest. Nebst dem Teilpensum bei Hokovit führt er einen Milchviehbetrieb mit 70 Kühen im Kanton Luzern.
Das gute alte Wissen
Das Fell ist ein wichtiger Gesundheits-Indikator, dem früher oftmals mehr Beachtung geschenkt wurde als heute. Denn den Viehhändlern standen damals noch keine Leistungsblätter zur Verfügung. Sie achteten auf bestimmte Merkmale. Sie bewerteten das Tier anhand des Ohrenspiels, des Blickes «und ob das Fell anliegend und glänzend oder stumpf und gestellt ist», so Geisseler weiter.
Reto Tobler, Ressortleiter Agrar Schweiz von Hokovit, stimmte zu: «Wir wollen möglichst glänzende Kühe und Kälber. Sie sollen aussehen wie eingeschmiert, ohne dass wir sie einschmieren.» Ein glänzendes Fell sei ein Zeichen eines gesunden, stoffwechselstabilen Tieres. Ein struppiges Fell hingegen sei ein Hinweis auf Stressoren für das Tier. Diese können etwa Hitzestress oder eine Transitphase sein, welche nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussbar sind. Doch es gibt auch diverse Stressoren durch Management- und Fütterungsfehler: ungeeignete Abtränkemethoden oder andere zu schnelle, ungewohnte Umstellungen, die man als Tierhalter(in) vermeiden oder zumindest minimieren kann. «Und genau dort versuchen wir mit unseren Mikronährstoffen im Milchpulver oder auch im Aufzuchtfutter die Darmgesundheit zu stabilisieren, damit die Tiere vitaler und effizienter in der Futterverwertung sind», erklärte Tobler.
Auch wenn die Dichte und Länge der Haare von der Jahreszeit und der Rasse abhängig sind, sollte das Fell nicht stumpf sein – egal, bei welcher Rinderrasse. Gesunde Tiere haben ein glatt anliegendes, glänzendes und sauberes Fell.
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Struppiges Haarkleid bei Kälbern
Bei Kälbern kann beispielsweise eine zu hohe Milchmenge und ein anschliessendes zu abruptes Absetzen einen undichten Darm fördern. Die Kälber geraten dann beim Absetzen der Milch in eine Stresssituation. Mögliche Folgen davon können Wachstumsdepressionen und ein struppiges Fell sein. Um dies zu verhindern, sollten Kälber mit einem guten Tränkeplan abgetränkt und bereits ab dem ersten Lebenstag mit Kälberaufzuchtfutter mit Mikronährstoffen angefüttert werden. So können sie sich an das optimale Festfutter gewöhnen und ein stressfreies Absetzen der Milch ist gewährleistet.
«Dank der Mikronährstoffe werden die Darmwände besser geschützt und damit die negativen Stress-Auswirkungen stark vermindert», erklärte Geisseler. Als Beispiel nannte er das Leaky-Gut-Syndrom.
Milchpulver statt Kuhmilch
Bei Kälbern spielt nicht nur das Absetzen, sondern auch das Tränken eine zentrale Rolle. Die Qualität der Milch sollte beim Vertränken konstant gleich sein. Dazu eigne sich das Tränken mit Spezialmilchpulver. Dadurch seien die Hygiene und eine optimale, immer gleichbleibende Nährstoffkonzentration sowie die wichtige Versorgung mit Mikronährstoffen gewährleistet. Deshalb sei spezielles Milchpulver für die Aufzuchtkälber insgesamt besser geeignet als Kuhmilch zu etwa gleichen Kosten.
Christian Geisseler hat zum Jahresbeginn 2024 seine Kälberfütterung von eigener Kuhmilch auf Milchpulver umgestellt. «Ich bin erschrocken, wie gleichmässig Kälber im Mist sein können und wie frohwüchsig diese sich entwickeln können», sagt Geisseler. Zuvor habe es bei seinen Kälbern immer mal wieder Verzehrschwankungen und somit einen Wachstumsknick gegeben. Dies sei nun viel weniger der Fall und die Tageszunahme sei sogar leicht gestiegen. Aber trotz der Hilfe des Milchtaxis liegt hier der Schlüssel beim genauen Arbeiten, um ein gleichmässiges Tränken gewährleisten zu können.