Am 24. März 1983 wird im Stall von Christian Pauli im Bernischen Rüschegg-Gambach ein Freibergerfohlen geboren. Was dereinst aus dem kleinen Max, wie Pauli ihn nannte, einmal werden wird, hat damals sicher niemand geahnt.
32 Jahre später stehen in Avenches VD im Innenhof des Schweizer Nationalgestüts 14 frisch gekörte Freiberger in Reih und Glied. Sie werden als Zuchthengste in das Herdbuch der Freibergerrasse eingetragen. Elf von ihnen führen in ihren Adern das Blut von Max.
Es ist eine Geschichte, die berührt, die fasziniert und auch staunen lässt. Sie erzählt den Weg von Max, der als gekörter Hengst auf den Namen Hulax (H-Linie) umbenannt wurde und die Freibergerzucht massgeblich beeinflusst hat. Das zeigen 32 Jahre später die, anlässlich der Körung, im Gestüts-Innenhof stehenden Junghengste. An dieser Körung in Avenches war auch Jean-Pierre Graber. Graber, mit Jahrgang 1945, ist auf einem Hof in Sornetan BE aufgewachsen. Bereits jung trat er in den Dienst des Tierzuchtsekretariats des Kantons Bern ein. Er ist ein Kenner der Freibergerzucht und auch der Autor des neu erschienenen Buches «Das unglaubliche Schicksal von Max». Das Buch handelt von Hulax.
Die Sache mit der hohen Blutsverwandtschaft
Jean-Pierre Graber realisierte 2015 an der Körung der Hengste, was Hulax, insbesondere über seinen Sohn Hendrix, der Freibergerrasse für ein Vermächtnis hinterlassen hat. Unweigerlich machte sich Graber Gedanken zur Blutsverwandtschaft innerhalb dieser Rasse. Und damit ist er nicht alleine. Auch beim Schweizerischen Freibergerverband SFV hätten diese Gedanken die Runde gemacht, wie Graber in seinem Buch schreibt. «Seit 20 Jahren setzt sich der Hengst Hendrix mit seinen genetischen Stärken erblich in der Freibergerzucht durch. Ich versuche in meinem Buch dieses Phänomen einerseits am Beispiel der unglaublichen Geschichte von Max, alias Hulax, und andererseits unter Einbezug seiner väterlichen und mütterlichen Abstammung zu erörtern», schreibt Graber in seiner Einleitung des Buchs. Auf der kommenden Doppelseite sind sie dann aufgeführt: Alle Hengste, die 2015 in Avenches zum Test antraten. Fett gedruckt jene Namen der Hengste, die väterlicherseits über die H-Linie oder auch mütterlicherseits auf den Hengst Hulax zurückgehen. Durch Hendrix, Hermitage, Havane, Hidao, Houston, Hâtif aber auch Euridice und Euro hat sich Hulax in diesem Jahrgang verewigt.
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Diesem Hengst hat die Freibergerzucht viel zu verdanken. Hunter am Heuwender ist Hulax’ Vater. (Bild Fritz Heller)
Am Gestüt eingeschläfert
Der Autor erzählt die wunderbare Geschichte von der Geburt von Max bis hin zu seinem Tod aus Sicht des Hengsts selbst. Untermalt ist das Ganze mit vielen Fotografien und Erinnerungen aus jener Zeit. Hulax trat 1990 die Dienste des Nationalgestüts ein. Dort starb er 11 Jahre später an einem Darmriss, dem eine schwere Kolik voranging. Wohl nicht einmal dann war der Freibergerfamilie bewusst, was für ein Hengst am 28. Januar 2001 für immer die Augen geschlossen hatte.
Der Glaube an Hengste
Jean Pierre Graber lässt in seinem 150 Seiten umfassenden Werk nicht nur Hulax erzählen, sondern legt seinen grossen Schatz an fundiertem Wissen zur Rasse offen dar. So durchleuchtet er Abstammungen von Hengsten, Stutenstämme, hinterfragt das Einführen von Fremdblut, und gibt Einblick in die Geschichte der Rasse. Und diese wurde nicht nur von Pferden, sondern auch von Menschen geprägt. Menschen, wie Joseph Monnat, die an ihre Hengste glaubten. So ist es schliesslich ihm zu verdanken, dass Hulax überhaupt als Zuchthengst zum Einsatz kam. Denn Hulax wurde erst nach Einreichen eines Rekurses durch den Hengsthalter von den zuständigen Richtern selektioniert. Bereits Hulax Vater Hunter hatte Jahre zuvor das Gleiche erlebt.
H-Linie sicherte die Rasse
«Beim Betrachten der letzten hundert Jahre Freibergergeschichte wird man sich bewusst, dass sich die H-Linie seit Vaillant und seinem Sohn Ravachol über die vielen Generationen wie ein roter Faden durchzieht und der Hengst Hunter in seiner Ahnenreihe mit seinen beiden Söhnen Humeur und Hulax ein Glücksfall für die heutige Freiber-gerzucht darstellt», schreibt Jean-Pierre Graber. Ihnen gebühre Dank, denn sie hätten den Fortbestand der ganzen Rasse gesichert. In Grabers Augen wäre es falsch, wenn bewährte H-Hengste nach einer erfolgreichen Zuchtkarriere aus Angst vor möglicher Inzucht zurückgezogen würden. So, wie es beispielsweise dem Ausnahmehengst Havane geschehen ist. Das sei auch der Grund weshalb das Nationalgestüt auf den Kauf des Hengst Hara-Kiri verzichtet habe, plaudert Graber aus dem Nähkästchen. Dieser steht als Basishengst im Besitz von André Jeanbourquin.
Jean-Pierre Graber hat mit dem Buch «Das unglaubliche Schicksal von Max» ein weiteres Werk geschaffen, das in das Bücherregal jedes Freibergerzüchters gehört. Und das fasst er selbst in einem Satz zusammen: «Vergesst nie, dass eine Rasse, deren Vergangenheit man nicht kennt, keine Zukunft hat.»
Hier kann das Buch bestellt werden
Das Buch mit 160 Seiten kostet 45 Franken und kann unter der Mail-Adresse olga.saladin(at)originalfreiberger.ch bestellt werden.