«ASP-Bekämpfung ist ein Marathon, kein Sprint», fasste Schweinezüchter Frank Tiggemann seine Erfahrungen nach rund eineinhalb Jahren zwischen zwei ASP-Sperrgebieten zusammen. Dies im Rahmen einer Online-Weiterbildung der Agridea. Er teilte sein Leid mit Schweizer Berufskollegen und mahnte, das Ganze nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, auch wenn man vermeintlich gut vorbereitet sei auf den Fall der Fälle.
Schweine bringen kein Geld
Vorbereitet war auch er mit seinem Betrieb, den er vor 24 Jahren übernehmen konnte. Dieser liegt im Osten von Deutschland in der Region Brandenburg. Auf den 2700 ha wird Ackerbau betrieben, dazu kommt die Jungsauenvermehrung mit 1700 Sauen und als weitere Standbeine Geflügelmast und eine Biogasanlage. Der Hof liegt innerhalb der Zone, in welcher im Herbst 2020 das erste ASP-Wildschwein in Deutschland geortet wurde. Zum Glück liege der Umsatz der Schweinezucht gesamtbetrieblich bei «nur» einem Drittel. Ansonsten würde es ihm bereits gleich ergehen, wie einem Berufskollegen und Abnehmer seiner Jungsauen. Dessen Stall, erbaut für 1800 Sauen, stehe nämlich leer. Aktuell subventioniere er die Schweinehaltung quer. Nebst den Mehrkosten und dem schleppenden Absatz kommen sehr tiefe Schweinepreise dazu.
Da der Betrieb im Einzugsgebiet von gleich zwei ASP-Gebieten liegt und nach den Erfahrungen der letzten Monate, geht der Landwirt davon aus, dass auch in absehbarer Zeit immer zumindest eine Zone mit ASP-Funden auf dem Radar bleibt. «Sperrgebiet» heisst die Konsequenz. Dieser erste Fund, Ende September 2020 in Märkisch-Oderland, war einschneidend. In einer ersten Zeit galt ein Bewirtschaftungsverbot der Flächen in der Kernzone und ein Stopp für sämtliche Schweinebewegungen. «Die Tiere wurden viel zu schwer», sagte Frank Tiggemann. Noch heute verlaufe der Absatz zäh, was auch damit zu tun hat, dass nur drei Schlachtbetriebe in Deutschland Tiere aus ASP-Regionen verwerten. Und die Schweine müssen vor dem Verlassen des Betriebs untersucht werden, was ihn als Jungsauenvermehrer stark betrifft.[IMG 2]
Rund 80 Prozent der Betriebe in der Region, darunter auch seiner, waren versichert gegen ASP. «Waren» deshalb, weil die Versicherung die Mehrkosten in der Regel nur während einem Jahr übernimmt. Danach bräuchte es ein neues Ereignis, etwa ein Ausbruch im Bestand. Über 600 000 Euro habe ihn das Ganze bereits gekostet.
Staat unternehme zu wenig
Der staatliche Zustupf von 20 000 Euro sei ein Tropfen auf den heissen Stein. Von der Politik fühlen sich die betroffenen Landwirte im Stich gelassen. Es sei zwar eine gewisse Empathie spürbar, aber unternommen werde nichts. Auch, weil die Schweinehaltung in der Region im Vergleich eher unbedeutend sei. Und zudem möge man die Branche wohl auch nicht besonders, vermutet Frank Tiggemann. Die Verantwortung werde vom Bund auf die Länder, und von diesen auf die Kreise weitergeschoben. «Deutschland läuft der Seuche hinterher», so sein Fazit. Belgien, Frankreich oder Tschechien, die zwar teilweise nur punktuelle Ausbrüche von ASP hatten, handelten zielorientierter. «Europa schaut mit Entsetzen auf die Unfähigkeit Deutschlands bei der Tierseuchenbekämpfung», beschrieb der Bauernpolitiker die Stimmung. ASP schädige die gesamte Landwirtschaft.
Absatz muss gesichert sein
Seine Empfehlung an die Schweiz? Unbedingt die Biosicherheit auf ein Maximum hochfahren. Zudem brauche es einen Krisenplan für den Absatz in Zusammenarbeit mit den Vermarktern und Schlachthöfen. Der Absatz der Schlachtschweine müsse jederzeit sichergestellt sein, ansonsten ende es für die betroffenen Schweinehalter in der Katastrophe. Dabei erwähnte er einen Fall, wo 6000 Schlachtschweine ein Lebendgewicht von 170 Kilo erreichten.