In etlichen Gebieten der Ostschweiz sind ­Mäuse eine grosse Plage. Die Populationen befinden sich zahlenmässig auf hohem Niveau oder steigen sogar an. «Viele Bauern fühlen sich wie in einem Hamsterrad, sie kommen mit dem Mausen nicht mehr nach», stellte Daniela Paul vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) kürzlich am Kurs «Wie kann ich effizient mausen?» fest. 

Als Kind mit dem Mausen angefangen

Der Tageskurs fand auf den Wiesen von Adrian Gmür in Algetshausen im sankt-gallischen Fürstenland statt. Auf dem Land, auf welchem der Landwirt Futter für seine Milchkühe anbaut, waren deutliche Spuren von Mäuseaktivitäten zu sehen.  «Es ist eine geeignete Jahreszeit, um zu mausen. Die Mäuse haben sich noch nicht vermehrt und die Haufen sind gut auszumachen. Zudem schadet es jetzt nicht, wenn man darauf herumläuft», sagte Norbert Ricklin. Der Bauer aus Gommiswald war vom LZSG eingeladen worden, um zu zeigen, wie man mit dem Muuserchnecht Fallen stellt. Ricklin, der schon als Kind mauste, tüftelt seit langem an der Technik und hat vor einigen Jahren den Muuserchnecht erfunden. Dabei handelt es sich um ein Hilfsgerät, welches das Mausen mit der Ringlifalle effizienter macht. 

Ricklin machte es den Kursteilnehmer(innen) vor: Zunächst sind die Stellen auszumachen, unter denen sich Mäusegänge befinden. Dazu sticht man mit dem Suchstab 5 cm durch den Wasen. Wo es passt, ist mit dem stählernen Muuserchnecht eine kreisrunde Scheibe Erde auszustechen, um den Gang freizulegen. Dorthin wird sorgfältig die Falle platziert, oder vielleicht auch zwei oder sogar drei, wenn mehrere Gänge zusammenlaufen. Doch vorher ist die Ringlifalle scharf zu stellen. Um das Ringli zwischen die Spange zu klemmen, braucht es etwas Geschicklichkeit und Kraft in den Fingern. Der Wasen wird in das Loch zurückgedrückt, zur Markierung ein Fähnchen darauf gesteckt – die Maus darf kommen.[IMG 3]

Es sieht aus wie auf dem Golfplatz

Nach Norbert Ricklins Anweisungen machte sich die Kursgruppe selbst ans Fallenstellen und innert Kürze war die Wiese voller Fähnchen, fast wähnte man sich auf einem Golfplatz. Der Kurs bot zudem die Gelegenheit, mit der Topcat einen zweiten Fallentyp auszuprobieren. Bei dieser handelt es sich um eine massive Schlagfalle, die in den Boden gesteckt wird und einfach zu handhaben ist. Nach dem Mittag erfolgte die erste Kontrolle der Fallen, in manchen lag bereits eine tote Maus. Am Ende des Kurstages war die Zahl der erwischten Tiere auf rund 80 angestiegen. 

Ricklin schätzte, dass auf dem Land von Adrian Gmür derzeit etwa 200 Mäuse pro Hektare leben. Demnächst beginnt die Nachwuchssaison: Bis zum Herbst sind mehrere Würfe mit jeweils mehreren Jungen zu erwarten, die Tragzeit beträgt drei Wochen. Es mangle an natürlichen Fressfeinden, welche die Mäusepopulationen regulieren helfen, so Daniela Paul. Sie nannte Beispiele: Schleiereule, Wiesel, Hermelin, Fuchs oder Mäusebussard. Um diese zu fördern, könne man etwa Wieselburgen bauen oder Sitzstangen für Greifvögel errichten.

Haufen weisen auf Schermäuse hin

«Die Maushaufen zeigen, dass hier Schermäuse am Werk sind», so Ricklin. «Sobald sich die Mäuse vermehren, brauchen sie mehr Platz, graben mehr Gänge und die Haufen werden grösser.» Für die etwas kleineren Feldmäuse typisch seien dagegen offene Löcher in der Erde, ohne Haufen. Mit der Zeit lerne man das Verhalten der Mäuse kennen. So seien Schermäuse ausgesprochen lichtscheu und versuchten, offene Gänge wieder zu schliessen. «Diese Eigenschaft kann man beim Mausen nutzen, indem man die Tiere in eine bestimmte Richtung lockt», so der St. Galler. Er wies ausserdem auf die vielen Stellen auf der Wiese hin, wo sich die Gemeine Wiesenrispe ausgebreitet hat. Diese lassen die Mäuse links liegen. 

Die Wurzeln von nährstoffreichen Pflanzen wie Raigras und Löwenzahn hingegen werden gerne gefressen, was diese mit der Zeit schwächt und verdrängt. So kann es zu einer Verminderung der Ernte um schätzungsweise 10 Prozent kommen. Das macht einen Verlust von bis zu einer Tonne Grünfutter pro Hektare. «Mausen lohnt sich fast immer», so Ricklin.

Mausejäger aus Solidarität

Die meisten der über 20 Anwesenden nahmen am Kurs teil, weil sie daheim selbst mit Mäusen zu kämpfen haben. Ein Bauer berichtete von seinen jungen Bäumen, die von Mäusefrass bedroht sind. Und eine pensionierte Bäuerin erzählte, sie habe im letzten Jahr 4000 Mäuse erwischt und die Mäusefalle sei mit ihrem ersten AHV-Geld bezahlt. 

[IMG 5]Ein Landwirt, der sich ebenfalls mit einer Mäuseplage herumschlagen muss, wurde von seiner Tochter begleitet, die zu diesem Zweck schulfrei bekommen hatte. Als Grund für den Kursbesuch wurde beispielsweise genannt, man sei froh um ausgefeilte Tipps zum Mausen oder unzufrieden mit den bisherigen Methoden. Einige sagten, sie hätten auch schon mit Köder oder Gas versucht, den Mäusen den Garaus zu machen. Dabei habe man jedoch wenig Kontrolle über den Erfolg, es sei teuer und schade dem Ökosystem. Zudem waren nicht alle Anwesenden selbst Mäusegeplagte: Ein pensionierter Schreinermeister erzählte, er wolle sich mit der Landwirtschaft solidarisieren und plane, künftig einen befreundeten Bauern beim Mausen zu unterstützten.

Norbert Ricklin war es wichtig zu erwähnen, dass Mausen nicht nur eine unliebsame Pflichtübung sein müsse. «Für mich ist es auch ein Hobby und es macht mir Spass, immer wieder neue Strategien und Techniken zu finden, um dabei möglichst schnell und effizient zu sein.» Im letzten Sommer habe er für sich einen Rekord aufgestellt: 88 Mäuse in vier Stunden. Auch Daniela Paul sieht im Mausen ein Naturerlebnis-Potenzial: «Es könnte auch für Menschen eine interessante Beschäftigung sein, die sonst wenig an der frischen Luft sind.» An den LZSG-Kursen sind daher auch Leute willkommen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, aber offen sind für etwas Neues.

Zwei Mausefallen im Vergleich

Muuserchnecht[IMG 2]

Typ: Ringli-Falle

Vorteile: handlich, viele einzelne Fallen, unauffällig

Nachteile: Handhabung benötigt Kraft

Kosten: 450 Franken (Muuserchnecht inkl. Suchstab, 50 Fallen und 25 Markierstäbe)

Beide Modelle werden in der Schweiz hergestellt. Der Muuserchnecht  ist beim LZSG auf Vorbestellung erhältlich. E-Mail: lzsg.flawil@sg.ch

[IMG 4]Topcat

Typ: Schlagfalle

Vorteile: langlebig, einfache Handhabung und Erfolgskontrolle

Nachteile: Grösse kann abschreckend wirken, einzelne Falle vergleichsweise teuer

Kosten: Suchstab, Falle, Locheisen je 59 Franken