Die Delegierten von Suisseporcs konnten vergangene Woche auch über das Notfallkonzept abstimmen. Vor einem Jahr hatte die Delegiertenversammlung beschlossen, dass ein solches erarbeitet werden soll, falls der Schweinemarkt wieder aus dem Lot geraten würde. Zuletzt musste Ende 2022 bzw. anfangs 2023 im Schweinemarkt interveniert werden. Damals stauten sich die Schweine aufgrund der Überproduktion in den Ställen, sodass die Situation mittels Exporten entschärft werden musste.
Produzenten bestimmen
Auch das nun vorgestellte Notfallkonzept sei der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Branche habe einigen können, betonte der Geschäftsführer von Suisseporcs, Stefan Müller. «Das Konzept soll nicht in den Markt intervenieren, sondern tierschutzrelevante Situationen in den Ställen verhindern», erläuterte er. Zur Erarbeitung der Massnahmen haben auch die Erfahrung aus der vergangenen Krise beigetragen. Die Branche hat sich auch bewusst für einfache Lösungen eingesetzt, die mit den bestehenden Strukturen umgesetzt werden können.
Finanziert werden die Massnahmen von den Produzenten. Sie sind es deshalb auch, die in einer möglichen Krise entscheiden, wann und mit wie viel Geld das Krisenkonzept in Gang gesetzt wird. Massgebend ist dabei die Stimmenmehrheit der Produzenten in der erweiterten Fachkommission Markt von Suisseporcs.
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Proviande koordiniert
Vorgesehen ist, dass die Schweinehaltenden bei einer sich anbahnenden Krisensituation einen Fonds äufnen, um die nötigen Massnahmen zu finanzieren. Gespiesen würde dieser aus einem fixen Beitrag pro Schlachtschwein. Der Jagerpreis würde ebenfalls entsprechend reduziert, sodass Züchter und Mäster gleichermassen bei der Finanzierung mitmachen. Das Inkasso soll nicht zu früh beginnen, sondern erst, wenn die Preise sehr tief sind und sich der Absatz stauen könnte. Damit soll eine klassische Marktsanierung verhindert werden. Die Abwicklung des Inkassos würde Proviande übernehmen.
Ebenfalls würde sie einen Krisenstab Schweinemarkt einberufen und koordinieren. Dort wäre die gesamte Wertschöpfungskette vertreten und dort würden die möglichen Massnahmen evaluiert. Welche dies sind, und welche Akteure sie umsetzen würden, das soll im Krisenfall situativ entschieden werden. Ein eventuell positiver Saldo des Fonds nach Abschluss der Massnahmen würde ebenfalls von Krisenstab verwaltet.
Im Detail geregelt
Damit das Notfallkonzept im Krisenfall schnell anrollen kann, sind genaue Checklisten erstellt worden, nach denen die Branche vorgehen wird. Im Anhang des Notfallkonzepts sind mögliche Massnahmen und deren Vor- und Nachteile aufgelistet. Aufgrund der Wirkung und Machbarkeit stehen dabei Interventionen auf Stufe Jager im Fokus – mit Schlachtungen oder Exporten.
Teilstückimport
Weiterhin keinen Konsens gefunden habe die Branche bei den von den Importeuren gewünschten Teilstückimporten, dies teilte der scheidende Geschäftsführer von Proviande, Heinrich Bucher, in seiner Abschiedsrede mit. Nach bisherigem Reglement wird Schweinefleisch in Hälften importiert. Zur optimalen Ergänzung des Inlandangebots möchten die Importeure, dass nur die gewünschten Teile importiert werden könnten. Die Schweineproduzenten fürchten jedoch einen grösseren Preisdruck, wenn gezielt Edelstücke importiert werden könnten.