Abo Rund 30 Prozent der Rinder in der Schweiz werden heute in einem Anbindestall gehalten. Laut Tierschutzverordnung müssen diese insgesamt 90 Tage im Jahr Auslauf erhalten. Tierwohl STS sieht keine Vorteile in der Anbindehaltung Friday, 1. March 2024 Dass der Schweizer Tierschutz (STS) immer wieder gegen die Anbindehaltung schiesst und sich klar gegen diese Haltungsform positioniert, ist für Konrad Klötzli nichts Neues. Der Bergbauer aus Achseten BE stand acht Jahre lang als Präsident der IG Anbindehaltung vor, letzte Woche hat er an der Hauptversammlung das Präsidium an den SVP-Nationalrat Thomas Knutti weitergegeben. «In der Vergangenheit hatten wir immer einen guten Austausch mit dem STS», bekräftigt Klötzli. Er wünscht sich, dass dies auch mit der neuen Führung möglich sein wird. «Die IG ist jetzt zehn Jahre alt und in dieser Zeit hatten wir nicht nur einen enormen Mitgliederzuwachs, sondern wir zeigen uns nach wie vor kämpferisch, damit die Anbindehaltung auch für die nächste Generation in der Schweiz erhalten bleibt», so Klötzli.

Beim RAUS noch höher

Vor allem kleinere Betriebe und Betriebe in der Berg- und Alpwirtschaft setzen auf die bewährte Anbindehaltung. Laut Konrad Klötzli sind immer noch knapp 50 Prozent der Tiere in dieser Haltungsform untergebracht. «Die Teilname am RAUS ist bei den Anbindeställen deutlich höher als bei den Laufställen», sagt er. Die Anbindeställe stünden für eine ressourcenschonende, tiergerechte und ökologische Tierhaltung, «die namentlich im Berg- und Hügelgebiet von grosser Bedeutung ist», so der scheidende Präsident. Klötzli nennt noch mehr Vorteile: «Der Ammoniakausstoss ist beim Anbindestall viel geringer als im Vergleich zum Laufstall. Die Kosten für Neubauten sind tiefer und die Gesundheit der Klauen und Gelenke ist nachweislich im Anbindestall besser», sagt er. Dass die Kühe im Strohbett trocken, weich und sauber stehen und liegen würden, vermindere das Risiko für Klauenerkrankungen wie Mortellaro doch sehr stark.

Bei drei Schlachthöfen

Im Kanton Bern hat die IG Anbindestall bei drei Schlachthöfen, die viele Notschlachtungen durchführen, auch Daten erhoben über die Abgänge. Während der Erhebung gab es einerseits keine unfallbedingten Abgänge aus den Anbindeställen (nur einige Fälle in Folge von Festliegen, Geburts- oder Fruchtbarkeitsproblemen von ausschliesslich älteren Kühen waren dabei). Andererseits waren die Abgänge aus Laufställen zu 92 % unfallbedingt, hauptsächlich durch Vergritten, Becken-, Rücken- oder Beinbrüche. «Da soll mir niemand sagen, auch nicht der STS, dass der Anbindestall ein Auslaufmodell ist», sagt Konrad Klötzli klar und deutlich.

Die Detailhändler

Natürlich verfolge die IG auch die Entwicklung der Detailhändler mit Argusaugen. Denn Aldi Deutschland will keine Milch mehr aus der Anbindehaltung. Um zu verhindern, dass sich die deutschen Verhältnisse hierzulande in die gleiche Richtung entwickeln, ist Klötzli mit seiner Crew letztes Jahr auf die Schweizer Detailhändler zugegangen und hat das Gespräch gesucht. Coop habe verlauten lassen, dass man hier keinen Handlungsbedarf sehe. Auch den Schweizer Aldi-Chef Jêrome Meyer habe man eingeladen, nach Bleiken zu kommen, wo ihm die IG den Anbindestall der Familie Graf zeigte. «Meyer sagte klar und deutlich, dass Aldi Schweiz gegenüber Deutschland unabhängig ist, und er zeigte sich begeistert vom Aufstallungssystem und von den sauberen Kühen der Familie Graf», so Klötzli abschliessend.


Bundesrat Albert Rösti besucht die IG Anbindestall

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Die Mitglieder der IG Anbindestall trafen sich letzten Freitag in Rüeggisberg BE zu ihrer Hauptversammlung. Gegen 200 Mitglieder, so viele wie noch nie, strömten ins Gurnigelgebiet. Am Nachmittag wurde der schöne Reinzuchtbetrieb von Roland und Brigitte Knutti in Riggisberg BE besucht. Knuttis halten ihre Kühe in einem Anbindestall.

Die Tiere bei Knuttis sind in einem tadellosen Zustand, eingestreut in viel Stroh, fühlen sie sich sprichwörtlich «sauwohl». Auf ihrem Betrieb sprach auch Bundesrat Albert Rösti zur Versammlung und gratulierte der IG zu ihrem 10-Jahr-Jubiläum. «Die Familie Knutti hat wunderschöne Kühe hier und ich habe früher zu Hause unseren Kühen auch noch die Schwänze gewaschen», sagte Rösti, der Bauernsohn aus dem Berner Oberland, lachend.

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Für Konrad Klötzli war es die letzte Hauptversammlung, der er als Präsident der IG vorstand. Seit 2016 war er deren Präsident. Nun gibt er das Präsidium an den bisherigen Vizepräsidenten und SVP-Nationalrat Thomas Knutti weiter. Klötzli hatte in seiner Amtszeit mehr Mitglieder als manch anderer gewinnen können. Er war in der ganzen Schweiz präsent und scheute sich nicht, auch bei den Behörden anzuklopfen. Er hat es sogar fertiggebracht, dass in seiner Amtszeit zwei Bundesräte an einem der Anlässe der IG dabei waren. Als neustes prominentes Mitglied konnte er den Ständerat Werner Salzmann gewinnen.

Bei seiner Vorstellung sagt Thomas Knutti, dass er sich bei der IG in Bern oben voll einsetzen werde. «Die IG ist ein wichtiger Verein», hält er fest. Der Anbindestall sei kein Auslaufmodell und es gelte, diesen zu verteidigen. «Wir werden da Gegensteuer geben», zeigt sich Knutti kämpferisch. Im Vorstand wurde der Geschäftsführer Simon Meyer für vier weitere Jahre bestätigt. Ferdi Zumbühl demissionierte, an seiner Stelle rückt der Urner Bergbauer und Braunviehzüchter Heinz Planzer aus Bürglen im Vorstand nach. Verdankt wurde auch Adelheid Graf für ihren grossen Einsatz zugunsten der IG.