«Für uns war immer klar, dass wir nicht bis 65 bauern wollen», sagen Andreas und Regine Bösiger einstimmig. Erst recht nicht, als bekannt wurde, dass keines ihrer Kinder den Betrieb übernehmen will. Nun hat das Bauernehepaar aus Wanzwil seinen Betrieb auf den 1. Januar 2023 ausserfamiliär verpachtet.

Den Schritt gewagt

Sie sind froh, haben sie diesen Schritt gewagt, froh, die Verantwortung über den Betrieb abgeben zu können. Sie hadern nicht mit der Vergangenheit, sondern freuen sich auf das, was noch kommen wird: mehr Freizeit und mit kleinen Tagesausflügen die Schweiz entdecken. Andreas Bösiger ist jetzt nicht mehr der Chef im Stall, sondern er wurde vom Pächter angestellt. 60 % arbeitet er auf seinem eigenen Betrieb mit. In diesen 60 % ist Bösiger vor allem für die Betreuung der Grauvieh-Mutterkuhherde verantwortlich. Die Herde umfasst 25 Mutterkühe mit Kälbern und 12 Aufzuchtrinder. Beschäftigung findet der Landwirt auch in seinem Wald mit acht Hektaren.

Erfolg und Schicksal

Andreas und Regine Bösiger haben die Verpachtung ihres Betriebes gut überlegt. Wenn sie ein Ziel verfolgen, verfolgen sie es hartnäckig und bringen ihre Idee bis ans Ende. So war es auch, als sie von der Milchproduktion auf die Mutterkuhhaltung wechselten. So war es auch, als sie ihren Betrieb den Bio-Richtlinien anpassten. Sie haben ihren Betrieb fast 30 Jahre lang geführt. Sie gingen durch dick und dünn, konnten viele Erfolge feiern, mussten aber auch Schicksalsschläge verkraften. «1992 haben wir den Betrieb von meinen Eltern gepachtet und dann 1996 gekauft», sagt Andreas Bösiger am Küchentisch. Als die Kinder andere Berufswege einschlugen, wurde ihnen klar, dass sie wohl die letzte Bösiger-Generation sein werden, welche ihren 26 ha grossen Betrieb bewirtschaftet. Als der Sohn 2013 doch noch eine landwirtschaftliche Ausbildung machte, kam noch einmal Hoffnung auf. Andreas Bösiger haderte mehr als seine Frau, als klar wurde, dass der Sohn den Betrieb doch nicht übernehmen wollte. «Von da an kam der Gedanke auf, dass wir unseren Betrieb ausserfamiliär verpachten wollen, ein Verkauf kam für uns nie in Frage», hält Regine Bösiger fest.

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Ein junger Betriebsleiter

Der Entscheid, den Familienbetrieb ausserfamiliär zu verpachten, kam nicht von heute auf morgen, die Idee reifte langsam in ihren Köpfen. Als Andreas Bösiger 2020 einen schweren Arbeitsunfall hatte und seine Frau den Betrieb fast im Alleingang schmiss, merkten beide, dass es so nicht mehr weitergehen kann. «Dank der Unterstützung eines jungen Landwirts aus der Umgebung konnten wir die Arbeit bewältigen», sagt Regine Bösiger rückblickend. Ab diesem Zeitpunkt wurde ihnen klar: Jetzt müssen sie handeln, die Sache in die Hand nehmen. Doch wem könnten sie den 26 ha grossen Biobetrieb übergeben, wem könnten sie die Saatzucht mit Mutterkuhhaltung schmackhaft machen? Es war naheliegend, dass sie zuerst den jungen Bauern fragten, der sie in der schwierigen Zeit unterstützte. Doch dieser lehnte ab und die Suche ging weiter. «Mit Daniel Beck haben wir nun den richtigen Pächter gefunden», sind Bösigers überzeugt. Es ist ein junger Betriebsleiter aus dem Nachbardorf, ein Mann, den sie gut kennen.

«Hat uns nie gestört»

«Der Gedanke, dass wir auf unserem Betrieb nicht mehr der eigene Chef sind, hat uns nie gestört», sagen Bösigers und schauen sich gegenseitig an. Ihnen fiel es nicht schwer, loszulassen, für sie war es eine Erleichterung, nach der Vertragsunterzeichnung nicht mehr die Verantwortung über den Betrieb zu haben. Ein Vorteil ist sicher, dass weder Bösigers noch der Pächter beim Ökonomieteil wohnen. Dennoch gehöre eine offene Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen zum Erfolgsrezept dazu. Dies begann schon bei der Übernahme des Inventars. Sie sind auch nicht die Verpächter, welche tagelang am Fenster stehen würden, um den Pächter bei seiner Arbeit zu beobachten. «Wenn Fragen aufkommen, stehen wir ihm natürlich mit Rat und Tat zur Seite», halten Bösigers fest.

Ein schwerer Unfall

Obwohl Andreas Bösiger mit Jahrgang 1961 und Regine Bösiger mit Jahrgang 1964 noch nicht pensioniert sind, haben sie den Entschluss nie bereut, die Weichen für ihren Betrieb noch vor ihrem Pensionsalter zu stellen. «Was hätte es uns gebracht, wenn wir unseren Betrieb noch drei, vier Jahre länger bewirtschaftet hätten», sagen beide klar und deutlich. Der Zeitpunkt mit Daniel Beck sei richtig, mit ihm wurde die ideale Lösung gefunden. Die Verpächter sind glücklich, haben sie diesen Schritt gewagt. Denn als Regine Bösiger im Frühjahr 2022 einen schweren Unfall mit einer Mutterkuh hatte und um ihr Leben kämpfen musste, wurde bei ihrem Mann im selben Jahr im Herbst Krebs diagnostiziert. Sie waren damals froh, haben sie die Betriebsübergabe in die Wege geleitet.