Im letzten Trächtigkeitsmonat brauchen die Kühe einen breiteren Liegeplatz. Die Liegeboxen sollten eine Boxenbreite von 135 cm aufweisen. Durch das Mehrgewicht, welches durch Kalb, Fruchtwasser und Eihaut entsteht, ist das Aufstehen anstrengender. Aus diesem Grund sollten die Boxen einen genügend grossen Kopfschwung ermöglichen. Die Gesamtlänge der Liegebox inklusive Kopfraum sollte mindestens 3,25 m betragen.

Nackenrohr leicht berühren

Als Faustregel für die richtige Platzierung des Nackenrohrs gilt: «Die Kuh kann mit geradem Rücken und allen Vieren in der Liegebox stehen und berührt das Nackenrohr nur leicht.»

Wenn es die Einrichtung des Stalls zulässt, ist die Haltung auf Tiefstreu für die Galtkühe am komfortabelsten, da sie dort jegliche Liegepositionen ohne Einschränkung einnehmen können. Damit das Tiefstreu trocken und sauber bleibt, braucht es pro Tier 10 m2 Fläche und pro Tag und Tier muss ein Kilogramm Einstreu aufgewendet werden. Im Sommer muss auf eine gute Frischluftzufuhr geachtet werden, damit die Wärme und Zersetzungsgase der Matratze abtransportiert werden. Zudem sollten Fliegen konsequent bekämpft werden.

Der Gruppenwechsel, welcher beim Trockenstellen stattfindet, und der Wechsel in eine neue Umgebung sind für das Tier ein Stressfaktor. Eine Angewöhnung an die neue Situation kann bis drei Wochen dauern. Auch die Rangordnung in der neuen Gruppe muss neu ausgehandelt werden. Für die gesamte Gruppe bedeutet dies zusätzlichen Stress bei jeder Neueingliederung. Deshalb sollten, wenn möglich, mehrere Kühe gleichzeitig eingegliedert werden.

Sackgassen sind ein No-Go

Die Rangordnung wird meistens beim Futter und Wasser demonstriert und gefestigt, weshalb es wichtig ist, dass jedem Tier ein Platz zum Fressen zur Verfügung steht. Mindestens zwei Wassertröge sollten ebenfalls vorhanden sein, um allen Tieren stressfreies Trinken zu ermöglichen. Doch auch die allgemeine Stallfläche sollte grosszügig sein. So besteht die Möglichkeit, einander auszuweichen. Gerade für rangniedrige Tiere ist dies sehr wichtig. Besteht diese Möglichkeit nicht, kommt es allenfalls zu einem Konflikt. Idealerweise stehen immer mehrere Wege zur Verfügung. Sackgassen sind ein absolutes No-Go.

Kalbung ist Bewegung

Bei der Kalbung bewegen sich die Kühe sehr stark. Sie legen sich hin, liegen in die Seitenlage, stehen wieder auf und das mehrmals täglich. Dafür nutzt die Kuh in der Natur eine Fläche von bis zu 25 m2. Eine Abkalbebox sollte eine Fläche von mindestens 13 m2 aufweisen. Je grösser die Abkalbebox, desto stressfreier ist die Abkalbung. Auch die Platzierung der Abkalbebox sollte bewusst gewählt werden. Die Abkalbebox muss an einem oft frequentierten Platz liegen, damit die Tierbeobachtung ohne Mehraufwand funktioniert. Auch sollte sie von der Galtkuhgruppe einfach zu erreichen sein, damit die Kühe ohne grossen Aufwand umgestallt werden können.

Nachsorge nach dem Kalben

Zwei Fixierungsmöglichkeiten für unvorhergesehene Fälle sollten vorhanden sein. Eine in einer Ecke im Tiefstreu, damit die fixierte Kuh auch wieder abliegen kann. Und eine beim Fressgitter mit einem Schwenkgatter zur Fixierung des gesamten Tieres für allfällige Untersuchungen oder zum Melken. Bei diesem Fressplatz kann weiter eine sogenannte Cuddle-Box installiert werden. Das Kalb wird direkt nach der Kalbung mit frischen Futter in diese Box gelegt. Während dem Ablecken des Kalbs frisst die Kuh schon einige Happen und wird so zum Fressen animiert. Weiter ist das Tier durch das Ablecken des Kalbes beschäftigt, was eine ruhigere Melkung bei Erstkalbenden ermöglicht.

Die Kalbung dauert mehrere Stunden und ist anstrengend. Deshalb sollte nach der Kalbung lauwarmes Wasser angeboten werden, da dieses besser angenommen wird als kaltes Wasser. Dadurch wird der Pansen gefüllt und die Verdauung angeregt. Frisches und schmackhaftes Futter sollte unmittelbar angeboten werden, damit die Kuh möglichst schnell wieder frisst.

Kalbende Kuh eng betreuen

75 % der Gesundheitsprobleme treten innerhalb eines Monat nach dem Kalben auf. Deshalb sollte in den ersten zehn Tagen nach der Abkalbung einmal täglich die Körpertemperatur gemessen, die Aktivität, die Pansenfüllung und Kotkonsistenz beurteilt werden. Dadurch kann der Tierhalter Infektionen und Stoffwechselstörungen schneller entdecken.

Die normale Temperatur einer Kuh liegt bei 38,4 bis 39 °C. Bei 39 bis 39,5 °C muss das Tier beobachtet werden. Ab 39,5 °C Tierarzt beiziehen. Unter 38,4 °C wegen einem möglichen Kalziummangel den Tierarzt beiziehen. Je mehr Platz vorhanden ist und weniger Gruppenwechsel durchgeführt werden, desto weniger Stress hat die Kuh in der Trockenstehphase und um die Kalbung. Stress vermindert die Leistung und senkt die Immunleistung, was zu einer höheren Anfälligkeit für Infektionen führt.