Es ist ein erstaunliches Fazit, aber ein wichtiges. Der Honigbiene in der Schweiz geht es gut. Und betrachtet man ihre Verbreitung, geht es ihr insbesondere im Kanton Bern sehr gut. So gut, dass sie aufgrund ihrer Konkurrenzierung im Bereich der Nahrungsgrundlage sogar zur Gefahr für Wildbienen werden kann. Das heisst also, die Schweiz hat genügend Honigbienen.
Wo sterben Bienen?
Am Mittwochabend redete Ruedi Ritter vom Inforama anlässlich des Sommeranlasses des Bauernvereins Region Fraubrunnen Klartext. Unter dem Titel seines Referats: "Bienensterben, was ist Sache?", kam eine geballte Ladung daher. Den Honigbienen geht es also gut. Aber? Das Aber ist in einem Satz zusammenzufassen. Insektizide und Mähaufbereiter töten. Im Fall der Honigbiene sichtbar. Denn kommt ein Volk während eines Fluges mit ihm gefährlichen Insektizid in Kontakt, wird das durch tote Bienen im Stock sichtbar. Blühende Bestände mit Glyphosat zu behandeln sei auch zu vermeiden. Auch wenn die Bienen nicht sterben, Pflanzenschutzmittel im Honig seien nicht tragbar. "Wir haben ein Wassergstürm, wir wollen kein Honiggstürm." Werden die Honigbienen bei ihrem Flug auf der Wiese regelrecht vom Mähaufbereiter vermüllert, merkt das der Imker. Das Volk verliert. Wird dieses mit einer Waage überwacht, geht der Zeiger nach unten, dann ist klar: Irgendetwas ist passiert, die Bienen kommen von ihrem Ausflug nicht zurück. Aber was ist mit den Wildbienen und all den anderen Insekten? Hier ist schwer abzuschätzen, wie gross der Verlust ist.
In die Wiese stehen
Die Verantwortung alleine der Landwirtschaft abzugeben, teilt Ruedi Ritter nicht. Er weiss, dass in vielen Gemeinden entlang der öffentlichen Strassen durch Mulcher grosse Verluste bei den Insekten entstehen. Ritter sagt: "Wir müssen dranbleiben." Und zwar überall. Der Ball gehöre ganz klar auch den Landwirten zugespielt. Denn nach wie vor würden viele von ihnen den Bienen, und hier spricht Ritter auch die Wildbienen an, zu wenig Beachtung schenken. Seinen Ausführungen ist ein wichtiger und praktikabler Tipp zu entnehmen. «Schaut ins Feld!» Wenn es attraktiv ist, würden die Bienen fast rund um die Uhr fliegen. Wenn der Landwirt beim Betreten der Wiese auf zwei Quadratmetern nur eine Biene zählt, kann er mähen. Dann ist der Verlust verkraftbar. Denn kommt ein Mähaufbereiter zum Einsatz, werden bis zu 70% der Bienen im Feld getötet.
Lohnunternehmer und Co.
Auch, wenn in den letzten Jahren relativ wenig Vergiftungen von Bienenvölkern gemeldet wurden, müsse beim Einsatz von Insektiziden vorsichtiger gearbeitet werden. «Das ma ds Hueschtä nid erliidä», sagt Ritter, der seit 50 Jahren selber Imker ist. So spricht er am Abend auch ein heikles Thema an: die Pflanzenschutzberater. Um sie ist es im Zusammenhang mit dem Artensterben und der Diskussion um das Trinkwasser bislang eher ruhig gewesen. Viel mehr stehen die Bauern im Fokus. Dass diese, wohl bislang eher einseitige Diskussion, mit dem Fokus auf die praktizierenden Landwirte, künftig noch andere Beteiligte abdecken muss, wurde am Mittwochabend einmal mehr klar. Mit dem Stichwort Lohnunternehmer brachte Ritter nur eine weitere Zielgruppe aufs Tapet.
"Wir müssen zusammen reden", so Ruedi Ritter. Am Mittwochabend waren neben den Landwirten auch Imker in Mattstetten. Dass nur noch zuweilen ein Landwirt auch Imker sei, mache den Dialog umso wichtiger. Was genau alles Sache sei im Zusammenhang mit dem Bienensterben, wisse niemand. Aber zusammen reden und handeln sei der richtige Weg. Wohl auch der Einzige.