«Das ist meine Corona-Arbeit», sagt Ruedi Krähenbühl aus Horrenbach-Buchen, Bern und lacht. Neben dem Weg an den steilen Hängen liegen grosse Haufen mit dürrem Gestrüpp. «Es ist extrem, wie schnell ein Berg verbuscht, wenn man nichts dagegen unternimmt», erzählt er und zeigt auf Stauden, die höher sind als er und innerhalb von vier Jahren wuchsen. Mittendrin noch ein letzter Stock Alpenrosen, der wegen des Lichtmangels eingehen wird. «Vor allem Weiden und Grünerlen sind hier sehr schnell auf dem Vormarsch und bedrohen die Vielfalt der Alpweiden.»
Wo Schafe weiden hat das Gebüsch keine Chance
Doch die Stauden haben auch ihre Feinde, wie sich ein paar Meter weiter zeigt. Dort, wo die Schafe von Ruedi Krähenbühl seit vielen Jahren weiden, hat es kaum Gebüsch. «Hier unten habe ich neulich eine ganz kleine Grünerle in der Weide entdeckt», sagt er und muss eine Weile suchen, bis er das kleine Pflänzchen im Gras findet. «Doch sobald die Tage kühler werden und die Schafe wieder hier unten weiden, werden sie auch diese fressen».
Kühe und Rinder fressen die Stauden nicht
Kleine Pflanzen werden von den Schafen gefressen, bei den grösseren verletzen sie die Rinde, so dass die Stauden eingehen. So sind innerhalb der Schafweide keine Büsche zu sehen, während sie direkt ausserhalb des Zaunes meterhoch wachsen. Kühe und Rinder machen dort lieber einen Bogen darum herum, so dass sich die Stauden ungehindert ausbreiten können oder in aufwendiger Handarbeit und mit Pestiziden zurück gedrängt werden müssen. Auf den ersten Blick ist zu sehen, warum es hier hinten «Steiniger Schöriz» heisst. Weit oben kommen die rund hundert Saaser Mutten von Ruedi Krähenbühl über die Fluh am Grat.
Alppflege bedeutet viel Arbeit
Steil und steinig ist es hier oben. Für die berggängigen Mutten ist das kein Problem. Auch die herannahenden Gewitterwolken und das Rumpeln sind für sie kein Anlass herunter zu steigen zu den mächtigen Schärmtannen. «Nur wenn es wirklich über längere Zeit stark regnet, sind sie hier unten», erzählt Ruedi Krähenbühl. Ansonsten finden seine täglichen Kontrollen mehrheitlich durch den Feldstecher statt.
Immer an seiner Seite, sein Border Collie, der ihm helfen würde, kranke oder verletzte Tiere auf der weitläufigen Weide zu fangen. Eine riesige Vielfalt an Alpenblumen und Kräutern wächst in der Schafweide. Rund um die Weide erstellt Ruedi Krähenbühl jeden Frühling einen Stromzaun mit zwei Litzen. Alppflege ist aufwendig. Die drei Esel von Krähenbühl gucken neugierig unter den Tannen hervor, begrüssen die Besucher freundlich.
Wegen Wanderern keine Herdenschutzhunde
«Als jedoch neulich Wanderer mit einem Hund hier durch wollten, musste ich dazwischen gehen, da die Esel über diesen Besuch nicht erfreut waren», erzählt Krähenbühl. Da es hier viele Wanderer hat, kommen Herdenschutzhunde nicht in Frage. Krähenbühl hofft, dass die aufgehängten Blinklampen und die Vorliebe der Mutten für die steilen und steinigen Ecken der Alp einen Schutz gegen den Wolf bieten. Bisher hatte er Glück, obwohl es auf Nachbaralpen bereits Risse gab.