Weiss ist heiss. Zumindest, was die Diskussion um die Freibergerrasse betrifft. Obschon im Vorfeld unter den Züchtern und sogar in Tageszeitungen über die Vor- und Nachteile von grossen weissen Abzeichen diskutiert wurde, war es anlässlich der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Freibergerverbands (SFV) in Saignelégier JU – der Geburtsstätte des Freibergerpferdes – eher still um diese Thematik.
Die nicht abreissen wollende Diskussion um die weissen Abzeichen lassen immer wieder Erinnerungen hochkommen. So beispielsweise an den vor vier Jahren aus der Selektion hervorgegangenen Siegerhengst Cartoon du Padoc der Familie Juillard-Pape aus Damvant (siehe Stimmen auf Seite 13). Aufgrund nicht regelkonformer Abzeichen an den Extremitäten wurde der Hengst im Nachhinein vom Stationstest ausgeschlossen.
Dann halt doch nicht
An der Delegiertenversammlung vom Mittwoch sollte nun über den Vorschlag des Freibergerverbands zur Abkehr von den bisher strengen Regelungen abgestimmt werden. Doch es kam anders als gedacht. Wie Andreas Aebi, Präsident der Freibergerzüchter, bereits zu Beginn der Versammlung in Saignelégier, bei der Genehmigung der Traktandenliste mitteilte, hat sich der Vorstand bei der am Morgen stattgefundenen Vorstandssitzung dazu entschieden, das Traktandum zu streichen und noch einmal in Klausur zu gehen.
Mit der Genehmigung der Traktandenliste willigten die Delegierten dieser Änderung schliesslich ein.Den Delegierten ging die Arbeit aber deswegen nicht aus. So hatten sie zwei neue Rassenrichter zu wählen. Nach zwölfjähriger Amtszeit als Rassenrichter übergibt Pierre Koller sein Amt an Jessica Rochat aus Vauffelin im Berner Jura.
Wieder mal eine Frau
Jessica Rochat ist bereits seit jungen Jahren mit der Zucht der Freibergerpferde vertraut. Neben der Teilnahme an verschiedenen Wettkämpfen und Quadrillen ist sie seit 2013 als Richterin am Marché Concours in Saignelégier tätig. Seit Gabriela Ochsner ist nun mit Jessica Rochat wieder eine Frau im Amt als Rassenrichterin. «Ich werde diese Aufgabe mit bestem Wissen und Gewissen ausführen», so Rochat.
Leo Risch wird Richter
Neben der Bernerin wurde auch der gebürtige Bündner Leo Risch für den eben erst zurückgetretenen André Jeanbourquin aus dem Kanton Jura gewählt. Der heute in Salvenach FR wohnhafte Risch betreute während der letzten 30 Jahre die Hengststation in Haag SG. Neben seiner in Züchterkreisen sehr geschätzten Tätigkeit beim Schweizerischen Nationalgestüt in Avenches VD war Risch über längere Zeit als Mitglied der Sportkommission für den Freibergerverband tätig.
Bereits seit über 20 Jahren ist er zudem eine feste Grösse im Schweizer Fahrsport und gewann dreimal den Titel des Schweizer Meisters im Einspänner. Rischs Wahl war bereits im Vorfeld der Versammlung unbestritten. Auch der Umstand, dass er als gebürtiger Ostschweizer den Sitz eines Jurassiers übernimmt, war zumindest in den Kreisen der Deutschschweizer Züchter kein Kritikpunkt.
Gandolfo neu im Vorstand
Auch der Vorstand des Schweizerischen Freibergerverbandes durfte ein neues Mitglied begrüssen. Für den abtretenden Jean Froidevaux aus dem jurassischen Delsberg übernimmt Mario Gandolfo aus Fregiécourt JU das Amt. Neben seinen Erfolgen an den jährlichen Hengstkörungen belegt der Jurassier aktuell den zweiten Rang in der FEI-Weltrangliste im Einspänner-Fahren. Für den 32-Jährigen sei es schon immer ein Traum gewesen, einen Platz im Vorstand des Verbandes einnehmen zu dürfen, so Gandolfo.
Berner mit Gegenvorschlag
Weiter stimmten die Delegierten über die Abschaffung der Möglichkeit, dass eine Stute durch den Sport in die Klasse C kategorisiert werden kann, ab. Dem Vorschlag des Vorstands präsentierte der Bernische Pferdezuchtverband einen Gegenvorschlag. Dieser sieht vor, den Artikel zur Neuerarbeitung an den Vorstand via Zuchtkommission zurückzuweisen. «Mit nur einer Klassierung für den Sport ist es viel zu einfach, ein Pferd in der Kategorie C zu kategorisieren», so Fritz Trachsel, Geschäftsführer Pferdegenossenschaft Amt Seftigen, als Vertreter des Bernischen Pferdezuchtverbands.
Auch der Aufwand für den Feldtest sei grösser als jener der Klassierung im Sport, so Trachsel. Statt einer Streichung solle der Vorschlag jedoch überarbeitet werden, sodass bei einer Kategorisierung durch den Sport höhere, bessere und mehrere Klassierungen nötig sind.
Nicht abschaffen
Aus Sicht von Judith Wittwer, Präsidentin des Vereins FM Western, ist der Herdebucheintrag über Sportresultate schwieriger, dauert länger und ist aus wirtschaftlicher Sicht unattraktiv. «Wer sein Pferd nicht fahren oder reiten kann oder will oder sein dreijähriges Pferd nicht bereits all diesen Prüfungen aussetzen will, der hat heute zumindest noch eine andere Möglichkeit, die nicht abgeschafft werden darf», so Wittwer.
Feldtest unter Beobachtung
Roland Kathriner, Präsident der Freiberger-Pferdezucht Amt Sursee/Hochdorf, erinnerte die Delegierten am Mittwoch daran, dass der Feldtest nicht unantastbar sei. «Wir stehen, je länger, desto mehr, in der Kritik oder unter Beobachtung der Tierschützer», so Kathriner.
Der Feldtest werde von vielen Seiten angegriffen. Würde man die Option des Herdebucheintrags über Sportresultate offenhalten, zeige man ein gewisses Entgegenkommen gegenüber den Tierschützern. Mit einem absoluten Mehr wurde der Gegenvorschlag angenommen, sodass auch dieser Vorschlag erneut bearbeitet wird.
