Im Ausland auf Grossbetrieben sind teils automatisierte Attrappen von Ebern im Einsatz, Geräusche und Duftmarke inklusive. In der Schweiz setzen die meisten Profis auf künstliche Besamung und einen Sucheber aus Fleisch und Blut. Wie nützlich dieser Mitarbeiter ist, zeigte Alexander Grahofer, Schweinespezialist an der Vetsuisse-Fakultät Uni Bern, kürzlich am Strickhof Schweinetag.
Besamungsmanagement so wichtig
Geschätzt über 80 Prozent der Schweizer Sauen werden so besamt. Entsprechend ist die Bedeutung eines erfolgreichen Besamungsmanagements für das Portemonnaie. Nicht alles, aber einiges kann dieser Arbeit angehängt werden. So haben etwa die besten Betriebe im UFA 2000 7 Prozent Umrauscher, das schlechteste Viertel 18 Prozent. Das Management beginnt mit der Auswahl des Ebers. Hierzulande ist man beim einzigen Anbieter auf der sicheren Seite, dieser arbeitet zudem mit Langzeitverdünner, was die Flexibilität im Bestellwesen erhöht. Grahofer rät, schwierige Sauen nicht mit Blistern kurz vor Ablaufdatum zu besamen.
Wasser und Latex sind spermatoxisch
Einmal auf dem Betrieb, sollen die Samen-Blister korrekt gelagert werden. Zum Beispiel in einer Klimabox, eingestellt auf 16 bis 18 Grad. Das Wenden der Blister, wie anfänglich noch empfohlen, sei nicht mehr nötig bzw. gar kontraproduktiv, so der Spezialist, der nebst seiner Forschung auch öfters auf Betrieben für die Beratung anzutreffen ist. Dort sieht er allerhand. «Spermatoxische Substanzen unbedingt vermeiden», sagte er. Dazu gehören etwa Latex-Handschuhe oder Wasser (Vulva nicht abwaschen, sondern trocken reinigen).
Wenig Neues gibt es aus der Forschung zum Thema Brunststimulation. Bewährt haben sich der Stallwechsel (neue Reize), Flushing in der Fütterung und ein Lichtprogramm von 300 bis 500 Lux während 14 Stunden täglich. Nicht mehr, wegen dem Tierschutz. Und jetzt kommt eben der Eber ins Spiel. Dieser unterstützt die Brunst der Sau mit allen Sinnen (Geruch, Sicht, Akustik, Kontakt) und lässt sie die erwünschten Hormone ausschütten. Mehr als fünf Sauen gleichzeitig geht aber auch für den besten Eber nicht. Bei zu grossen Gruppen nimmt der Effekt stark ab. Den Duldungsreflex gelte es regelmässig zu kontrollieren, dieser sei essenziell für den Besamungserfolg beim Schwein.
Es brauchte Zeit im Deckcenter
In der Praxis beobachtet Alexander Grahofer häufig, dass sich die Betriebe für diese wichtige Arbeit im Deckcenter nicht die notwendige Zeit nehmen. So war er auf einem Betrieb, wo zwei Personen abwechslungsweise besamten. Bei der Analyse der Leistungsdaten wurde ersichtlich, dass die Sauen bei Person A in 23 Prozent der Fälle, bei Person B aber nur in 7 Prozent der Fälle umrauschten. Person B war einfach weniger pressant.