Das Zuchtprogramm in der hiesigen Schweineproduktion ist im Grundsatz klar. Mit zwei Mutterlinien (Edelschwein und Schweizer Landrasse) werden fruchtbare F1-Kreuzungssauen (Primera) für die Mastferkelproduktion gezüchtet. Für das Endprodukt fehlt dann noch das Fleisch. Hier kommt der Endprodukteeber zum Zug.

Etwas mehr Farbe im Spiel

Bei der Schweineproduktion geht es darum, qualitativ hochwertiges Fleisch effizient zu produzieren. Im Gegensatz zur Rindviehzucht, wo mehrere Nutzungen teils ineinander übergehen (Milch und/oder Fleisch), vereinfacht dies doch einiges. Das Zuchtprogramm ist auf Schweizer Gegebenheiten abgestimmt. Mütterlicherseits freies Abferkeln, väterlicherseits sind Fleischqualität und Zunahmen bedeutend. Um also ein hochstehendes Endprodukt, sprich Schweinefleisch, zu erzeugen, braucht es grundsätzlich nur deren drei Rassen. Zwei mütterlicherseits und noch ein Endprodukteeber als Vater der Mastschweine. Bei diesem scheiden sich die Geister und es kommt ein wenig Farbe ins Spiel. Lange dominierte Premo (ehemals Edelschwein Vaterlinie), der Duroc fristete ein Nischendasein. Dann kam die Nachfrage nach den fleischigen Piétrain auf. Duroc sind in der Zwischenzeit umsatzmässig fast ebenbürtig mit dem Schweizer Premo.

Ausgelöst wurde diese Verschiebung durch die HIS-Problematik (Hämorrhagisches Intestinal- Syndrom). Auf einigen Mastbetrieben kam es vermehrt zu Darmverdrehungen. Diese setzten dann verstärkt auf den Duroc. Eine Arbeitsgruppe sucht seitdem nach den Ursachen. Spruchreife Ergebnisse sind noch nicht bekannt. Ursachen auf genetischer Ebene aufzuschlüsseln, dürfte eher anspruchsvoll sein.

Marktanteile aktuell wieder stabil

Laut Suisag-Geschäftsführer Matteo Aepli liegen die Marktanteile aktuell bei rund 40 % Premo, 40 % Duroc und 20 % Piétrain. Verschiebungen hin zu Duroc haben sich aber deutlich abgeschwächt. «Seit rund einem Jahr ist es stabil und pendelt um diese Werte», so Aepli. Eine Herausforderung auch für die Angebots-Planung, musste doch der Eberbestand angepasst werden. Es gäbe immer mal wieder Kunden, die etwas anderes ausprobieren oder wieder zurückwechseln auf jene Rasse, die sie vorher hatten, so Aepli weiter. Grundsätzlich entspreche das Angebot auf der Station der Nachfrage. «Mit wenigen Ausnahmen», schiebt Aepli nach. Jeder soll sich jene Rasse suchen, die am besten zu seinem Betrieb passt und den Wünschen der Abnehmer entspricht. Jede Rasse hat Vor- und Nachteile. Nie abgeschlossen ist die züchterische Bearbeitung der drei Rassen, auch wenn sich die Ziele in den letzten Jahren nicht allzu stark verändert haben.

  • Bei Premo, wo die Coli-F4-und Coli-F18-Selektion abgeschlossen ist, sind Merkmale wie Futterverwertung und Fleischqualität weiterhin im Fokus.
  • Bei Duroc wurde ein besonderer Schwerpunkt auf den Magerfleischanteil gelegt. Hier bestehe Aufholbedarf. Auch Themen wie Futterverwertung und Coli-Resistenzen bleiben aktuell.
  • Bei Piétrain liegt der Fokus unter anderem auf Coli-Resistenzen, Fleischqualitätsmerkmalen und Tageszunahme.

 

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Vaterlinienrassen für jeden Geschmack


Drei Vaterlinienrassen stehen in den beiden KB-Stationen der Suisag. Und zwar der weisse Premo, der rotbraune Duroc und der schwarz-weiss gescheckte Piétrain.

Premo ist der geschützte Markenname für die Edelschwein-Vaterlinie. Er gilt als der Schweizer Endprodukteeber für die Mastferkelproduktion. Das Edelschwein wurde über Jahrzehnte als Universalrasse geführt. Bis 2002 die Zuchtpopulation in zwei Rassen getrennt wurde. In eine Mutterlinie (ES) und in eine Vaterlinie (ESV), wo folglich HB-Tiere mit ausgezeichneten Mast- und Schlachtleistungen zugeordnet wurden. ESV heisst seit 2009 Premo. Aktuell züchten acht Kernzuchtbetriebe Premo-Eber für die KB und natürlich auch für den Verkauf an Berufskollegen. Der KB-Anteil beträgt in der Schweiz gegen 90 Prozent. Premo wurde kontinuierlich in Richtung Fleischqualität (Fettqualität, intramuskuläres Fett im optimalen Bereich, geringer Tropfsaftverlust, Coli-Resistenz) und Produktivität (Tageszunahmen, Futterverwertung) gezüchtet.

Duroc stammt ursprünglich aus den USA. Erste Importe dienten den Schweizer Betrieben aber nicht als Endpro­dukte­eber, sondern mütterlicherseits zur Erzeugung von Kreuzungssauen. Duroc zu einer fleischbetonten Linie haben dann dänische Zuchtunternehmen entwickelt. Seit bald 30 Jahren werden bei uns Duroc als Endprodukteeber gezüchtet, aktuell auf vier Betrieben. Aufgrund der überschaubaren Population ist die Schweiz auf regelmässige Samenimporte auf Stufe Kernzucht angewiesen. Diese stammen aktuell vor allem aus Kanada. Duroc-Mastferkel gelten als frohwüchsig und robust.

Piétrain schliesslich schaffte es vor 15 Jahren ins KB-Angebot. Die Rasse wird heute auf drei Schweizer Betrieben gezüchtet. Piétrain hat etwa in unseren Nachbarländern Deutschland und Frankreich einen hohen Stellenwert und fällt auf durch eine ausgeprägte Fleischfülle. Piétrain stammen ursprünglich aus Belgien.