Der Konflikt schwelt seit Längerem: Bei Suisseporcs ist man sich uneinig über das Verhältnis zur Suisag. Der Produzentenverband und die Dienstleistungsfirma sind eigentlich eng verschwägert. Suisseporcs hält 73 % der Aktien, man sitzt im gleichen Gebäude in Sempach und nutzt Synergieeffekte.

Rumoren im Gebälk

Das Unternehmen floriert und die Hauptaktionärin profitiert von den Gewinnen. Umgekehrt hält Suisseporcs der Suisag politisch den Rücken frei und sorgt dafür, dass die Bundesgelder für die Tierzuchtförderung und den Gesundheitsdienst an die Tochterfirma fliessen.

Diese Zusammenarbeit funktionierte lange gut. Als dann die Gründergeneration teilweise in Pension ging, begann es im Gebälk des gemeinsamen Hauses zu rumoren. Der Platz für eine detaillierte Aufreihung der Ergebnisse ist hier zu knapp. Aber fest steht: Es gab Führungsprobleme, finanzielle Engpässe und Auseinandersetzungen. Mit der Einsetzung des jungen Geschäftsführers Matteo Aepli vor fünf Jahren und des VR-Präsidenten Leo Müller 2019 hoffte man auf ruhigere Gewässer.

Diese Hoffnung hat sich in Bezug auf die unternehmerischen Tätigkeiten erfüllt. Die Firma ist auf Kurs und feierte in letzter Zeit einige Erfolge, auch auf internationaler Ebene. Aber die offenen Fragen um das Verhältnis zur Mehrheits-Eigentümerin sind noch nicht beantwortet. Der schwelende Konflikt ist nun wieder voll entbrannt. Davon zeugt ein Brief, der dieser Tage in die Redaktion flatterte. Er ist adressiert an die Suisseporcs-Sektionsvorstände und unterzeichnet von acht Produzenten aus dem Bernbiet und der Ostschweiz, darunter einige mit langjähriger Vorstandserfahrung in den Suisseporcs-Regionalsektionen und Aktionäre von Suisag.

«Nicht eintägiges Heu»

Der Brief ist eine Anklageschrift gegen den Zentralvorstand von Suisseporcs und namentlich gegen den Präsidenten Meinrad Pfister sowie den Vizepräsidenten Urs Haslebacher. Er mündet in zwei Hauptforderungen: Pfister müsse als Zentralpräsident sofort zurücktreten und Haslebacher dürfe nicht in den Suisag-Verwaltungsrat (VR) gewählt werden.

Was ist passiert? Die Verfasser des Briefes kritisieren, dass der Suisseporcs-Zentralvorstand 2020 eine Eignerstrategie ausgearbeitet hat, mit der die Suisag wieder näher an den Verband gebunden werden soll. Teil dieser Strategie ist eine stärkere Vertretung im VR und engere Absprachen zwischen Verband und Tochterfirma.

Auf Anfrage erklärt Meinrad Pfister, bei diesem Konflikt handle es sich nicht um «eintägiges Heu». Dass dieser nun wieder aufbreche, sei auf die anstehenden VR-Wahlen bei Suisag zurückzuführen. Anlässlich der Suisag-Aktionärsversammlung am 29. Juni will der Zentralvorstand nun zusätzliche drei Suisseporcs-Vertreter in den VR wählen lassen. Bereits Einsitz hat darin Meinrad Pfister, im Weiteren sollen auch Urs Haslebacher und zwei weitere Verbandsvertreter gewählt werden. Das Bedürfnis nach stärkerer Vertretung im VR begründet Pfister mit den immer wieder aufflammenden Abspaltungstendenzen von Suisag. Schon unter dem Vorgänger von Leo Müller seien vor allem solche Pläne gewälzt worden und seither nie wirklich verschwunden. Über die Klinge springen müsste im VR auch ein altgedienter Vertreter der Suisseporcs-Regionalverbände.

«Akute Führungsschwäche»

Das sorgt für Unmut, der nun auch im genannten Brief zur Sprache kommt. Für weitere Verstimmung sorgt eine Rücktrittsforderung an VR-Präsidenten Leo Müller und Geschäftsführer Aepli, die allerdings wieder rückgängig gemacht wurde. Martin Wyss, Schweinehalter aus Gysenstein und einer der Autoren des Briefs erklärt, dass hier akute Führungsschwäche bei Suisseporcs und eine unbotmässige Desavouierung des aktuellen VR von Suisag vorliege. Deshalb habe man den Präsidenten und den Vizepräsidenten von Suisseporcs zum Rücktritt aufgefordert.

Suisag-VR-Präsident Leo Müller erklärt auf Anfrage, es sei gar nicht möglich, dass sich eine Firma von ihrer Mehrheitsaktionärin abspalte. Es sei im Übrigen das einzige Ziel von ihm und seiner operativen Truppe, einen guten Job zu machen für die Schweinehalter. Die letzte Umfrage bei den Kunden habe gezeigt, dass dies gelinge.

Wer sich in diesem Konflikt durchsetzen wird, ist im Moment noch nicht voraussehbar. Aber die Suisseporcs-DV vom 2. Juni dürfte einigen Aufschlüsse bieten, obwohl die Wahl des VR an sich vom Suisseporcs-Zentralvorstand in Eigenregie beschlossen werden kann.