Im Kanton Graubünden leben derzeit mindestens 13 Wolfs­rudel, in welchen dieses Jahr 67 Welpen zur Welt gekommen sind. Im selben Zeitraum kam es zu 192 Nutztierrissen, in vier Fällen betraf es Rinder. 

Hoffen auf die Revision

Zudem wurden im laufenden Jahr 34 Wölfe (Stand Ende November)  erlegt. 63 Tiere sind bislang zum Abschuss freigegeben worden. «Doch selbst bei einer Regulation wächst die Wolfspopulation längerfristig an, allerdings weniger stark als ohne», sagte Sandro Michael vom Bündner Bauernverband (BBV) gegenüber der BauernZeitung. Zudem habe sich gezeigt, dass ein Rudel weniger Risse verursache, wenn im Winter zuvor eines seiner Leittiere erlegt worden sei. «Dies zeigt, dass die Regulation tatsächlich wirkt», so Michael.

Der Geschäftsführer hofft nun auf die Revision der Jagdverordnung, die demnächst veröffentlicht wird und ab Februar 2025 in Kraft treten soll. Der BBV forderte in der Vernehmlassung, dass Wölfe, die den Herdenschutz umgehen oder Rindvieh angreifen, umgehend entnommen werden können. Auch soll es die Möglichkeit zur Regula­tion geben, sobald der minimale Rudelbestand um 50 Prozent überschritten wird. 

Wolfswehren sind regional organisiert

Zudem sei bei Rissen der Aufwand künftig zu entschädigen. So sollen neben dem getöteten Vieh auch die verletzten und vermissten Tiere sowie die damit verbundenen Schäden abgegolten werden. 

Unterstützung auf regionaler Ebene bieten auch die Wolfswehren, die der Bündner Bauernverband vor zwei Jahren initiierte. Diese werden von den regionalen Bauernverbänden organisiert und vom BBV koordiniert. Sie rekrutieren sich aus Freiwilligen wie etwa Landwirten oder Behördenmitgliedern. 

Rund 100 Tage im Einsatz

Zum Einsatz kommt eine Wolfswehr bei einem Rissereignis auf der Alp oder auf dem Heimbetrieb. Ihre Aufgabe besteht vor allem darin, betroffene Betriebe bei der Vorbeugung weiterer Risse, beim Herdenschutz und bei Aufräumarbeiten unter die Arme zu greifen. Dazu steht auch ein Materiallager, das unter anderem von der Wildhut gestellt wird, zur Verfügung. Dieses Jahr sind im Kanton Graubünden 13 Wolfswehren auf die Beine gestellt worden, wobei insgesamt rund 100 Einsatztage geleistet wurden. 

Diese werden teils durch das Bundesamt für Umwelt (Bafu) abgegolten und teils durch den Kanton. «Wenn die Finanzierung des Aufwands weiterhin sichergestellt ist, können wir auch nächstes Jahr mit den Wolfswehren weiterfahren», sagte Geschäftsführer Sandro Michael.