Zur Betrachtung des Themas «Landwirtschaft im Klimawandel: Herausforderungen und grenzüberschreitende Lösungen» trafen sich vergangene Woche am Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach, rund 70 Teilnehmer(innen) aus der trinationalen Oberrheinregion sowie 34 Ebenrain-Lernende. Hochkarätige Referate von Spezialisten und Fachfrauen aus dem Grand Est (F), Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg (beide D) und der Nordwestschweiz präsentierten den aktuellen Stand des Wissens und diskutierten Lösungsansätze. So stellte Christophe Notz, Tierarzt und Berater am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), die Frage: «Klimaneutrale Fütterung – wie geht das?»

Zweinutzungskühe sollten gezüchtet werden

Am einfachsten wäre es, die Rinderbestände zu reduzieren, weil sieben Prozent der Klimagasemissionen, also des Methanausstosses in der Schweiz, von Wiederkäuern stammten, sagte Christophe Notz provozierend. «Aber», mahnte er: «Methan ist essenziell für den globalen Kohlenstoffkreislauf und zerfällt innerhalb weniger Jahre zu CO2 und Wasser.» So müsse vielmehr eine Strategie zur Methanreduktion durch gekoppelte Milch- und Fleischproduktion erwirkt werden. Am klimafreundlichsten wäre es, Zweinutzungskühe oder Hochleistungskühe mit Spermasexing zu züchten. Er plädiert für eine Verlängerung der Nutzungsdauer, da Kühe mit ansteigendem Alter mehr Leistung bringen und weniger Methan ausstossen.

Kühe bauen Humus auf

Wiederkäuer würden zudem das Dauergrünland nutzen, es schützen und mit ihren Ausscheidungen Humus aufbauen. Sie seien für unsere Grünlandgebiete das standortgerechteste und Klima-optimierteste Nutztier. Uwe Eilers, Spezialist für Rinderhaltungssysteme und ökologische Tierhaltung am «Landwirtschaftlichen Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei, Baden-Württemberg» pflichtete seinem Vorredner bei: «Milchproduktion mit Weidehaltung ist erwiesenermassen klimafreundlich.» Ammoniak entstehe bei Stallhaltung, wobei das indirekte Treibhausgas durch gewisse Massnahmen wie erhöhte Fressstände, bedarfsgerechte Fütterung, Reduzierung verschmutzter Flächen, emissionsmindernde Laufflächen und Laufflächen-befeuchtung reduziert werden könne.

Spezialkulturen brauchen mehr Schutz 

Tagungsleiter Lukas Kilcher zog am Tagesende folgendes Fazit: «Die Landwirtschaft muss sich am Klimaschutz beteiligen, aber sie hat auch grosse Anpassungsaufgaben.» Besonders Spezialkulturen bräuchten immer mehr Bewässerung und Schutz vor neuen Krankheiten und Schädlingen. «Das verlangt Investitionen in Technik und Fachwissen», so der Ebenrain-Chef. Der Klimawandel finde darum auch immer mehr Einzug in der landwirtschaftlichen Ausbildung und Forschung. Beispielsweise möchte er in einem neuen Projekt mit Retentionsmassnahmen Regenwasser besser nutzen und Erosion vermeiden.