«Die breite Basis der Züchter wird vernachlässigt», sagt Heinz Mägli. Der Pferdezüchter und Inhaber einer Schmitte in Mümliswil SO ist ein Tausendsassa, wenn es um den Freiberger geht. Er war Richter und langjähriger Vizepräsident beim Schweizerischen Freibergerverband SFV.

Öffnen statt verschliessen

Nach seinem Abgang aus diesen Gremien ist es alles andere als still geworden um ihn. Immer wieder überrascht Heinz Mägli. Mit Events, mit seinem Engagement, aber auch mit seiner Meinung. Jüngst erst hat er sich stark gemacht für das Einführen von Fremdblut in die einzige Schweizer Pferderasse. Sein Credo ist klar: «Nicht immer mehr verschliessen, sondern öffnen.»

Er will den Freiberger möglichst gangstark, so wie seinen mittlerweile 20-jährigen Hengst Hiro, der am Wagen regelrecht davonfliegt. Aber Mägli ist im Grunde jeder Freiberger recht, denn er handelt auch mit ihnen. «Wir brauchen sie alle», sagt er. «Die Pferde und die Züchter.»

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Reglementierung als Problem

Im Rückgang der Fohlengeburten sieht der Solothurner eine reelle Bedrohung der Rasse. Noch schlimmer sei aber, dass die Züchterschaft rückläufig ist. Die Überalterung sei ein zentrales Problem. Mit einer solchen Grundlage sei es fatal, zu glauben, dass man immer noch mehr reglementieren müsse. «Die Reglemente sind für die Leute nicht mehr verständlich. Sie werden auf Einzelfälle zugeschnitten, weil man glaubt, so Probleme lösen zu können», meint Mägli.

Die Probleme, die der Freibergerverband aber zu lösen habe, würden nicht weniger. «Man unterhält sich ständig über Einzelfälle und verliert das grosse Ganze aus den Augen, anstatt die breite Basis und vor allem das Pferd ins Zentrum zu stellen», sagt er und nennt gleich ein Beispiel. So stört ihn, dass Leute, die auf nationalem Dressurniveau reiten, nicht mehr an den Zuchtprüfungen der Freiberger zugelassen sind.

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«Das sind unsere Aushängeschilder», hält er dagegen und kritisiert, dass das Nationalgestüt zwei Hengste nach Deutschland in die Ausbildung schicke und der eigenen Elite sagt, sie solle sich vom Platz machen. «Zu dieser Reglementsänderung kam es mitten im Jahr. Das sind Schnellschüsse, sie sprechen für mich von Überforderung», kritisiert er. «Wenn man einen solchen Entscheid im Dressurreiten fällt, muss man das konsequenterweise im Fahrsport auch machen. Aber da lässt man es dann bleiben, weil sonst niemand mehr kommt. Mit solchen Taten stösst man laufend die eigenen Leute vor den Kopf», fügt er hinzu.

Keine Plattform mehr

«Die Basis wird nicht mehr gehört und erhält auch keine Plattform mehr», kritisiert Heinz Mägli. Früher habe der Freibergerverband regionale Anlässe organisiert, bei denen alle zugelassen waren und ihre Anliegen äussern konnten. «Das hat die Leute lange zusammengehalten. Heute wird den Züchtern an der Delegiertenversammlung das Wort verboten, wenn sie nicht Delegierte sind», erzählt Heinz Mägli.

«Wir verlieren immer mehr Leute und es gelingt uns schlecht, Junge zu motivieren», ergänzt er. Der Grund sei indes klar: «Die jungen Leute verstehen nicht mehr, warum ihre Anliegen nicht gehört werden.» Anliegen nicht aufzunehmen, sei für ihn keine Option.

«Man unterhält sich ständig über Einzelfälle.»

Heinz Mägli, OK-Präsident der Pferdeparade Balsthal und ehemaliger Freiberger-Richter.

«Wir haben Abspaltungen erlebt, die wir mit viel Aufwand schliesslich zumindest zum Teil im Boot halten konnten», erklärt Mägli mit einem Blick zurück. Die Anliegen der Züchter in der Interessengemeinschaft zur Erhaltung des Original Freiberger Pferdes (IGOFM) und im Eidgenössischen Verband des reinrassigen Freibergerpferdes (RRFB) seien berechtigt. «Wir müssen uns am Verbindenden orientieren und nicht am Trennenden», erklärt er. «Und in welche Richtung wir Pferde züchten, ist unsere Angelegenheit und nicht die eines Verbandsvorstands», schliesst der Solothurner.