«Der Alpsommer 2024 war in unserer Region bisher trotz nassem Start recht erfreulich, es wird auf den meisten Alpen relativ viel gemolken», erklärt Jost Gisler, Berater vom Amt für Landwirtschaft im Kanton Uri. Anfang Sommer sei das Gras zwar durch die kühle Witterung vielerorts etwas knapp geworden. Mittlerweile sei das Futter aber durch die höheren Temperaturen schön gewachsen und auf den Weiden sei weniger überständiges Futter stehen geblieben als auch schon. Dennoch nehme die Grasqualität auf den Alpweiden wie zu dieser Jahreszeit üblich nun langsam ab und die Milchmenge gehe zurück.

Zufüttern auf Alp schwieriger

Daeine Zufütterung bei gealpten Milchkühen schwieriger sei, habe es sich bewährt, keine Tiere in der zweiten Alpsommerhälfte abkalben zu lassen. «In unserer Region versuchen die Bauern ihre Besamungsstrategie so anzupassen, dass ein grosser Teil der Kühe gegen Ende Sommer trockengestellt werden kann», erklärt Jost Gisler weiter. Dadurch könnten diese Tiere noch bis in den Herbst hinein auf den Alpweiden belassen werden.

Das sei nicht nur eine kostengünstige und effiziente Galtviehhaltung, diese Strategie habe noch weitere Pluspunkte. Die Trockensteher würden so auf den Sömmerungsweiden das Altgras noch nachweiden und somit die Futterverluste vermindern. Zudem könnten sich die Tiere dank der Bewegung an der frischen Luft, dem Sonnenlicht und dem rohfaser- und kräuterreichen Weidegras optimal auf die Geburt und den Laktationsstart vorbereiten. «Solche Tiere präsentieren sich meist vital und in idealer Körperkondition, kalben dadurch grossmehrheitlich leicht ab und starten so ideal in die nächste Laktation», so Gisler. [IMG 2]

Hitze stresst die Kühe

he und Rinder, welche bereits im August den Kalbetermin hätten, würden entsprechend früher von der Alp geholt. «Eine frisch gekalbte Kuh kann auf dem Talbetrieb bedarfsgerechter versorgt werden als auf der Alp», betont Milchviehexperte Jost Gisler. Aber auch im Tal sei eine Abkalbung im Spätsommer eine Herausforderung. Die teils noch hohen Temperaturen und die tieferen Rohfaser- und Energiegehalte des Wiesenfutters könnten zusammen mit dem Geburtsstress die Kuh stark belasten. Dadurch steige die Gefahr, dass diese an Stoffwechselstörungen wie beispielsweise einer Ketose erkranke.

Viel Protein im Herbstgras

Besondere Aufmerksamkeit würden Tiere mit hohen Tagesmilchmengen und gekalbte Rinder verlangen. Bei frisch gekalbten Milchkühen gehöre zum proteinreichen Herbstgras neben einer ausreichenden Mineralstoffversorgung auch eine bedarfsgerechte Zufütterung im Stall. Gutes Dürrfutter vom ersten Schnitt oder Silomais würden dank ihren hohen Energie- und Rohfasergehalten ideal passen. Gerade im Berggebiet sei auch das Verfüttern von Kleie immer noch weitverbreitet. Das habe positive Auswirkungen auf die Verdauung und dazu könne die Passagegeschwindigkeit des Herbstgrases im Magen-Darm-Trakt verlangsamt werden, was die Verwertung des Wiesenfutters erhöhe.

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Blähgefahr steigt im Herbst an

Die Ergänzung der Ration mit Heu oder Silomais hat gemäss Jost Gisler noch weitere positive Effekte: «Dadurch kann auch den im Herbst ansteigenden Harnstoffwerten und der erhöhten Gefahr des Blähens der Kühe entgegengewirkt werden.» Gerade nach heissen Wetterphasen mit wenigen Niederschlägen, bei welchen sich Klee-Arten und der Löwenzahn auf Kosten guter Futtergräser wie dem Raigras ausbreiten würden, steige die Blähgefahr für die Tiere schnell an. «Wichtig ist darum auch, dass neben den erwähnten vorbeugenden Massnahmen bei der Fütterung auch Blähmittel, Schlundrohr und Trokar jederzeit bereitstehen, damit bei Notfällen gehandelt werden kann.»

Nicht zu lange weiden

Auch wenn Weidegras ein günstiges und wertvolles Futter für Milchkühe sei, empfiehlt Jost Gisler, im Herbst nicht zu lange zu weiden. Gerade in Hanglagen könne es bei Nässeperioden schnell zu grossen Trittschäden kommen, welche noch im kommenden Frühjahr sichtbar seien. «Für den Grasbestand und die Versorgung der Milchkühe ist es besser, im Herbst einige Wochen früher einzustallen und dafür im Frühjahr zeitig mit Weiden zu starten.»