Seine Tiere vollständig gegen die aktuell wütende Blauzungenkrankheit zu schützen, scheint unmöglich. Neben der Impfung, zum Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe, ist eine bedarfsgerechte Fütterung der Tiere zur Stärkung des Immunsystems aktuell daher umso wichtiger. Doch wie lässt sich die Versorgung der Tiere überprüfen?

Milchdaten statt Futteranalysen

«Wir arbeiten zu diesem Zweck mit einer Milchdatenauswertung. Diese basiert auf den Daten der monatlichen Milchwägung», erklärt Markus Burkard von Multiforsa. Die Futteranalyse gebe zwar Auskunft über Gehalte und Struktur des Futters, wie viel davon tatsächlich in die Kuh gelange, wisse man aufgrund der fehlenden Ermittlung der Krippenreste jedoch nicht. Zudem werden laut Burkard in der Schweiz kaum ein ganzes Jahr die gleichen Komponenten (verschiedenen Grasschnitte) gefüttert, sodass für zuverlässige Aussagen bei jedem Komponentenwechsel nötig wären. «Auf grossen Betrieben kann aber eine zweimal jährlich durchgeführte Futteranalyse Sinn ergeben», ergänzt Burkard.

Hauptbausteine für eine bedarfsgerechte Fütterung sind für den Verkaufsleiter die Pansenstabilität, die Mineralstoffversorgung und ein optimaler Start in die Laktation. Hauptprobleme bei den Milchkühen sind dabei die beiden Stoffwechselkrankheiten Milchfieber und Ketose. «Startet die Kuh schlecht in die Laktation, beeinflusst das die Immunabwehr noch während der gesamten Laktation negativ», erklärt Burkard. Neben einem guten Galtmanagement kann zur Milchfieber-Prophylaxe (Hypokalzämie) ein Ca-Bolus oder eine Ca-Kartusche verabreicht werden. Da die Stoffwechsel von Calcium und Phosphor stark zusammenhängen, führe ein kombinierter Bolus meist zum Erfolg.

Mineralstoff statt Bolus

Bei einer Ketose kann auch ein sogenannter Energie-Bolus zur Anwendung kommen. Statt eines Energie-Bolus habe die UFA ein gewürfeltes Produkt (UFA-Ketonex) im Angebot, erklärt Jonas Salzmann. Mit 30 % Propylenglycol dienen die Würfel als schnelle Glucose-Lieferanten. Eingesetzt werden die Würfel laut Salzmann bei einer Ketosegefahr eine Woche vor dem Abkalben oder während drei bis sechs Wochen nach dem Abkalben bei akuter Gefahr.

Tritt ein Mineralstoffmangel später in der Laktation auf, rät Markus Burkard von einem Bolus ab. «Es ist meiner persönlichen Meinung nach eher unwahrscheinlich, dass ein Bolus über eine längere Zeitspanne von mehreren Wochen Nährstoffe kontinuierlich freisetzen kann», sagt er. Gedeckt werden könne damit ausserdem nur die Spurenelement- und Vitaminversorgung, nicht aber die mit Mengenelementen (Ca, P, K, Na, Mg, Cl, S). «Sonst müsste man einen zwei Kilogramm schweren Bolus verabreichen», erklärt er. Stattdessen empfiehlt Burkard hier, wenn immer möglich, die tägliche Verabreichung in Form von Pulver oder Pellets über die Futterkrippe. Für Weide- oder Alptiere eigne sich alternativ eine Leckmasse. Zu beachten sei hier jedoch, dass durch die Sonne nicht alle Vitamine erhalten bleiben. Ein weiterer wichtiger Grundsatz der Mineralstoffversorgung seien zudem die Wechselwirkungen zwischen Mineralstoffen, aber auch Vitaminen, Fettsäuren und Mikroelementen. «Ein Mangel lässt sich nie einfach durch die Ergänzung eines einzigen Elements beheben. Was die Kuh vorne frisst, kann nicht immer auch aufgenommen werden», so der Experte. Umso wichtiger sei es deshalb, eine Fachperson hinzuzuziehen.

Keine P-Erhöhung

Häufig beobachte Markus Burkard auch Fehler in der Beprobung der Tiere. So werde bei einer Kuh mit Milchfieber oft zusätzlich eine Blutprobe zur Beurteilung der Entzündungswerte genommen. Auf den Untersuchungsresultaten lasse sich dann ein Phosphor-Mangel feststellen. Viele Landwirte seien dann beunruhigt und wollen die P-Menge erhöhen. Der Mangel sei jedoch auf die Stoffwechselentgleisung durch das Milchfieber zurückzuführen und ganz normal.

Eine P-Erhöhung nach der Tierbehandlung wäre hingegen kontraproduktiv, da damit das gewünschte Calcium-Phosphor-Verhältnis von 2:1 gestört und somit die Calcium-Aufnahme gehemmt wird. Aus diesem Grund rät der Experte auch von Blut- oder Haarproben zur Ermittlung der Mineralstoffversorgung ab.

Kuh und Mikroben versorgen

Eine optimale Versorgung setze zudem ein stabiles Pansenmillieu voraus. Noch immer treten laut Markus Burkard häufig pH-Schwankungen im Pansen auf. «In der Schweiz muss fast jeder Pansen stabilisiert werden», erklärt Burkard. Meist seien die Schwankungen jedoch nicht wie vermutet auf einen Strukturmangel, sondern auf zu hohe Mengen an leichtlöslichen Kohlenhydraten (Zucker, Fruktan, Stärke) zurückzuführen. Diese Kohlenhydrate werden im Pansen rasch zu Milchsäure abgebaut, was bei zu grossen Mengen eine Senkung des Pansen-pHs und eine Veränderung der Pansenmikroben zur Folge hat. «So treten pH-Schwankungen auch auf Betrieben mit einer Raufutter-betonten Ration, wie Käsereibetrieben auf», erklärt er. Bereits hier liege die Menge an Zucker und Fruktan im Normalfall mit 100 bis 200 g/kg TS über dem Grenzwert von 70 g/kg TS.

Gleiches gelte auch für Betriebe mit einem Maissilage-Anteil von 60 % oder höher. Statt Fruktan und Zucker ist hier der schnelle Stärkeabbau verantwortlich. Als Grenzwerte gelten hier 210 g/kg TS, wobei in der Praxis Werte von 300 bis 400 g/kg TS normal sind. Eine Verdünnung mit Stroh sieht Burkard nicht als geeignete Massnahme, da die Ration zwar in Bezug auf die leichtlöslichen Kohlenhydrate verdünnt wird, jedoch nicht mehr den Anforderungen einer hochleistenden Milchkuh entspricht. Stattdessen empfiehlt der Fütterungsberater einen Pansenstabilisator mit Lebendhefen. Dazu führt Multiforsa die beiden Produkte Ruminvest Plus und Multiplex Detox (inkl. Toxinbinder) im Angebot. Eine aktuelle Herausforderung in diesem Zusammenhang stelle die Futterumstellung durch den Weidebeginn dar, welche wiederum grosse pH-Schwankungen verursacht. Ein mehrjähriges Mykotoxinmonitoring in der Schweiz habe zudem gezeigt, dass in allen Maissilagen gewisse Toxingrenzwerte überschritten werden. Aus diesem Grund empfiehlt der Agronom den Einsatz eines schwachen Toxinbinders bei jeder Maisration.

Mg-Mangel im Frühjahr

Ein weiterer wichtiger Punkt, den es laut Jonas Salzmann, UFA, im Frühjahr ausserdem zu beachten gilt, ist die Magnesium-Versorgung der Tiere. Im Frühjahr ist durch das schnelle Graswachstum der Pflanze weniger Magnesium vorhanden. Auch ein hoher Anteil an Zwischenfutter könne aufgrund des tiefen Mg-Gehalts zu einem Mangel führen, so der Fachmann. «Deshalb macht der Einsatz von magnesiumreichen Mineralstoffen und Produkten zur Kontrolle der Passagerate Sinn», erklärt Salzmann.

Zur zusätzlichen Stärkung des Immunsystems und in Anbetracht der Blauzungenkrankheit lanciert Multiforsa zudem in Kürze das Produkt «Mega Protect», welches unter anderem verschiedene Vitamine (z. B. Vit. C), starke Antioxidanzien aus Melonensaft und Aroniatrester enthält. Versuche in erkrankten Beständen im benachbarten Ausland zeigten, dass die Symptome bei einer Blauzungenerkrankung durch den Einsatz gelindert werden konnten.

Fallzahlen gesunken

Wie sich auf dem Blauzungen-Monitoring des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) zeigt, konnte seit Ende März ein Rückgang der Fallzahlen der Tierseuche festgestellt werden. Nachgefragt beim Bundesamt, führt dieses den Rückgang auf die geringere Mückenaktivität während der vektorfreien Periode (1.12.24 bis 31.3.2025) und die damit seltenen Neuinfektionen zurück. Doch weshalb kam es erst Ende März zu einem Rückgang? Bei den in den ersten Monaten gemeldeten BTV-Fällen handle es sich vorwiegend um Meldungen von Virusnachweisen bei neugeborenen Kälbern, deren Muttertiere sich bereits im vergangenen Herbst infizierten, so das BLV. Auch die freiwillige Impfung, die vor schweren Erkrankungen schützen soll, trägt laut BLV dazu bei, dass die Fallzahlen tief sind. Mit den steigenden Temperaturen werde die Aktivität der Gnitzen in den kommenden Wochen zunehmen, wodurch mit einer Zunahme der Infektionen zu rechnen sei.