Elf 100 000er-Kühe, ein Stalldurchschnitt (fünf Jahresschnitte) von 10 500 kg und ein Zellzahlwert von 54 (000) – dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr: René Durand aus Buch bei Mühleberg BE wählt nicht nur die passende Genetik dafür aus, sondern er überlässt auch bei der Fütterung und rund ums Abkalben nichts dem Zufall. Zum Beispiel verfüttert Durand seinen Galtkühen Eiweisskonzentrat und er lässt den Kühen nach der Abkalbung mehr Zeit als gewöhnlich: «Ich besame sie frühstens nach drei, vier Monaten, bei hohen Leistungen sogar erst nach fünf Monaten wieder», sagt der Züchter. Jedes Jahr eine Abkalbung stresse die Tiere nur, mache sie kaputt, ist der Milchproduzent und ehemalige Fütterungsberater überzeugt.

Keine Abstriche bei der Persistenz

Hingegen macht René Durand bei der Persistenz der Milchleistung keine Abstriche: «Eine möglichst flache Laktationskurve vereinfacht nicht nur die Fütterung, sondern auch das Management und es wird so einfacher, jede einzelne Kuh wieder tragend zu bringen», ist René Durand überzeugt. Auch beim Ergalten hat der Meisterlandwirt klare Vorstellungen: «Mit dieser Strategie sind unsere Kühe länger in Laktation. Somit gestaltet sich auch das Galtstellen einfacher.» Auf Trockensteller wird, wenn möglich, verzichtet. Gruyère-Produzenten ist der Einsatz eines Zitzenversieglers verboten.

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Ohne Zitzenversiegler und ohne Trockensteller geht die Zuchtstrategie von Familie Durand dennoch auf: Der aktuelle Stalldurchschnitt beträgt 10 500 kg Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiss. Aber das Eindrücklichste ist: Bei Familie Durand haben mittlerweile schon elf Kühe die 100 000er-Milchmarke in ihrem Stall überschritten, die höchste von ihnen, Redmaker Tigresse, leistete sogar 138 964 kg Milch. «Vor allem die Stiere Savard und Redmaker haben uns alte Kühe gebracht», hält der Züchter rückblickend fest. Aber auch von den Töchtern des Goldwyn-Sohnes Wyman schwärmt René Durand. Wenn O-Man, Rudolph, Stadel oder Caveman-Blut in der Abstammung ist, schlage sich das meistens auf die Langlebigkeit zurück, ist der Meisterlandwirt überzeugt.

Spezielle Fütterung

Und wie züchtet man überhaupt so viele 100 000er-Kühe? «49 % sind Management, 51 % sind Glück», meint der Meisterlandwirt bescheiden. Und wie sieht es bezüglich Rentabilität aus? «Wenn unsere Kühe 2000 kg Milch pro Laktation weniger leisten würden, könnte ich mit den durchschnittlich 22 Kühen das Milchlieferrecht nicht erfüllen. Mit der Zugabe von Kraftfutter kann ich das. Somit bin ich überzeugt, dass wir mit der Hochleistungsstrategie besser fahren, als wenn wir mit 8000 kg Milch pro Kuh und Jahr zufrieden wären», rechnet René Durand vor.

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Als Gruyère-Produzent stellt der Meisterlandwirt nicht nur in der Fütterung, sondern auch bei der Hygiene grosse Anforderungen. Im Sommer wird eingegrast, im Winter werden das Dürrutter und andere Komponenten mit einem Mischwagen verabreicht. «So bringe ich viel mehr Trockensubstanz in den Pansen, als wenn ich das Heu den Kühen langstielig vorlegen würde», ist er überzeugt. Im Aufzucht-Management orientiert man sich nach der metabolischen Programmierung.

Eine hohe Milchqualität ist das Ziel

Um solche Leistungen erbringen zu können, muss aber auch der Futtertisch immer gut gefüllt sein. «Verzehr, Verzehr, Verzehr. Das ist die Grundregel für die Fütterung», so der Züchter. Damit nicht nur viel Milch, sondern auch eine hohe Qualität erreicht wird, wird seit einigen Jahren auch nur mit Handschuhen gemolken. «Dank dieser Massnahme konnten wir den Zellzahlwert und die Mastitiden massiv senken», hält René Durand fest. Zudem werden vor und nach dem Melken die Zitzen getaucht. «Wie bei allen anderen Betrieben auch, ist und bleibt die Milchqualität jeden Tag eine grosse Herausforderung», sagt er.

Seit sechs Jahren bewirtschaften René und Zoé Durand zusammen mit ihrem Sohn Dominic den Pachtbetrieb in Buch, dazu kommt noch den Heimbetrieb im bernischen Niederhünigen. «Zusammen bewirtschaften wir 36 ha», so der Betriebsleiter. Neben der Milchwirtschaft werden auch Brotweizen, Gerste, Raps, Eiweisserbsen und Mais angepflanzt. Im Stall stehen rund 22 Kühe mit 55 Stück Nachzucht. Punkto Zuchtziel hat sich bei Durands einiges verändert: «Bei meinen Eltern stand das Exterieur noch etwas mehr im Vordergrund, ich gewichte die Milchleistung und die Gesundheitsmerkmale stärker», sagt René Durand. Und noch ein Zuchtziel verfolgt der 46-Jährige: «Ich möchte am Schluss eine Herde, die genetisch hornlos ist, den Genotyp A2A2 und das Kappa-Kasein BB trägt», so der Züchter.

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Mit dem Slick-Gen züchten

René Durand ist auch der Einsatz von Stieren wichtig, die über das Slick-Gen verfügen, um daraus hitzetolerante Kühe züchten zu können. «Davon verspreche ich mir sehr viel, denn die höheren Temperaturen werden auch für die Milchwirtschaft zur grossen Herausforderung», ist er überzeugt. Ursprünglich stammt das Slick-Gen aus Puerto Rico. Es sorgt dafür, dass die Kühe ihre Körpertemperatur besser regulieren können. Die betreffenden Tiere erkennt man an ihrem Fell. Die Haare sind kürzer, was vor allem rund um die Wirbel gut zu sehen ist. Ausserdem sind die Schweissdrüsen von Tieren mit dem Slick-Gen grösser. Die Körpertemperatur bei Trägern des Slick-Gens bleibt niedriger und die Tiere sind bei extremeren Bedingungen produktiver und fruchtbarer als die anderen.

Vermehrt rote Kühe

Um diese Zuchtziele schneller erreichen zu können, werden alle Tiere, wenn möglich, gesext besamt und alle Kuhkälber aufgezogen. «Pro Jahr verkaufen wir vor allem über die Vianco rund 20 junge Zucht- und Nutzkühe», hält der Landwirt fest. Der Verkaufserlös trage mittlerweile einen wichtigen Teil zu einem Betriebseinkommen bei. «Damit es für mich rentiert, sollten die Preise über 3500 Franken liegen». Und: «Heute sind rote Kühe schon fast eine Rarität, das merke ich auch an den Verkaufspreisen», so Durand.

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Deswegen wird zu zwei Dritteln auf rote Genetik gesetzt. «Thermo-SL, Robin, Ranger, Rager, Member, Red-Rock, Flight oder Augustus. Der Rest wird oder wurde mit RF- oder Holsteinstieren wie Blakely, Troy, Hadley, McDavid und Maroon eingesetzt», zählt der Züchter seine Favoriten auf. Bei den älteren Kühen im Stall stechen aktuell vor allem die Töchter von Aladdin, Shogun, Wyman, Bruno und Pickel positiv heraus. «Dank der genomischen Selektion ist unsere Herde nicht nur einheitlicher geworden, sondern wir konnten auch einen markanten Zuchtfortschritt realisieren», sagt der Züchter zufrieden.

 

Betriebsspiegel

Name: René und Zoé Durand mit Sohn Dominic
Ort: Buch bei Mühleberg BE
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, plus die Lehrtochter Ramona Ruch. Zur Mithilfe die Eltern von René Durand, sowie Michael Zaugg und Hansjörg Stalder
Betrieb: Pachtbetrieb in Mühleberg sowie den Heimbetrieb in Niederhünigen, insgesamt 36 ha.
Betriebszweige: Milchwirtschaft (Gruyère-Produzent), Viehzucht (22 Kühe plus 55 Stück Nachzucht) und Ackerbau (Brotweizen, Gerste, Raps, Mais, Eiweisserbsen, Kunst- und Naturwiesen)