Die Kälbermäster spürten auch im vergangenen Jahr die Auswirkungen von Corona. Gastronomiebetriebe waren teilweise noch geschlossen, dort wird der Grossteil des Fleisches abgesetzt. Ein markanter Nachfragerückgang, teils Einlagerungen und tiefe Preise im Frühjahr 2020 und 2021 waren die Folge. Das führte bei vielen Mästern, die während des Lockdowns liefern mussten, zu deutlichen Erlöseinbussen.

Die Zahlen sinken

In der zweiten Jahreshälfte 2021 erholte sich der Markt aber und aktuell profitieren die Mäster von guten Preisen. Zu schaffen machen hingegen im Ankauf die teuren Tränker, kam an der Jahresversammlung der Innerschweizer Kälbermäster zum Ausdruck.

Knapp 30 Teilnehmende, rund die Hälfte davon Mitglieder, der Rest Gäste, konnte Präsident Walter Odermatt zur 50. Generalversammlung des Verbands der Kälbermäster und Kuhhalter von Obwalden, Nidwalden und Uri begrüssen. Die Mitgliederzahlen schwinden, derzeit sind es noch rund 65. Laufend würden Bauern aus der Kälbermast aussteigen, erklärte Aktuar Walter Durrer, der auch im Vorstand des Schweizer Kälbermästerverbands sitzt.

Weil Verkehrsmilch wieder besser gefragt und die Preise gestiegen sind, würden einige Kälbermäster wieder Milch abliefern. Das stellt Durrer selbst bei abgelegenen Betrieben fest, wo die Bauern im Nebenerwerb auswärts arbeiten und halt die Milch in einem fahrbaren Tank gleich mitnehmen. Teils würden Betriebe auch grösser, halten mehr Kühe, was mehr Platz bedinge und so werde halt nicht mehr in die Kälbermast investiert. Vermehrt würden Kälbermäster auch auf Mutterkuhhaltung umstellen. «Diese Tierhalter kämpfen aber mit den gleichen Problemen, wenn es um Kälbergesundheit geht», sagt Walter Durrer im Gespräch mit der BauernZeitung.

Markt schwankt stark

Die bäuerlichen Kälbermäster, welche der Verband vertritt, seien häufig eher kleinstrukturiert, mästen jährlich im Schnitt nur rund zwei Dutzend Kälber, wobei die Schwankungen von zehn bis 100 reichen. Viele gehen den Sommer über auf die Alp, wo oft noch Alpkäse produziert wird. Bei solchen Betrieben sei die Herausforderung, dass im Herbst, wenn der Bedarf bestünde, noch weniger Tränker auf dem Markt sind, beziehungsweise diese dann besonders teuer sind. «Wer aber im Herbst nicht zeitig mit der Anmast starten kann, bringt die Tiere bis zum Jahresende, wo die Preise für Mastkälber am höchsten sind, nicht schlachtreif», erklärt Durrer.

«Wir haben im Vorstand auch schon diskutiert, dass es ideal wäre, wenn Tränker im Dezember lebend eingefroren und im Sommer zur Nutzung aufgetaut werden könnten», meint Durrer die nicht ganz ernst gemeinte Utopie. Der Umgang mit den Marktschwankungen sei denn auch die grösste Herausforderung für die Mäster.

Jährlich werden deshalb schweizweit nur mehr rund 190 000 Kälber gemästet, ein Tiefpunkt. Früher sei die Bedeutung der Kälbermast auch als Ausgleich und zur Entlastung der Grossviehmast noch viel ausgeprägter gewesen, so Durrer.

Fehlende geeignete Tränker

Viele Milchkühe würden heute mit Mastrassen für Kälber in die Grossviehmast oder gezielt gesext besamt für Kälber, welche in die Jungviehaufzucht gehen. Die typischen Mastrassen seien als Tränker für die Kälbermast aber zu teuer. Die dafür geeigneten und preislich interessanten T3+-Kälber könnten auch Brown Swiss sein, solche fehlen aber zunehmend, erklärt Durrer einen weiteren Grund für den Rückgang.

Halsband zur Früherkennung

Weiter zu senken sei der Antibiotikaeinsatz in der Kälbermast, dafür würden grosse Anstrengungen unternommen, sagt Durrer. So durch bessere Lüftung und besseres Stallklima. Thema seien auch alternative Mittel wie Homöopathie oder pflanzliche Medizinierung. Und wichtig sei die Früherkennung von gesundheitlichen Problemen einzelner Kälber, bevor die ganze Mastgruppe davon betroffen ist. Dazu könnten auch Fütterungsautomaten beitragen, wo die Kälber Halsbänder zur Datenerfassung tragen. Symptome können so früher erkannt werden, wenn die Daten entsprechend analysiert werden.

Über Automatentechnik und Halsbänder referierte im Anschluss an die GV deshalb Armin auf der Maur vom UFA-Beratungsdienst.