Honig ist nicht nur lecker auf Brot und versüsst den Tee. Seine Wirkstoffe haben auch wundheilende Eigenschaften. Das erkannten bereits die alten Ägypter vor Tausenden von Jahren. Auch in den beiden Weltkriegen sorgten Honigumschläge für eine bessere Abheilung von Verletzungen. Antibiotika verdrängten aber das Hausmittel. Doch heute hält Honig wieder Einzug in die Medizin, weil viele Keime in den Spitälern bereits Resistenzen gegen Antibiotika aufgebaut haben. 

In der Tierhaltung wird Honig ebenfalls angewendet, wie in der aktuellen Ausgabe der Schweizerischen Bienen-Zeitung zu lesen ist. Die Hufheilpraktikerin, Pferde-Osteopathin und Imkerin Margit Siegrist aus Liebistorf habe gute Erfahrungen mit Honig an Pferden gemacht. 

Die drei heilende Eigenschaften des Honigs

Die Wirkung des Honigs beruht auf drei Eigenschaften: Schutz, Reinigung und Heilung. 

Schutz: Der Honig bildet auf der verletzten Stelle einen Film, der eine Schranke gegen neue Bakterien bildet.

Reinigung: Der hohe Zuckergehalt des Honigs bildet säuberndes Wundsekret. Die zuckrige Masse entzieht den Keimen Wasser, wodurch sie sich nicht mehr vermehren können.

Heilung: Für seine heilende Kraft sind nach derzeitigem Wissensstand u. a. Wasserstoffperoxid und Methylglyoxal zuständig. Sie töten die Bakterien in der Wunde ab.

Alle zwei Tage Honigverband erneuern 

An einer Sommerwunde (Hauthabronematose), die eine Stute am linken Vorderhuf hat, demonstriert Margit Siegrist der Bienen-Zeitung die heilende Wirkung des Honigs. Die Wunde wurde mit Honig behandelt. Ein Verband sorgt für die Aufnahme von Blut und Wundsekret und schützt die Wunde vor mechanischen Einwirkungen sowie gegen Bienen, die durch den Honig angelockt werden könnten. «Vor allem in Jahren wie diesem, wo Bienen nur an wenig Futter gelangen, ist es wichtig, dass der Verband dicht ist», sagt sie der BauernZeitung. Unter dem Verband kommt es dann schon nach einer kurzen Zeit zum Abtransport von Abfallstoffen und zum Aufbau von neuem Gewebe. Der Verband sollte nach zwei Tagen gewechselt werden, so die Imkerin, «denn das bakterienabtötende Wasserstoffperoxid, was der Honig bildet, verliert seine Wirkung nach dieser Zeit.» Ein Verbandswechsel sollte so lange, bis die Wunde abgeheilt ist, erfolgen. 

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Die Tiergesundheit wird überwacht, um die Seuchenlage, die Entwicklungstendenz sowie die regionale Verteilung von Ausbrüchen zu dokumentieren. (Bild lid / ji) Tiergesundheit Die Schweiz ist frei von 28 Tierseuchen und Zoonosen Monday, 19. July 2021 Honig hat zudem eine weitere positive Eigenschaft: «Bei einer konventionellen Therapie mit antibiotischer Salbe oder Desinfektionsspray klebt der Verband oft an. Beim Wechsel kann das sehr schmerzhaft für das Tier sein, wenn der Schorf beim Abziehen abgerissen wird», weiss die Hufheilpraktikerin aus Erfahrung. Mit Honig bildet sich dagegen kein Schorf, weil der Honig die Wunde weich hält.  

Schnellere Abheilung als bei einer konventionellen Therapie

Bei der betroffenen Stute ist die Wunde nach nur vier Wochen abgeheilt. «Bei einer konventionellen Therapie dauert die Abheilung einer Sommerwunde meist bis in den September, berichtete mir ein Tierarzt erstaunt über die Wirkung des Honigs», so Margit Siegrist. Die Abheilung sei abhängig von Tiefe und Schweregrad der Wunde sowie von der Bedingung, ob die Kuh oder das Pferd die Wunde wieder aufreisst. Wenn die Durchblutung in Ordnung ist, geht es mit der Abheilung recht schnell, sagt sie.

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«Jeder hochwertige Blütenhonig ist zur Wundbehandlung geeignet.»

Margit Siegrist ist Hufheilpraktikerin, Pferde-Osteopathin und Imkerin.

Fast jeder Honig ist geeignet

Honig eigne sich am besten bei offenflächigen Wunden, die mit einer Infektion zusammenhängen oder bei Brandwunden. Tiefe Schnittwunden sollten gemäss Siegrist erst genäht werden, bevor sie mit Honig behandelt werden. Welcher dabei verwendet wird, sei nicht ausschlaggebend. «In der Humanmedizin wird Medihoney eingesetzt, der mit Gammastrahlen steril und haltbar gemacht wurde. Bei der Behandlung von Tieren ist Blütenhonig völlig ausreichend.» Nur sollte nicht der billigste aus dem Supermarkt verwendet werden, «denn häufig ist dieser verfälscht oder stark verarbeitet worden, was die heilenden Eigenschaften des Honigs vernichte», weiss die Imkerin. 

Sollte ein Tierarzt bei der Behandlung hinzugezogen werden? «So lange die Wunden klein sind, ist es kein Problem, wenn der Tierarzt nicht konsultiert wird.» Aber das liege im Ermessen des Landwirts, so die Hufheilpraktikerin. Anwendbar sei der Honig bei allen Tierarten.