Für die Überprüfung der Futterration können viele verschiedene Punkte betrachtet werden. Einerseits gibt es Kontrollpunkte direkt am Tier. In erster Linie denken wir da an die Wiederkauschläge, die Pansenfüllung oder auch an den Body Condition Score (BCS). Auch an der Krippe können beispielsweise das Fressverhalten und die Struktur der Ration beurteilt werden. Der Kot gibt Rückschlüsse über die Funktionalität des Pansens und über die Ausgeglichenheit der Ration. Und zu guter Letzt stehen uns zahlreiche Daten zur Verfügung. Auf einige Punkte möchten wir kurz eingehen.

Kontrollen an der Krippe

Alleine bei der Krippe kann viel über die Ration gesagt werden. Vor allem bei einer Mischration kann hier die Struktur und das Fressverhalten überprüft werden. Um die Struktur zu beurteilen, kann man versuchen, aus einer Handvoll Futter einen Schneeball zu formen. Dabei soll es in den Händen «stüpfen». «Stüpft» es in der Hand, «stüpft» es auch im Pansen und dadurch wird die Pansenaktivität angeregt. Fehlt die Struktur, gilt es zu überprüfen, ob allgemein zu wenig Struktur in die Ration kommt oder ob diese beispielsweise durch zu langes Mischen oder schlecht geschliffene Messer zerstört wird. 

Beim Fressverhalten wird darauf geachtet, ob die Tiere das Futter zur Seite schieben und den Boden sauber lecken. Idealerweise fressen die Tiere die Ration von unten. Wenn die Kühe das Futter zur Seite stossen und allfällige Nebenprodukte oder Kraftfuttermittel vom Boden lecken können, ist die Ration oft zu trocken. Mit dem Beifügen von etwas Wasser lässt sich dieses Problem oftmals schnell beheben.

Kot als Indikator für Pansenstabilität

Dass der Kot Rückschlüsse über die Fütterung gibt, ist nichts Neues. Immer wieder sprechen Landwirte beispielsweise über das Problem des zu dünnen Kots im Herbst. Zu dünner Kot kann aber viele unterschiedliche Gründe haben: zu wenig Struktur, zu viel Protein, Futterverschmutzungen oder auch Infektionskrankheiten. Da gilt es mit dem Ausschlussverfahren das Problem zu finden. 

Zu dicker Kot tritt in der Milchviehhaltung kaum auf und ist oftmals mit einer tiefen Energiekonzentration der Futterration in Verbindung zu bringen. Auch das Auswaschen des Kots kann sich lohnen. Unverdaute Pflanzenbestandteile, Getreide- oder gar Maiskörner wollen wir keinesfalls im Kot finden. Auch da kann das Problem bei der Fütterung liegen. Befindet sich das Tier beispielsweise in einer Pansenübersäuerung, leidet auch die Verdauung. Aber auch das unausgeglichene Vorhandensein von Energie und Protein im Pansen für die Pansenmikroben bewirkt eine schlechtere Verdaulichkeit. Ist beides nicht der Fall kann das Problem auch beim Futtermittel selbst liegen. Ein Maiskorn, das bei der Ernte nicht aufgebrochen wurde, ist nun mal nicht zu verdauen.

Auf die Kuh hören

Ein wichtiger Punkt ist auch die Kuh. Sie sagt uns relativ klar, ob die Fütterung funktioniert oder nicht. Die Wiederkauschläge sind sicher das Erste, das kontrolliert wird. Hier werden 55 bis 65 Kauschläge pro Bissen angestrebt. Je nach Fütterung kann dieser Wert variieren. Auch sollten zirka 70 % der liegenden Tiere wiederkäuen. 

Die Pansenfüllung kann anhand der Futtergrube überprüft werden. Ist die Pansenfüllung bei vielen Tieren schlecht, ist dies oftmals mit fehlender Futterqualität oder Futtervorlage in Verbindung zu bringen. Der BCS gibt Rückschlüsse über die Energieversorgung der Herde. Die Tiere dürfen nach dem Kalben nicht zu viel Fett abbauen und während der Galtzeit und gegen Ende Laktation dürfen die Tiere nicht verfetten. Das gezielte Verabreichen von Ergänzungsfuttermitteln spielt hier eine grosse Rolle. Diese unbedingt laufend an die Leistung der Tiere anpassen.

Kontrollblatt Milch und Tankdaten

«Last, but not least» können auch vorhandene Zahlen zur Optimierung eingesetzt werden. Im Kontrollblatt Milch aus der Milchleistungsprüfung stehen viele tierindividuelle Daten zur Verfügung. Ein spezielles Augenmerk soll hier sicher auf die Tiere gerichtet werden, die am Anfang ihrer Laktation stehen. Vorallem Fett- und Eiweissgehalte lassen Rückschlüsse auf mangelnde Energie- oder Rohfaserversorgung zu. Auch die Tagesmilch der einzelnen Tiere soll mit der geplanten Ration einigermassen übereinstimmen. Idealerwiese wird die Ration an der Krippe den Tieren Mitte Laktation angepasst. So kann in der Startphase gezielt mit Leistungsfutter ergänzt werden und die Gefahr einer Verfettung gegen Ende Laktation wird etwas verringert. 

Ein guter schweizerischer Kompromiss: Der Harnstoffwert soll sicher ebenfalls betrachtet werden, um die Proteinversorgung der Ration zu beurteilen. Zu beachten gilt aber, dass der Harnstoff in der Kuh sehr schnell reagiert. Hier empfiehlt es sich eher mit dem Harnstoffwert der Tankmilch zu arbeiten. In der Mischmilch über ein oder gar zwei Tage ist der Wert sicherlich genauer als nur über einen Melkvorgang.

Zeit investieren, lohnt sich

Fazit: So komplex es ist, einen Fütterungsplan zu erstellen, so komplex ist auch die weitere Arbeit daran. Trotzdem empfiehlt es sich, Zeit dafür zu investieren und sich Gedanken über kleinere Anpassungen zu machen. Gerade im gezielten Verabreichen von teuren Ergänzungs- und Leistungsfuttern liegt viel Potenzial. Schlussendlich gilt etwa das «Trial and Error»-Prinzip: Kleine Anpassungen vornehmen, wieder kontrollieren, wie sich die oben beschriebenen Punkte ­verändern und allfällige Anpassungen weiterführen oder wieder verwerfen. Mit ständigen Weiterentwicklungen gelingt so schlussendlich die optimale Fütterung.