Die intensive Landwirtschaft in Holland hat die hiesigen Produzenten schon immer fasziniert. Holland, flächenmässig gleich gross wie die Schweiz, mit aber doppelt so vielen Einwohnern, arbeitet mit grossen Strukturen und dabei steht die Lebensmittelproduktion im Vordergrund. Die Betriebe werden noch grösser, doch Themen wie Emissionen und Tierwohl haben die Niederlande als Mitglied der EU längst erreicht. Davon berichtete Rob van Schie, Verkaufsleiter und Schweinespezialist bei der Futtermühle Koudijs Animal Nutrition B. V., kürzlich am Fors-Schweinefachtag von Kunz Kunath im luzernischen Reiden.

Viele «Söieler» hören auf

«Wieso hören so viele Schweineproduzenten auf in Holland?», fragte er rhetorisch in die Runde. Die Stimmung sei nicht die beste. Wenige, sehr kritische Stimmen würden das Bild rund um die Produktion von Fleisch dominieren. Auch in 20 Jahren würden noch Fleisch und Eier gegessen, Milch getrunken. Vielleicht ein bisschen weniger, vielleicht auf eine andere Art, meinte er. Wer in diesem Umfeld nicht mehr weiterfahren möchte und es sich leisten könne, aufzuhören, solle dies tun. Holland produziere mit seinen Tieren eine beachtliche Menge Stickstoff. Die EU ihrerseits will Naturschutzflächen aufwerten. Produzenten in der Nähe solcher Gebiete würden Geld bekommen, damit sie die Produktion einstellten.

600 Sauen pro Betrieb

Der typische Schweinebetrieb sei gross, die Dächer komplett mit Solarpanels versehen, die Abluft wird gereinigt und das Areal «geschlossen». Süden und Osten seien die Regionen mit den meisten Betrieben. Muttersauen stehen noch in 1370 Betrieben, ein Viertel habe in den letzten 10 Jahren aufgehört. 600 Sauen sind es pro Betrieb. Der Sauenbestand dürfte in den nächsten Jahren von aktuell gegen 800'000 auf bis zu 500'000 Tiere zurückgehen. Zuchtfortschritt und Nachfrage nach Schweinefleisch sind die Hauptgründe.

Die typische Haltungsform bei den Sauen seien Stände mit Auslauf, Gruppenhaltung mit einem Platzangebot von 2,25 m² pro Sau und Futterstation. Die Zuchtbetriebe sind spezialisiert, während Mäster teils noch weitere Betriebszweige hätten, etwa Ackerbau. Ein durchschnittlicher Mastbetrieb hat rund 2000 Plätze. Die Schweinepreise seien in Holland schon seit einiger Zeit akzeptabel, freut sich van Schie. Allerdings seien eben auch die Kosten hoch, vor allem für das Futter. Ein grosser Kostentreiber ist die Gülle. 25 Euro pro m³ zahlen tierintensive Betriebe fürs Wegführen. Züchtern blieben im Moment rund 500 Euro als «Restbetrag», damit seien die Direktkosten gedeckt ausser Stall undGülle. Grosses Thema in Holland sei der Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft. Viele Polen würden in Hollands Ställen arbeiten.

Hohe Produktivität im Stall

Die Betriebe sind auf Effizienz getrimmt. Eine Arbeitskraft betreut rund 300 Sauen bzw. 1300 Mastschweine. «Einige schaffen 4000 auf Grossbetrieben», weiss van Schie. Die Betriebe seien aber nicht vergleichbar mit der Schweiz, da wenig Handarbeit. Stroh sucht man vergebens. Leistungsmässig sei man bei Tageszunahmen von rund 850 g. Gefüttert werde vor allem trocken. In der Zucht würden die ersten Betriebe 40 Ferkel absetzen pro Sau und Jahr. Die Mastschweine werden auf rund 100 Kilo gemästet, also schwerer gemacht als in der Schweiz.

Etwa 700'000 der insgesamt 13,2 Mio Schlachtschweine werden lebend nach Deutschland oder Italien exportiert. Und über 5 Mio Jager verlassen Holland ebenfalls, vor allem in Richtung Deutschland und Spanien.

Label «Besser Leben»

Tierwohl ist ein Thema. Es gibt eine Art öffentliches Label «Beter Leven» (besser Leben). Dort gibt es je nach Produktionsart zwischen 1 bis 3 Sterne. Parameter sind etwa Platz, Auslauf, Beschäftigungsmaterial oder Schwänze kupieren. 1 Stern bringt dem Mäster 10 Cent pro Kilo Schlachtgewicht. Auch der Antibiotika-Einsatz ist im Fokus. Dieser wurde innert zehn Jahren beinahe halbiert. Die Konsumenten blieben kritisch und die Herausforderungen gross, so Rob van Schie. Nährstoff-Emissionen und intensive Tierhaltung beschäftigen weiter. Dabei wachse die Bevölkerung, wie in der Schweiz, schnell.

Tierhaltung in Holland

- 1370 Betriebe in NL halten 800 000 Sauen, in der CH rund 50 pro Betrieb.
- 2653 Betriebe halten5,1 Mio Mastschweine, in der CH rund 220 pro Betrieb.
- Knapp 15 000 Betriebe halten rund 1,5 Mio Milchkühe.
- 734 Betriebe halten 33 Mio Legehennen.
- 619 Betriebe halten 46 Mio Mastpoulets.