«Wenn die Leute hier vorbeispazieren, schauen sie schon genauer hin, vor allem, wenn die neugeborenen Kälber dabei sind», sagt Samuel Mosimann mit einem Schmunzeln. Kein Wunder, denn die Kälber seiner Dahomey-Kühe kommen mit knapp zehn Kilogramm zur Welt.

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Aus dem heutigen Benin

Die Zwergrinder stammen aus dem ehemaligen westafrikanischen Königreich Dahomey, dem heutigen Benin. Sie sind vonNatur aus klein und wurden nicht durch Kreuzung gezüchtet.

«Meine Chueli kommen mit kargen Verhältnissen zurecht», sagt der junge Landwirt aus Wichtrach im Kanton Bern. Sie seien anspruchslos und langlebig. Gefüttert werden sie – bis auf wenige Ausnahmen – nur mit Ökoheu. Im Sommer sind sie auf extensiven Weiden.

Einst waren sie als Raubtierfutter gedacht

Das Dahomey-Zwergrind ist die kleinste Rinderrasse der Welt, welche nie durch Zucht oder Kreuzung beeinflusst wurde. Sie stammt aus dem westafrikanischen Staat Dahomey (heute: Benin).

Die Kühe erreichen eine Schulterhöhe von 80 bis90 Zentimetern und wiegen im Durchschnitt 200 kg. Die Stiere hingegen werden von 90 bis 100 cm gross und maximal 300 kg schwer. Neugeborene Kälber wiegen ungefähr zehn Kilogramm.

Dahomey-Rinder sind sehr robust gegenüber Hitze und Kälte. Sie sind äusserst trittsicher und können zur Beweidung von Hängen oder kargen Flächen eingesetzt werden. Aufgrund ihrer Grösse und ihres Gewichts verursachen sie kaum Trittschäden.

Die Zwergrinder sind entweder schwarz oder grau und haben ihren rassentypischen weissen Leberfleck am Bauch. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden.

Vor ungefähr 90 Jahren kamen die ersten Dahomey-Rinder aus Afrika nach Europa. Sie wurden bei Raubtiertransporten auf dem Seeweg als Lebendfutter eingesetzt. Einige kamen lebend an, was gleichzeitig der Start der Zucht in Europa bedeutete.

Liebhaber-Rinder

Die Herde umfasst 13 Tiere. Samuel Mosimann kann die Liebhaber-Rinder gut verkaufen. Sein Vater Daniel war einer der ersten Züchter in der Schweiz. Für die Produktion von Milch und Fleisch eignen sich Dahomeys weniger. Sie werden vor allem in der Landschaftspflege eingesetzt. Einige Tiere, die auf Samuel Mosimanns Tunnelranch geboren sind, leben mittlerweile in der Lewa-Savanne des Zoos Zürich.

Betriebsspiegel Tunnelranch

Name: Samuel Mosimann

Ort: Wichtrach BE

Fläche: 14 ha Pachtland

Produktionsweise: ÖLN

Viehbestand: 130 Dorper-Schafe, einige Engadiner-Schafe,13 Dahomey-Rinder

Kulturen: Triticale, Korn, Weizen (in weiten Reihen, d. h. «Hasenläufe»), Eiweisserbsen, Mais, Wiesen und Weiden

In Kanada darauf aufmerksam geworden

Samuels Vater arbeitete einst auf einer Farm in Kanada, wo er auf diese besondere Rinderart aufmerksam wurde. Der mittlerweile pensionierte Landwirt mag spezielle, ursprüngliche Rassen, weshalb er im 2005 die ersten Dahomey in die Schweiz importierte.

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Ganz so einfach war es aber nicht, diese zu finden. Ihm half schliesslich, dass er zuvor einige seiner Dorper-Schafe nach Deutschland verkaufen konnte. Der dortige Kunde hörte sichum und vermittelte ihm einen Kontakt.

130 Dorper-Schafe

Auch die Dorper-Schafe, von denen Samuel Mosimann mittlerweile 130 Tiere hält, waren in der Schweiz einst eine exotische Rasse. Die südafrikanischen Tiere verlieren im Sommer ihr Fell und haben einen hohen Fleischanteil.

Aus Südafrika importiert

Kurz vor der Jahrtausendwende erfuhr Samuels Vater von einem Züchter, der solche Tiere in die Schweiz importieren wollte. Er beteiligte sich mit einem stattlichen Betrag auf ein Sperrkonto in Südafrika an diesem Vorhaben.

Einer der Projektpartner kannte einen südafrikanischen Tierarzt, der auf einer Strecke von über 1000 Kilometern 60 geeignete Tiere aussuchte, um die Inzuchtgefahr auszuschliessen.

Quarantäne verlängert

Nach einer dreiwöchigen Quarantäne vor Ort war der Bluttest bei einer der Burengeissen, die zusammen mit den Dorpern importiert werden sollten, unbefriedigend. Die Quarantäne wurde deshalb um weitere drei Wochen verlängert. Anschliessend kamen die Tiere per Flugzeug in die Schweiz, wo sie in Winterthur wieder in Quarantäne mussten. Auch hier dauerte sie länger als vorgesehen, was die Kosten verdoppelte.

Stattliche Herde

Im Laufe der Jahre wuchs in Wichtrach aus ursprünglich zehn Importtieren eine stattliche Herde heran. Lange liessen sich die Dorper-Schafe gut verkaufen, nun sei der Markt langsam gesättigt, sagt Samuel Mosimann. Doch auch heute noch können sie immer wieder Jungtiere verkaufen. Ansonsten gehen die Lämmer in den klassischen Fleischkanal.

Schafberg gepachtet

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Im Sommer geht Samuel Mosimann mit seinen Schafen im Sefinental unter dem Schilthorn z Alp. Den Schafberg, welcher für Grossraubtiere als nicht schützbar eingestuft wurde, konnte er im vergangenen Jahr pachten. In kommenden Sommer besetzt er die Alp mit seinen eigenen und 60 fremden Tieren.

Füchse holen Lämmer

Mosimann schaut regelmässig oben zum Rechten. Bislang war kein Wolf in diesem Tal unterwegs. «Ich hoffe, es bleibt so.» Sorgen machen ihm hingegen die Füchse, die auf dem Talbetrieb immer wieder Lämmer holen. Vor einigen Jahren sei das noch nicht der Fall gewesen.

Spielplätze kontrollieren

Neben der Tunnelranch, die er vor einem Jahr von seinem Vater übernommen hat, arbeitet der 28-Jährige in seiner eigenen GmbH als unabhängiger Spielplatzkontrolleur. Er prüft öffentliche Kinderspielplätze nach den aktuellen Normen der EU und der Schweiz. Seinem erst erlernten Beruf als Lastwagenmechatroniker geht er nur noch wenig nach.

Grüne Folientunnel geben Namen

Dass er den kleinen Pachtbetrieb einst übernehmen würde, war ihm schon früh klar. Vor Jahren, als sich das Pachtverhältnis veränderte, wurde der Betrieb umstrukturiert. Anstelle von einem Bauernhaus mit Milchproduktion, bestand er nun aus einem Einfamilienhaus und zwei grünen Folientunneln. Daher auch der Name Tunnelranch. «Für meine Tiere bieten die Tunnel eine tierfreundliche und zweckmässige Haltung.»