Während in der Schweiz die Diskussion um die bevorstehende Massentierhaltungs-Initiative Fahrt aufnimmt, reicht SP-Nationalrat Matthias Aebischer die Petition «Kein Import von tierquälerisch erzeugten Pelzprodukten» ein. Im November vergangenen Jahres mussten in Dänemark Millionen Nerze gekeult werden, weil dort eine mutierte Form des Coronavirus ausbracht. Im Januar bewilligte das dänische Parlament ein Entschädigungspaket an all die Bauern, deren Zuchtnerze im November vergangenen Jahres getötet worden waren. Das Paket umfasst rund 2,5 Milliarden Euro.
Nicht vergleichbar
Wir wollten von Matthias Aebischer wissen, um welche Form von Bauern es sich bei diesen Pelzzüchtern handelt. «In Dänemark und Norwegen sind die Pelzfarmen in der Regel grossindustrielle Betriebe – in den meisten Fällen bodenunabhängige Massentierhaltungen. Es sind winzige Gitterkäfige, in denen die Tiere ein tristes Dasein fristen. Da von bäuerlicher Produktion zu reden im Sinne der Schweizer Landwirtschaft, wäre definitiv fehl am Platz», ist der SP-Nationalrat sicher. «Es sind hoch professionelle, hoch spezialisierte Betriebe – und sie wurden und werden vom Staat grosszügig unterstützt, weil die Pelzproduktion für diese Länder eine grosse wirtschaftliche Bedeutung hat. Direktzahlungen für Tierwohl oder ökologische Leistungen, wie die Schweiz sie kennt, gibt es in der EU nicht», attestiert Aebischer der hiesigen Landwirtschaft. Er würde diese Fördergelder eher als Subventionen bezeichnen, weil der Staat von den Steuereinnahmen profitiere.
Holland steigt aus
Das relativ kleine Land Dänemark beherbergte vor der Pandemie 15–17 Millionen Nerze auf rund 1100 bis 1500 Pelzfarmen. «Das macht im Schnitt 10 000 bis 15 000 Tiere pro Betrieb – das heisst, riesige Hallen voller Gitterkäfige. Das hat gar nichts mit Landwirtschaft zu tun, das Futter stammt bei Nerzen oft aus der Fischindustrie plus Schlachtabfälle von Artgenossen oder aus Schlachthöfen», erklärt Matthias Aebischer. Da Dänemark im Gegensatz zu Holland trotz Corona-Pandemie nicht aus der Nerzproduktion aussteigen wolle, geht der SP-Nationalrat davon aus, dass die Zucht derzeit wieder hochgefahren wird.
Auf die Frage nach möglichen Alternativen zu dieser tierquälerischen Pelzproduktion sagt Aebischer, dass gemäss CH-Tierschutzgesetzgebung die Pelztiere, wie Wildtiere in strukturreichen Gehegen mit Auslauf (Wildpark-ähnlich) gehalten werden müssten. «Unter solchen tiergerechten Bedingungen wäre eine Pelzproduktion wirtschaftlich nicht rentabel. Die einzige Alternative zu Pelzprodukten sind moderne, innovative Textilien. Pelz ist out, es braucht ihn nicht mehr. Auch Polarforschende gehen heute nicht mehr mit Pelz und Daunen gewappnet auf eine Pool-Expedition, sondern mit hochwirksamen, bestens isolierenden Funktionskleidern», schliesst der Politiker. Der Kanton Zürich macht ernst. Der Zürcher Kantonsrat hat einen ähnlichen Vorstoss gerade gutgeheissen. Wie die NZZ am Montag letzter Woche schreibt, ist die Landwirtin und SVP-Politikerin Sandra Bossert die Erstunterzeichnerin einer parlamentarischen Initiative mit dem Auftrag an den Kanton Zürich, sich in Bundesbern für ein Importverbot von Pelz aus tierquälerischen ausländischen Zuchten oder Wildfang einzusetzen.
Müsste wirtschaftlich sein
Wäre eine Pelzzucht auf inländischem Tierschutzniveau denkbar? Das Schweizer Fehkaninchen beispielsweise trägt ein blauwildfarbiges, geperltes Fellkleid, das demjenigen des teuer gehandelten sibirischen Eichhörnchens möglichst nah kommen soll. Die kleine Kaninchenrasse gehört heute zu den von Pro Specie Rara unterstützten Rassen. Wie Phillippe Ammann, Bereichsleiter Tiere und Vermarktung, erklärt, unterstützt die Stiftung nur Nutztierrassen. Ihm ist bewusst, dass ein grosser Anteil der Felle verschiedener Tierrassen in der Schweiz tatsächlich im Abfall landen. «Es wäre ein Vorteil für solche Rassen, wie das Schweizer Fehkaninchen, wenn auch deren Fell vermarktet werden könnte», so Ammann. Die artgerechte Haltung dieser Tiere wäre aber Bedingung und würde auch hierzulande die entscheidende Herausforderung darstellen, da das Ganze schliesslich wirtschaftlich sein müsste.