«Der Bund will künftig nur noch züchterische Massnahmen unterstützen, die wissenschaftlich fundiert sind und dem Stand der Technik entsprechen», schreibt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) auf Anfrage der BauernZeitung. Das betreffe die Merkmalserhebungen wie auch die Herdebuchführung. Die Exterieurbenotung oder Punktierung, wie sie in Züchterkreisen bezeichnet wird, erfülle diese Anforderung nicht und werde deshalb vom Bund nicht mehr mit Finanzhilfen unterstützt. Der Grund dafür ist die Umsetzung der Strategie Tierzucht per 1. Januar 2026.
Erinnerungen an 2013
Aber das hatten wir doch schon mal. Es ist bereits etwas mehr als ein ganzes Jahrzehnt her, dass die Rindviehzüchter um die Weiterführung ihrer Viehschauen bangen mussten. Damals wurden die Unterstützungsgelder für diese Beständeschauen wegen vermeintlich mangelnder Wissenschaftlichkeit aus der Tierzuchtförderung gekippt. Der seinerzeit für die Angelegenheit zuständige Bundesrat Johann Schneider-Ammann hatte sich persönlich an einer Viehschau vom Engagement der Bauernfamilien überzeugt. SP-Ständerat Roberto Zanetti und seiner Motion war es zu verdanken, dass schliesslich Gelder geäufnet wurden. 300 000 Franken fliessen seit damals jährlich aus der Absatzförderung in Richtung Swissherdbook. Dieser Pott der Absatzförderung sei für landwirtschaftliche Produkte budgetiert, und genau das sei die Unterstützung der Viehschauen im Grunde ja, war man sich damals einig.
Und das scheint man sich auch heute noch zu sein. Denn gefragt danach, wie es denn nach dem Januar 2026 um diese Zahlungen bestellt sei, schreibt das BLW: «Die Unterstützung der Viehschauen durch die Absatzförderung ist von der Neuausrichtung der Tierzuchtförderung unabhängig.»
Freiberger betroffen?
Betroffen sind aber andere Tierkategorien wie die Ziegen (wir berichteten) oder auch die Pferde. Beim Schweizerischen Freibergerverband (SFV) gibt Geschäftsführerin Pauline Queloz Auskunft. «Derzeit wird das Projekt noch vom BLW bearbeitet und es ist noch nichts endgültig. Meines Wissens wurde diesbezüglich auch noch nichts offiziell vonseiten BLW kommuniziert», erklärt sie. Der SFV stehe im Rahmen der Ausarbeitung dieses Entwurfs mit dem BLW in Kontakt und laut den erhaltenen Informationen werde der endgültige Entwurf erst im nächsten Jahr zur Vernehmlassung vorgelegt, damit er am 1. Januar 2026 in Kraft treten könne.
Linear beurteilen
Eine Umsetzung auf Januar 2026, die das Beurteilen einer Rasse betrifft, und im April 2024 ist der endgültige Inhalt noch nicht bekannt? Klar ist, Punktierungen scheinen bereits in zwei Jahren nicht mehr erwünscht. Das BLW will auf die «züchterisch sinnvolle Alternative» der Linearen Beschreibung (LBE) setzen, wie das Amt auf Anfrage ausführt. Um den Zuchtverbänden den Umstieg zu erleichtern, würden allen betroffenen Gattungen drei Möglichkeiten angeboten, um den Wechsel zu vollziehen, erklärt Hugo Wyler, Stv. Leiter Fachbereich Kommunikation und Sprachdienste am BLW. Folgende Wege sind vorgesehen:
- LBE: Ab 2026 wird das Merkmal LBE mittels Zuchtwertschätzung im Zuchtprogramm berücksichtigt.
- Punktierung: Ab 2026 wird das Merkmal «Punktierung» mit Zuchtwertschätzung im Zuchtprogramm berücksichtigt. Das Merkmal wird ab 2029 (nach drei Jahren) aus dem Merkmalskatalog gestrichen. Die Kostenvergütung wird laut BLW tief sein.
- Umsetzungsprogramm: Es braucht ein schriftliches, verpflichtendes Umsetzungsprogramm für den Aufbau der LBE mit Einführung der Zuchtwertschätzung ab spätestens 2028. Im Gegenzug kann die Punktierung und/oder LBE ohne Zuchtwertschätzung bis 2028 mit dem BLW abgerechnet werden.