«Der in der Kernzucht erarbeitete Zuchtfortschritt kommt in der Mastferkelproduktion an und geht in die richtige Richtung», dies die Erkenntnis von Negar Khayatzadeh, Projektleiterin Genetik bei der Suisag. Die Suisag, zuständig für Umsetzung des nationalen Zuchtprogramms mit Herdebuch, Prüfungen und KB-Stationen, um nur einiges zu nennen, führt jährlich eine ausführliche Analyse über den Stand und die Entwicklung der Reproduktionsleistung in der Mastferkelproduktion durch.
Die Daten dazu stammen von Herdebuchbetrieben sowie von Mastferkelproduktionsbetrieben der Organisationen Primärzucht, Profera und UFA.
Wichtige Ferkelaufzuchtrate in der Praxis
Die aktuelle Auswertung umfasste nicht weniger als 1,2 Millionen Wurfdaten ab dem Jahr 2013 von gut 1000 Betrieben. Der genetische Trend zu noch grösseren Würfen bei der Geburt flache leicht ab, schreibt die Suisag-Wissenschafterin in ihrer Auswertung. Der leicht positiv genetische Trend für die Wurfgrösse in Kernzuchtbetrieben, dort also, wo die reinrassigen Tiere gezüchtet werden, dürfte in den nächsten Jahren in der Mastferkelproduktion ankommen. Dank den züchterischen Anstrengungen auf der Stufe Kernzucht mit der seit Jahren starken Berücksichtigung der Ferkelaufzuchtrate (FAR) und des Anteils untergewichtiger Ferkel (AUF) sinken die genetisch bedingten Saugferkelverluste in der Produktionsstufe bei Primera-Kreuzungssauen.
Beim reinrassigen Edelschwein (ES) zeige sich annähernd eine stabile Tendenz. Die phänotypischen Verlustraten sind allerdings sinkend bei allen Rassen. Ein deutlicher Hinweis auf gutes Betriebsmanagement.
F1-Tiere sind besser
Der Rassenvergleich zeigt gemäss der Arbeit von Negar Khayatzadeh weiter, dass Primera-Sauen, also die F1-Kreuzung aus Edelschwein und Landrasse, etwas mehr Ferkel absetzen als ES-Sauen. Zusammen mit der etwas kürzeren Zwischenferkelzeit werden 0,3 Ferkel mehr abgesetzt pro Sau und Jahr als beim reinen Edelschwein. Dank zusätzlich längerer Nutzungsdauer setzen Primera-Sauen 5,7 Ferkel mehr ab in ihrem Leben. Dies ergibt einen Mehrwert der F1-Sau von rund Fr. 340.– im Vergleich zur ES. Die Landrasse ist ähnlich fruchtbar wie ES, weist aber erstmals relativ eine längere Nutzungsdauer auf.
Primera-Sauen werden in der Erzeugung der Mastferkel eingesetzt. Belegt werden sie mit einem Endprodukteeber, der für das Fleisch der Nachkommen zu sorgen hat.
Grosse Betriebsunterschiede
Die Auswertung der Wurfjahre 2021 und 2022 zeigt grosse Betriebsunterschiede, werden diese nach den abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr aufgeschlüsselt. Die besten Betriebe haben grössere Würfe bei der Geburt, weniger Saugferkelverluste und kürzere Leertage, also mehr Umtriebe pro Jahr.
Zwischen dem oberen und dem unteren Viertel der Betriebe liegen fast sechs abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr. Umgemünzt ergibt dies einen um rund Fr. 360.– höheren Deckungsbeitrag pro Muttersauenplatz und Jahr.
Verschiedene Auswertungen über die Nutzungsdauer zeigen über die Jahre eine stabile bis rückläufige Tendenz. Die Entwicklung der Nutzungsdauer werde weiterhin kritisch verfolgt und sollte stabil bis steigend sein. Das Merkmal Langlebigkeit als neues Gesundheitsmerkmal wird ab Januar 2024 in die Routine-Zuchtwertschätzung einbezogen, damit wird der genetische Trend sichtbarer. Die Lebensleistung der Schweizer Sauen (Anzahl abgesetzter Ferkel im Leben) ist aber in den letzten zehn bis zwanzig Jahren aufgrund grösserer Würfe und weniger Saugferkelverluste bzw. besserer Wurfqualität bereits deutlich angestiegen.
Zucht gegen Totgeburten
Tot geborene Ferkel seien eine Verschwendung von wertvollen Ressourcen und sollten auch aus ethischen Gesichtspunkten vermieden werden, heisst es in der Studie. Seit 2018 ist eine eher stabile bis sinkende Tendenz bemerkbar. Der auf 2021 eingeführte Zuchtwert für den Anteil tot geborener Ferkel biete die Möglichkeit, direkt gegen tot geborene Ferkel zu züchten. Das Merkmal sei bereits mit geringem Gewicht im Zuchtziel der Mutterrassen integriert und die weitere Entwicklung werde genauer überwacht.
Die Trächtigkeitsdauer ist in den vergangenen beiden Jahren stabil geblieben und beträgt im Wurfjahr 2022 im Durchschnitt 116,3 Tage.