Die jüngste Aufregung, die den Schweizerischen Freibergerverband (SFV) beschäftigt, ist der unverzügliche Rücktritt der beiden Rassenrichter Olivier Donzé und Bernhard Wüthrich. Olivier Donzé, Les Emibois JU, der 2023 gewählt wurde, stand nur eine Saison im Einsatz.

Der Berner Bernhard Wüthrich hingegen, der 2020 offiziell als Richter auf den Schauplätzen auftrat, war länger dabei. Wüthrich wurde gar als nächster Präsident der Selektions- und Schaukommission gehandelt. Damit hätte er die Nachfolge von Pierre Koller antreten sollen. 

Teils unangenehme und ungerechtfertigte Kritik

«Die Rücktritte der Rassenrichter Bernhard Wüthrich und Olivier Donzé sind völlig unabhängig voneinander», schreibt der Schweizerische Freibergerverband (SFV) auf Anfrage der BauernZeitung. Dass beide fast zeitgleich zurückgetreten sind, sei ein Zufall. Oft sei die Arbeit als Rassenrichter nicht dankbar und übe einen grossen Druck auf die Richter aus.

«Die Welt der Zucht ist voller Leidenschaft und Emotionen, was manchmal zu Spannungen und viel Druck auf die Richter führt», erklärt der Verband. Die Richter müssten sich mit Kritik auseinandersetzen, die teilweise unangenehm und ungerechtfertigt sei, so der SFV weiter.

«In diesem Zusammenhang haben es sowohl Bernhard Wüthrich als auch Olivier Donzé vorgezogen, ihr Amt vor Ablauf ihrer Amtszeit niederzulegen», begründet der Verband den Rücktritt der beiden Richter. Der SFV stehe hinter seinen Richtern und akzeptiere keine ungerechtfertigte Kritik. Zur Unterstützung ziehe er verschiedene Massnahmen in Betracht und arbeite daran, die Situation zu verbessern, heisst es in der Stellungnahme weiter.

Aushilfe von Stadelmann und Piller 

Doch wie werden die beiden Lücken für die bevorstehenden Fohlenschauen gefüllt? Aufgrund der bereits in drei Wochen beginnenden Saison der Fohlenschauen habe man zeitnah eine Lösung finden müssen, so der SFV. Aus diesem Grund habe sich der Vorstand entschlossen, zwei ehemalige Rassenrichter, die erst vor kurzem ihre Amtszeit niedergelegt haben, neu anzusetzen. «Roland Stadelmann und Hugo Piller haben sich beide bereit erklärt, dem SFV für kurze Zeit zu helfen», so der Verband.

Für das Ende der Feldtestsaison habe man intern Lösungen finden können. Nach einem offiziellen Ersatz der beiden Zurückgetretenen wird laut Verband an der kommenden Delegiertenversammlung im April 2025 gesucht.

STS kritisiert Marché Concours

Bereits steht die nächste Herausforderung für den SFV an. Vergangene Woche hat der Schweizer Tierschutz (STS) dem Marché Concours in Saignelégier JU kein gutes Zeugnis ausgestellt. Der Ablauf und die Struktur der Veranstaltung seien für viele Pferde, insbesondere für die ausgestellten Jungpferde, sehr belastend. Viele Tiere würden angebunden oder in viel zu kleinen Boxen vorgeführt. Die meisten Pferde könnten sich weder zurückziehen noch frei bewegen oder den vielen Besuchern ausweichen.

Die Kritikpunkte des STS sind nicht neu: «In den letzten vier Jahren – seit dem letzten Marché-Concours – fanden mehrere Gespräche mit dem Verband und mit der Veranstaltungsleitung statt – umso höher waren die Erwartungen, dass die diskutierten Verbesserungsmassnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden würden», schreibt der STS in seinem Bericht. 

Trotz Verbesserungen weiterhin zahlreiche Mängel

Im Vergleich zur Veranstaltung im Jahr 2022 habe es am letztjährigen Marché Concours zwar Verbesserungen gegeben, doch der STS sei trotzdem enttäuscht darüber, dass es weiterhin zahlreiche Mängel festzuhalten gelte. «Diese missachten nicht nur das Pferdewohl, sondern auch zum Teil die gesetzlichen Vorschriften», schreibt der STS. So habe es Boxen gegeben, die nur ein Drittel der in der Tierschutzverordnung vorgeschriebenen Mindestfläche vorwiesen.

Zwar sei die Unterschreitung der Flächenvorschriften an kurzdauernden Ausstellungen geringfügig erlaubt, jedoch nicht im vorgefundenen Masse. Besonders stossend sei, wenn solche Flächen dann noch für zwei, also Fohlen und Mutterstute herhalten müssten, so der STS. «Die Fohlen und ihre Mütter konnten sich kaum drehen, ein Hinlegen war praktisch unmöglich», schreibt der Verein weiter. Die beengte Situation wird vom STS als sehr belastend für die Pferde eingestuft.