Nach der ersten Augustwoche drehte der Wind, seither läuft der Absatz von Labelfleisch aus Mutterkuhhaltung wie geschmiert. «Derzeit können wir nicht immer so viel liefern, wie gefragt wäre», sagte David Stich von der Vianco an der Regionaltagung von Mutterkuh Schweiz in Lenzburg. Die Preise für Bankvieh und Kälber seien am Steigen, einzig beim «Swiss-Prim-Beef»-Label gebe es Wartezeiten.
Wenn möglich Beef zu Veal ummelden
Natura-Beef-Produzenten mit geeigneten Kuhkälbern im Stall sollten eine Anmeldung für Natura-Veal in Betracht ziehen und den Aussendienst kontaktieren, riet Vianco-Disponent David Stich. Im Veal-Kanal gebe es jetzt gute Preise, zudem würde dies den Natura-Beef-Markt im Winter entlasten.
Die Produktion von Natura-Veal ist allerdings ein anspruchsvolles Metier: «Das ist Spitzensport, dafür lassen sich aber auch Spitzenpreise erzielen», erklärte Esther Manser, Leiterin Labelverkauf bei Mutterkuh Schweiz. Die Produzenten bleiben dran: Erstmals seit der Einführung des Natura-Veal-Labels haben sie in der ersten Jahreshälfte 2023 das Ziel erreicht und konnten die mit Coop vereinbarten Wochenmengen liefern.
2021/22 wurden in der Schweiz 241 000 Banktiere vermarktet, davon ein Viertel aus Mutterkuhhaltung. «Wir haben ein gefragtes Produkt», sagte Esther Manser, dieser Markt im Hochpreissegment sei allerdings anspruchsvoll.
Insgesamt wachse der Absatz von Fleisch aus Mutterkuhhaltung, je nach Label unterschiedlich und auch mit saisonalen Schwankungen. Bei Natura-Beef waren im Februar und im März noch Entlastungsmassnahmen nötig, doch mittlerweile ist die Bilanz erfreulich: In der ersten Jahreshälfte konnten über dieses Label bereits 1100 Tiere mehr vermarktet werden, als mit den Abnehmern abgesprochen war.
Entwicklung geht schwach aufwärts
Mutterkuh Schweiz wurde im Aargau 1977 von 42 Personen gegründet, gut 6000 Mitglieder zählt die Vereinigung heute. 10 Prozent der Schweizer Mutterkuhbetriebe stehen in der Region Aargau, Basel/Baselland und Solothurn. Hier wie in der ganzen Schweiz geht die Entwicklung in den vergangenen Jahren nur noch schwach aufwärts.
«Schade», befand an der Regionaltagung Gastreferent Matthias Müller, Leiter von Landwirtschaft Aargau. Denn hier habe es reichlich extensives Grasland, das über Fleischrinder zu menschlicher Nahrung veredelt werden könne. «Euer Produkt entspricht einem grossen politischen Willen», ermutigte er die Produzentinnen und Produzenten.