«Eigentlich ist die Klaue der Schweine ja nicht für Beton gemacht, sondern für Waldboden», sagte Veterinär Dolf Kümmerlen, Oberarzt Schweinemedizin an der Uni Zürich, kürzlich anlässlich des Strickhof Schweinetags. Lahmheiten sind ein bekanntes Problem in der Schweineproduktion.
Fundament des Körpers
Klauen- und Gliedmassenprobleme haben auf mindestens zwei Ebenen Relevanz für das Tier: Zum einen beeinträchtigen die damit verbundenen Schmerzen das Wohlbefinden, zum anderen ist der Zugang zu Ressourcen – wie beispielsweise zur Liegefläche und zum Futter – beeinträchtigt, wenn das Gehen eingeschränkt ist. Und hat das Tier am «Fundament» des Körpers Schmerzen, kann sich das auch auf andere Funktionen wie Fruchtbarkeit, Verdauung oder Wachstum auswirken.
Dolf Kümmerlen konzentrierte sich in seinen Ausführungen vor allem auf die Verletzungen. Mit dem Futter, der Genetik von Sau und Eber oder der Hygiene gäbe es weitere Parameter, mit Einfluss auf die Klauen. Wobei Kümmerlen festhielt, dass Mineralstoff-Zusätze wenig bringen, wenn die Böden und die Haltung nicht optimal sind. Speziell bei den Schweinen ist zudem der grosse Druck, der auf den vier kleinen Klauen lastet. Eine ausgewachsene Sau ist vor dem Abferkeln weit über 200 Kilo schwer. Dazu kommt gemäss Schweinespezialist Kümmerlen, dass die Hinterbeine beim Laufen leicht nach innen drehen. Dies führtzu enormen Scherkräften. Da braucht es nicht viel für eine Verletzung der Klauen. Eine leichte Unebenheit oder ein kurzer Rangkampf reichen aus.
Viele kleine Stolpersteine
Für eine optimale Belastung ist der Winkel zwischen Vorderwand und Sohle wichtig. 50 bis 60 Grad gelten als gut. Eine Stallklaue aufgrund ungenügender Abnutzung weist einen spitzen Winkel aus. Auch nicht gerade ein Vorteil für die Klauender Schweine sei, dass Sauen schlecht sehen. So laufen sie in Hindernisse, «eine unscheinbare Schraube im Boden genügt bereits für eine mühsame Verletzung», weiss Dolf Kümmerlen.
Verletzungen am Kronsaum, also der Partie vorne unmittelbar oberhalb der Klauenwand, sind Hinweise auf zu grosse oder unförmige Spalten in Rösten. Ein Riss der weissen Linie, beim Übergang von der Balle zur Sohle, kann auf Rangkämpfe hindeuten. Typischerweise passierten diese nach dem Umstallen in Gruppenhaltung. Genügend Platz und das Vermeiden vonengen und winkligen Stallgängen oder Sackgassen sind wichtig. Schlecht ist auch ständige Feuchte am Boden. Diese lasse die Klauen aufweichen, womit die Anfälligkeit für Risse steige, so Kümmerlen.
Systematisch vorgehen
Da Lahmheiten eine häufige Abgangsursache bei Sauen sind, lohne es sich, auf dem Betrieb einen systematischen «Check» zu implementieren. Dazu müsse erst das Problem beschrieben werden. Etwa wie viele Tiere betroffen sind und welche Veränderungen beobachtet werden. Dann geht es auf die Suche nach den Gründen. Man müsse schon genau hinsehen, um die Art der Verletzung herauszufinden und dann als Tierhalter richtig zu handeln. Davon abgeleitet werden die Massnahmen. Eine systematische Klauenpflege, wie etwa bei den Kühen, hilft. Nicht jeder mache das, ein Klauenstand sei aber für die Kontrolle und Korrekturmassnahmen wertvoll. Und wie immer gilt: Geht es den Tieren gut, geht es dem Bauern gut.