Neubau mit Melkroboter oder neuer vollautomatisierter Milchviehstall, fast wöchentlich sind Inserate und Berichte über solche Bauobjekte in den Medien zu finden.Auch auf dem Hof von Vreni und Josef Ulrich-Bucher in Feusisberg ist seit einem halben Jahr ein Melkroboter im Einsatz. Dieser steht allerdings nicht in einem Neubau, sondern im fast 100 Jahre alten Stallgebäude, das vor bald 20 Jahren zu einem Laufstall umgebaut wurde. Auch der Occasion-Roboter ist gegen 20 Jahre alt.

Melkroboter im 100-jähriger Stall

«Mein Bruder Markus arbeitet auf seinem Hof schon seit acht Jahren mit einem Occasion-Melkroboter und ist mit diesem sehr zufrieden», erklärt Josef Ulrich. Das sei auch der Hauptgrund gewesen, dass er voller Vertrauen auf ein älteres Modell setzte. Der zweite ausschlaggebende Punkt war die Investitionssumme: Total 50 000 Franken kostete der Roboter, was fast nur einem Viertel eines neuen Modells entspricht.

«Wir sind mit unserem Roboter bisher sehr zufrieden», betont der 25-jährige Lukas Ulrich, der auf dem Betrieb für das Milchvieh zuständig ist. Bisher hätte es nur kurz nach der Inbetriebnahme zwei kleinere Defekte gegeben und es musste externe Hilfe in Anspruch genommen werden. Die restlichen Störmeldungen konnten entweder selber oder per Telefon gelöst werden. Installiert wurde die Anlage von einem auf Occasionen spezialisierten Unternehmen, dessen Inhaber selber auch Landwirt ist. «Hat man ein gewisses technisches Flair, kann man auch an einem Roboter viele Unterhaltsarbeiten selber ausführen», so Lukas Ulrich.

Melkroboter wirkte sich positiv auf die Eutergesundheit aus

Auf rund drei Melkungen pro Tag kommen die 40 Milchkühe. Das Anmelken der gekalbten Rinder sei mit dem Roboter sogar entspannter und einfacher als vorher im Melkstand. Die Tagesmilchmengen bei den Erstmelkkühen sind beim Einmelken mit dem Roboter teils um fast fünf Kilogramm gestiegen. Dass im Stall keine Tiere mehr mit vollen Eutern zu finden seien, sei natürlich für das Tierwohl und die Eutergesundheit sehr positiv. Für Viehzüchter Lukas Ulrich war dies aber auch etwas gewöhnungsbedürftig.

Schöneuterkuh Mena mit schon fünf weiblichen Nachkommen

Schöne und leistungsfähige Euter sind das Markenzeichen der Braunviehherde der Familie Ulrich. An der diesjährigen Bezirksviehschau Höfe stellte sie in jedem Schöneuterwettbewerb jeweils ein Podest-Tier. Egal-Tochter Mena gewann sogar bei den älteren Kühen. Mena ist eine erfolgreiche Ausstellungskuh, 2019 wurde sie zur Miss Höfe gekürt. Lukas Ulrich kaufte die mittlerweile neunjährige Kuh, welche eine Euternote von hohen 97 Punkten aufweist, vor fünf Jahren als Jungkuh. Mittlerweile hat sie sechs Mal abgekalbt. Dabei gebar sie fünf weibliche Tiere und das Stierenkalb Phil Meno. Dieser war auf dem Hof Erli als Natursprungstier im Einsatz, die ersten Töchter kalben im kommenden Winter ab. Von den Töchtern von Mena sticht aktuell sicher das frischgekalbte Rind Brice Milena heraus, welches wie seine Mutter ein ganz starkes Euter aufweist. Mena und Milena kamen am Mutter-Tochter-Wettbewerb der diesjährigen Bezirksviehschau auf den zweiten Rang.

6. Schwyzer Braunviehschau

Die Familie Ulrich nimmt vor allem an regionalen Viehschauen wie der Bezirksviehschau Höfe und an Kantonalschauen teil. Lukas Ulrich ist zudem Mitglied der Züchtergruppe Schwyz und schätzt den Austausch mit seinen Züchterkollegen. Am Samstag, 16. Dezember, organisiert die Züchtergruppe Schwyz in der Markthalle Rothenthurm die 6. Schwyzer Braunviehschau. Lukas Ulrich wird mit Egal Mena, der Miss Höfe 2019, teilnehmen. Die Rangierungen an der Schwyzer Braunviehschau beginnen um 18 Uhr, im Anschluss an die Misswahlen gibt es musikalische Unterhaltung und Barbetrieb. [IMG 3]
Weitere Informationen: WWW.VIEH-ZENTRALSCHWEIZ.CH

8500 kg Milch und gute Gehalte als Zuchtziel

Ein weiteres auffälliges Tier in der Herde ist die Blooming-Tochter Polly. Neben ihrer enormen Leistungsbereitschaft – sie hat eine Höchstleistung von über 13 000 kg Milch – fällt sie auch durch ihre enorme Kapazität und Grösse auf. «Polly ist mit ihren 157 Zentimetern für unsere Liegeboxen fast zu gross, so grosse Tiere streben wir in unserer Zucht nicht an», erklärt Betriebsleiter Josef Ulrich. Breite und starke Tiere mit guten Eutern, so umschreibt Lukas Ulrich das betriebseigene Zuchtziel. Leistungsmässig streben sie rund 8500 kg Milch mit guten Gehalten an, Werte, die fast dem aktuellen Betriebsdurchschnitt entsprechen.

Genetik aus abgesicherte Zuchtlinien

Seit 2005 werden alle Tiere selber besamt. Entweder wird Mast-Genetik oder gesextes Sperma eingesetzt. Aktuell sind Stiere wie Pete und die beiden Optimis-Stiere Collaps und Ray hoch im Kurs. «Bei Jungstieren berücksichtigen wir aber nicht nur die genomischen Zuchtwerte, wir achten auch, dass diese aus abgesicherten Zuchtlinien kommen», so Lukas Ulrich. Er ist seit Kindsbeinen ein begeisterter Tierzüchter, entsprechend früh überliess ihm sein Vater schon die Anpaarungsentscheide im Kuhstall.

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Vielseitiger Betrieb mit Kühen, Schweinen und Schnaps

Sowohl die Betriebsleiter Vreni und Josef Ulrich wie auch Sohn Lukas arbeiten zu 100 Prozent auf dem Hof. Ab 2024 wird der Betrieb in einer Generationen-Gemeinschaft geführt. Schon heute hat jeder seinen Aufgabenbereich: Während der Junior im Kuhstall die Verantwortung trägt, ist Josef Ulrich im Schweinestall mit 450 Mastplätzen der Chef. Bäuerin Vreni Ulrich hat die Pferde, das Kleinvieh und die Direktvermarktung der grossen Palette verschiedener Schnäpse unter sich. Dazu gehören Produkte nach altem Familienrezept wie Honigkräuter. Der Erli-Hof ist ein Pachtbetrieb der Korporation Pfäffikon. Das ist auch der Grund, dass bisher fast nur Umbauten getätigt wurden. Seit vier Jahren haben die Ulrichs die Gebäude im Baurecht. Entsprechend wurde die Strategie angepasst: Aktuell steht der Neubau des Wohnhauses in Planung.

Betriebsspiegel Erli-Hof
 
Betriebsleiter: Vreni und Josef Ulrich-Bucher
Ort: Feusisberg SZ; 780 m ü. M.
Flächen: 41 ha LN, davon 6 ha Streue / BFF
Viehbestand: 40 Milchkühe, 40 Aufzuchttiere, 10 F1-Mastrinder, 450 Mastschweine, zwei Pferde
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Sohn Lukas angestellt, Familienmitglieder bei Arbeitsspitzen.