Gewiss, es hätte einfachere Momente gegeben, um einen spezialisierten Schweinebetrieb mit Ackerbau zu übernehmen. Jetzt einfach auf die Produzentenpreise bei den Schweinen bezogen.
Kaum noch leere Schweineställe
Bernhards verfügen über 40 Abferkelplätze, bestossen in einem kleineren Ring, und mästen sämtliche Nachkommen selbst aus. Dafür verfügen sie über 1000 Mastplätze. Simon Bernhard ist ein «Söieler», war er schon immer und seit Anfang Jahr ist er nun Betriebsleiter. Ackerbau und Waldwirtschaft (siehe Betriebsspiegel) sind weitere, aber weniger bedeutende Standbeine des Betriebs an der Dorfstrasse in Alchenstorf BE. Die Schweinescheune steht in ein paar Hundert Metern Entfernung im Grünen.
«Schweinezyklus funktioniert nicht mehr gleich.»
Die Branche habe investiert und leere Ställe seien selten, findet Simon Berhard.
Der 30-Jährige lernte erst Landwirt, machte dann die Berufsmaturität, um an der Hochschule für Landwirtschaft zu studieren. Die vergangenen Jahre bis zur Betriebsübernahme arbeitete er in der Branche, bei Schauer Agrotronic im Luzernischen. Als junges Vorstandsmitglied der Suisseporcs-Sektion Mittelland setzt er sich natürlich noch stärker mit der Preissituation auseinander. «Der Schweinezyklus funktioniert heute nicht mehr wie früher», sagt er. Als Hauptursache sieht er die Professionalisierung in der Branche, auch mit den vielen Investitionen betreffend Tierwohl. So blieben auch bei tiefen Preisen kaum mehr Ställe leer. Damit beschäftigen wird sich ab Mai aber wahrscheinlich noch stärker sein Vater, Andreas Bernhard. Dieser ist seit vergangener Woche nominiert als neuer Präsident des Schweineproduzentenverbands Suisseporcs.
Rationell im Neubau
Doch zurück zur Basisarbeit und somit in den Stall. Die Schweine haben Stroh und Auslauf und werden als IP-Suisse vermarktet. Abferkelställe, Jageraufzucht und ein Teil der Mast wurden 2020 neu gebaut. Das Klima ist dank einer Unterflurlüftung auch im Sommer angenehm, beheizt werden lediglich Ferkelnester und Jagerkisten. Eingestreut wird automatisch, die Fütterung ist trocken als Multiphasenfütterung. So könne tiergerecht und individuell gefüttert werden, erklärt Bernhard. Vor allem im Bereich der Fütterung konnte er Eigenleistungen einbringen.
Im Stall arbeitet nebst Simon Bernhard auch sein Vater. «Der Stall ist so eingerichtet, dass die Arbeit am Wochenende von einer Person bewältigt werden kann», so Bernhard. In den Abferkelbuchten hat er zwar eine Kamera; wenn der Hauptharst am Abferkeln ist, steht er aber nachts auf. Trocken müsse es sein und die Ferkel sollen rasch an eine freie Zitze. Wenig Ferkelverluste sind ihm wichtig.
Weniger ist manchmal mehr
Mütterlicherseits sind die Sauen alle Primera, also F1-Sauen aus Edelschwein und Landrasse. Vater ist ein Duroc (siehe Kasten). 12,3 Ferkel werden pro Wurf abgesetzt. Damit ist er zufrieden. Ihm sind 12 stattliche Ferkel lieber als 13, dafür kleine darunter. Bei über 13 lebend geborenen Ferkeln werden Ammen eingesetzt.
Rund 950 g Tageszunahmen sind eine weitere Kennzahl. Ganz genau lässt sich dies nicht sagen, da auf dem Zucht-/Mastbetrieb nach dem Absetzen gewogen wird und nicht beim Jagerkauf. Rund 127 Tage vergehen vom Absetzen bis zur Metzg, was unter dem Strich eine Mastdauer von 92 bis 93 Tagen ergibt. Da die Mastplätze kontinuierlich bestossen werden, werden so gegen 3700 Schweine jährlich auf dem Betrieb gemästet. Die Ställe werden einmal jährlich gründlich gereinigt, aber nicht desinfiziert. Bracher setzt auf EM und lässt die «guten Bakterien» die Böden und Wände besiedeln, wie er es nennt. Wichtig ist ihm eine gute Grundhygiene. Die beginnt beim Wechseln von Schuhen und Kleidern beim Betreten des Stalls, aber auch bei der Qualität des Strohs, und die angelieferten tragenden Sauen werden alle schamponiert und gewaschen.
Wegen HIS vorerst farbige Ferkel
Die Ferkel bei Bernhards sind seit rund einem Jahr bunter als zuvor. Wegen HIS (Hämorrhagisches Intestinale Syndrom) kommt als Endprodukteeber im Abferkelring anstelle von Premo neu Duroc zum Zug. 3 Prozent Abgänge waren zu viele, dies ergab bei über 3600 gemästeten Schweinen ein ungutes Gefühl und zu viele Fahrten in die Kadaversammelstelle. Von der HIS-Problematik abgesehen (Untersuchungen auf betroffenen Betrieben laufen noch in einem nationalen Projekt), trauert Simon Bernhard dem weissen Endprodukteeber aus dem Schweizer Zuchtprogramm aber nach. Ruhiger seien sie gewesen, die Tiere, und dank Resistenzen gegen gewisse berüchtigte Coli-Erreger war Durchfall bei Saugferkeln oder rund ums Absetzen in den Hintergrund geraten. «Da fühle ich mich rund zehn Jahre zurückgeworfen», gibt Bernhard zu. Cola wird seitdem in Paletten gekauft. Und auch einige genetische Probleme, etwa Chiber, tauchten mit dem farbigen Duroc wieder auf. Die Abgänge in der Mast belaufen sich heute auf noch 0,5 %.
Alle zwei Wochen 160 Stück verladen
In den Abferkelzimmern, zwei zu je 20 Plätzen, fällt nebst der guten Luft die Ruhe auf. Erst im Jagerstall und vor allem in der Mast macht sich die neue Genetik dann bemerkbar. Alle zwei Wochen verlässt ein ganzer Lastwagen voll, also rund 160 schwere Schweine, den Hof. Das Gewicht habe er recht gut im Griff, gibt Simon Bernhard zu Protokoll, auch wenn er nur einzelne Tiere wäge. Konkret sind es 4 bis 5 Prozent der Mastschweine, die ausserhalb der erwünschten Bandbreite liegen und mit Abzügen bestraft werden.
Apropos Preis. Simon Bernhard gehört zu denjenigen, die lieber ein paar Prozent weniger produzieren würden, dafür zu einem guten Preis. Der Stall sei nicht bis auf den letzten Platz gefüllt. Und als Unternehmer müsse man – gerade auch in schlechten Zeiten – seine Tiere verkaufen und nicht bloss «abholen lassen».
Es passt mit den Schweinen
Was hat den jungen Agronomen bewogen, alles auf die Karte Schweine zu setzen? Bernhard muss nicht lange überlegen, er ist mit Herzblut ein «Söieler». In normalen Jahren könne man, wenn man es gut mache, mit den Schweinen etwas verdienen. Der Betriebszweig ist intensiv, aber wertschöpfungsstark. 200 Stellenprozent könne er so auf seinem 20-ha-Betrieb bieten. Und in seiner Lage im Bernbiet mit geringerer Tierintensität und viel Ackerbau sei auch Hofdünger gut vermittelbar, gerade auch an Biobetriebe.
Betriebsspiegel Bernhard
Betriebsleiter: Simon Bernhard
Ort: Alchenstorf BE
Tiere: 40 Abferkelplätze in einem Ring, Jageraufzucht, 1000 Mastplätze
Flächen: 20 ha LN, 16 ha Ackerbau (Mais, Gerste, Weizen, Sauerkraut und Kürbis), Grünland wird von Nachbar genutzt, 11 ha Wald.
Arbeitskräfte: Betriebsleiter und Vater Andreas Bernhard