Weidende Kühe sind ein fester Bestandteil des Schweizer Landschaftsbildes. Studien belegen, dass Konsumenten sie mit Eigenschaften wie einem höheren Tierwohl, einer umweltfreundlichen Landwirtschaft, aber auch gesunden Nahrungsmitteln assoziieren.

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Abo Weidemanagement bei Trockenheit Graswachstum strebt stellenweise gegen Null Friday, 23. June 2023 Die Zahlungsbereitschaft für solche Produkte ist hoch, besonders dann, wenn die preisliche Einstiegshürde tief liegt. Ein Musterbeispiel eines solchen Produkts ist Milch. Mit einem Ladenpreis um die 2 Franken können auch Haushalte mit kleinem Budget von solchen positiven Attributen profitieren.

Kuh und Landwirt profitieren

Auch die Kühe und letztlich der Landwirt ziehen mehrere Vorteile aus einer solchen auf der Weide produzierten Milch. Landwirte gewinnen doppelt durch einen höheren Produzentenpreis sowie durch einen Imagegewinn, und die Kühe zeichnen sich durch eine höhere Fitness sowie Gesundheit aus.

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Kühe gehören auf die Weide

«Kühe sind selbstreproduzierende, mobile Bioreaktoren – ausgestattet mit einer automatischen Futterzufuhr- sowie Düngerverteileinrichtung. Es liegt also nichts näher, als sie auf die Weide zu platzieren.» Mit diesen Worten begrüsste Peter Thomet, emeritierter Professor für Futterbau von der Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), die angereiste Menschenmenge zur AGFF-Tagung «25 Jahre Weideforschung».

Tiefe Systemkosten

Die AGFF, die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus, lud am 25. August zur Fachtagung ein, um sich mit der Weide der Zukunft auseinanderzusetzen. Diese biete den Landwirten viele Vorteile. Man spare zum Beispiel deutlich an Maschinenkosten, weil die Tiere das Futter selbstständig auf der Weide zu sich nehmen und auch dort den grössten Teil des angefallenen Düngers wieder ausbringen.

Umstellung auf Weide lohnt sich 

Abo Graswachstum-Serie Weidemanagement: Übernutzt sind die Weiden schnell, saniert nicht Friday, 4. August 2023 «Früher hatte ich schwarze Kühe mit roten Zahlen, jetzt habe ich rote, und die Zahlen sind schwarz», fasste Hansjürg Fuhrimann, Betriebsleiter des Waldhofs in Langenthal, die Auswirkung von 25 Jahre Weidehaltung auf seinem Betrieb schmunzelnd zusammen. Habe man früher 2,5 Tonnen Kraftfutter pro Kuh und Jahr eingesetzt, liege man nun bei 300 Kilogramm. Und obwohl die Milchleistung von durchschnittlich 9500 kg auf 7100 kg gesunken sei, sei die Effizienz der Weide gestiegen.

Forschung für die Weide

Auf den Weiden, auf welchen die Kühe des Betriebs grasten, gab es dann auch einiges zu sehen. Neben virtuellen Zäunen, der Aufwuchsschätzung mithilfe einer Drohne und hitzetoleranten Kühen wurde auch die Zucht bei den Weidegräsern anhand eines Projekts mit Englischem Raigras vorgestellt. In einer Zusammenarbeit von Forschung und Saatgutverkäufern sucht man das weidefähige Englische Raigras der Zukunft. Mit langjährig angelegten Versuchen werden unterschiedliche Sorten in Reinsaat und in Mischungen auf ihre Praxistauglichkeit getestet.

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Einsatz von DNA basierten Methoden

Mithilfe moderner Messmethoden erfassen die Forscher zahlreiche agronomische Merkmale wie zum Beispiel die Futterqualität. Via DNA-basierten Methoden wird dann das Potenzial der Sorten bestimmt. Nimmt die DNA einer Sorte im Verlauf des Versuchs zu, heisst das, dass die Sorte mit den Bedingungen besser zurechtkommt.

Eine äusserst langwierige, aber dennoch dringend notwendige Arbeit. Diese ist jedoch unentbehrlich, damit die Kühe des Waldhofs auch in Zukunft ihr Gras auf der Weide fressen können.

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Sämtliche Poster von der AGFF-Tagung finden Sie hier.

Betriebsspiegel: Waldhof
Der Betrieb wird von Hansjürg Fuhrimann zusammen mit seiner Frau Verena und einem Lehrling nach den IP-Suisse-Richtlinien bewirtschaftet. Der vom Kanton Bern gepachtete Betrieb weist folgende Kenngrössen aus:

LN: 33 ha, davon sind 12 ha Dauerweiden, 3 ha KW, 2 ha ökologische Ausgleichsflächen. Auf 16 ha werden folgende Ackerkulturen angebaut – Winterweizen, Wintergerste, Raps, Sonnenblumen und Kartoffeln
Betriebsstrategie: Low-Input- Vollweidesystem mit Kurzrasenweide, die Milch wird unter dem Label IP-Wiesenmilch vermarktet
Weidestrategie: Im Frühling müssen die Tiere möglichst früh raus. Ziel ist, dass die Weiden Ende April (höchster Wachstumspegel) möglichst gut abgefressen sind
Kraftfutter: Pro Kuh/Jahr werden maximal 300 kg Kraftfutter eingesetzt
Zuchtstrategie: 36 SF-Kühe, genetisch hornlos, Beta-Kasein A2A2
Leistung/Qualität: 36 Kühe mit einer Jahresmilchleistung von 7 100 kg mit 4,5 % Fett und 3,3 % Eiweiss