Ende Februar gab die Suisag mit Sitz in Sempach bekannt, dass ein Zusammenschluss mit der Bayrischen EGZH geplant ist. Die EGZH ist die Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zucht- und Hybridzuchtschweine in Bayern, sprich der bayrische Zuchtverband. Die Organisation, bestehend aus 13 Mitarbeitenden in den Bereichen Vertrieb (Jungsauen und Eber) und Verwaltung (Herdebuchführung, Abrechnung, Buchhaltung, Marketing), beliefert «seit Jahrzehnten die bayrische Landwirtschaft mit hochwertiger Genetik, die speziell auf den Qualitätsmarkt abgestimmt ist», so die Suisag in einer gemeinsamen Medienmitteilung.
Schweizer Markt schrumpft
Die Suisag ihrerseits ist mit ihren rund 90 Mitarbeitenden führend in der Schweizer Genetik, künstlicher Besamung, Gesundheitsprogrammen, im Service und seit gut einem Dutzend Jahren auch international aktiv, vor allem mütterlicherseits mit dem Schweizer Edelschwein (ES) und der Schweizer Landrasse (SL). So wird Sperma exportiert oder es stehen Schweizer Eber auf den jeweiligen KB-Stationen im Ausland. Nach jahrelangem Wachstum in der Schweiz, vor allem dank des Siegeszugs der KB in den hiesigen Schweineställen um die Jahrtausendwende, stagniert der Markt bzw. ist aufgrund sinkender Sauenzahlen gar schrumpfend. Verwalten könne nicht das Ziel einer innovativen Firma sein und sei weder zum Wohl der Schweizer Kunden noch der Mitarbeitenden, sagt Suisag-Geschäftsführer Matteo Aepli auf Nachfrage der BauernZeitung.
Auf dem Genetikmarkt breiten sich internationale Konzerne aus mit wenig Bindung zur Basis, ganz im Gegensatz zur Suisag, einer Tochter des Schweineproduzentenverbands Suisseporcs. Aber auch die EGZH ist bäuerlich. «Ein Zusammenschluss lag auf der Hand», so Aepli. Man arbeite schon seit über zehn Jahren erfolgreich zusammen. Die ES in Bayern stammen bereits heute überwiegend aus der Schweiz, im Gegenzug setzt Suisag auf bewährte Piétrain-Genetik aus Süddeutschland für die Mastferkelproduktion. Auch die Köpfe der beiden Unternehmen passten zusammen und die Strukturen der bayrischen Schweineproduktion, zwar doppelt so gross, Höchstbestände gibt es nicht, seien vergleichbar. Vor allem Familienbetriebe, im Gegensatz zum Osten Deutschlands, sind aktiv in der Branche.
Westeuropa im Fokus
«Gemeinsam haben wir ein attraktives Genetikangebot, vor allem für den westeuropäischen Markt», so Aepli. Ziel sei, dass neben der Schweiz und Bayern auch in diesen Ländern künftig Schweizer Mutterlinien, bayrische Landrasse und Piétrain bzw. in europäischen Nischen die Endprodukteeber Premo oder Swiss Duroc mit Zucht auf Schweinefleisch-Qualität präsent sind. «Ein eigenes Schweizer Zuchtprogramm können wir langfristig nur dank dieses Zusammenschlusses und des Wachstums aufrechterhalten», ist Matteo Aepli überzeugt. Dies sei schliesslich zum Nutzen der Schweizer Schweineproduktion.[IMG 2]
Und über das Aktionariat können die Schweizer Produzenten weiterhin mitbestimmen. Nicht ohne Stolz berichtet Aepli, dass das Unternehmen Suisag heute einen Wert habe, wie bei der Prüfung im Vorfeld der geplanten Fusion extern festgestellt wurde. Diese «Perle in Produzentenhand» gelte es gegenüber den Grosskonzernen zu bewahren. Die Schweiz bleibe ein absolut zentraler Markt für die Suisag. Suisag-Mitarbeitende bekommen in Deutschland rund 15 neue Kolleginnen und Kollegen. Hier gelte es, ein gemeinsames Wir-Gefühl aufzubauen, blickt der Geschäftsführer nach vorne. Keine Auswirkungen hat die Zusammenarbeit auf die Biosicherheit. Der Genetikimport aus Bayern erfolgt schon seit vielen Jahren in Form von Tiefkühlsperma, überwacht durch das BLV.
Mit Müller und Aepli
Das operative Geschäft der EGZH wird in die bäuerliche Aktiengesellschaft resp. in ihre Tochterfirma BaySuis mit zukünftigem Sitz in Grub (D) integriert. Im Gegenzug erhält die EGZH 10 % am Aktienkapital der Suisag. Dazu erhöhe Suisag ihr Aktienkapital. Die Planungen sind weit fortgeschritten. Den Entscheid über die Fusion fällt die Mitgliederversammlung der EGZH und die Generalversammlung der Suisag noch im ersten Halbjahr 2025. Der Luzerner Nationalrat Leo Müller bleibt Verwaltungsratspräsident und Matteo Aepli CEO. Weiter ist vorgesehen, dass die drei Vorsitzenden der EGZH anlässlich der Suisag-GV zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen werden.