Abo In mehreren Ländern ist ASP in der Wildschweinpopulation ausser Kontrolle. So auch im Ferienland Italien. Afrikanische Schweinepest Der sommerliche Reiseverkehr könnte die ASP in die Schweiz bringen Monday, 24. July 2023 «Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist hochansteckend, sie breitet sich rasant aus, wenn sie nicht bekämpft wird», sagte die Kantonsärztin Malin Engeli vor einer Woche an einem Medienanlass in Sulgen. Ursprünglich kommt die Tierseuche aus Afrika. 2007 wurde sie nach Georgien verschleppt und breitet sich seither in ganz Europa aus, vor allem in Polen und Ostdeutschland. Fälle gab es bereits auch in Belgien, in Norditalien und in Süddeutschland.

Die grosse Gefahr von Essensresten

Wie sich gezeigt hat, erfolgt die Übertragung nicht nur via Wildschweinpopulationen. «Immer wieder sind auch weit voneinander entfernte Gebiete plötzlich betroffen», so Engeli. Eine Gefahr geht vor allem durch unabsichtlich weggeworfene Resten von verseuchtem Schweinefleisch aus, beispielsweise durch Fernfahrer aus Osteuropa. «Dabei lautet die Frage nicht, ob es dereinst zu einem Ausbruch kommt, sondern vielmehr wo und wann», führte die Kantonstierärztin weiter aus. 

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Aus diesem Grund sei es wichtig, sich gut darauf vorzubereiten. «Oberstes Ziel ist dabei, dass die ASP nach einem allfälligen Ausbruch nicht auf Nutztierbestände übergreift», so Engeli. Käme es zu einem solchen, müsste unter anderem der gesamte Schweinebestand des betroffenen Betriebes gekeult werden.

Das Szenario eines Ausbruchs

Im Thurgau gibt es bereits seit 2018 ein Wildschweinmonitoring. Damit ist gemeint, dass die Jäger(innen) von jedem tot aufgefundenen, krank erlegten oder im Unfall verendeten Wildschwein eine Probe nehmen und einem Labor schicken müssen, welches einen ASP-Test durchführt. Zudem wurden auf allen Rast- und Ausstellplätzen wildschweinesichere Abfallkübel mit Plakaten angebracht, die auf das ASP-Risiko und die Wichtigkeit hinweisen, Speisereste korrekt zu entsorgen.

Afrikanische Schweinepest
Bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP) handelt es sich um eine Viruserkrankung, an welcher ausschliesslich Schweineartige, also Hausschweine wie auch Wildschweine, erkranken. Sie verläuft praktisch immer tödlich, die betroffenen Tiere sterben innerhalb weniger Tage. Der Mensch erkrankt nicht an der ASP, selbst wenn er infiziertes Schweinefleisch verzehrt. Ebenso sind auch andere Tierarten nicht betroffen und fungieren auch nicht als Überträger der Krankheit. 

Darum ist der Kanton Thurgau betroffen

 Wildschweine tragen nachweislich zur Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Europa bei. (Bild Volodymyr Burdyak) ASP Afrikanische Schweinepest: Kanton Thurgau führt Beprobung toter Wildschweine ein Friday, 7. May 2021 Dass der Thurgau einer der ersten Kantone ist, der sich mit der Prävention und Bekämpfung der ASP auseinandersetzt, hat mehrere Gründe: In dem Grenzkanton ist der Personen- und Warenfluss besonders hoch. Zudem ist der Thurgau mit 163'000 Schweinen in 317 Betrieben nach Luzern und Bern der Kanton mit der drittgrössten Schweineproduktion. Weiter kommt dazu, dass sich hier gleichzeitig relativ viele Wildschweine angesiedelt haben.

Vor zwei Jahren gründete der Kanton daher den Fachstab Tiergesundheit. Dessen Ziel ist es, die Prävention und eine allfällige Bekämpfung der ASP zu koordinieren. Federführend dabei sind das Veterinäramt und der Zivilschutz. Mit der Übung ­Obelix wurde nun kürzlich während sieben Tagen das Szenario eines Seuchenausbruchs bei Wildschweinen simuliert. Diese erlaubt es, die für den Ernstfall erarbeiteten Abläufe auf ihre Praxistauglichkeit zu testen und zu optimieren.

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Hunde und Drohnen auf der Suche

Im Rahmen der siebentägigen Übung wurde ein Szenario durchgespielt, wie es nach einem Ausbruch der Tierseuche ablaufen würde. Die virtuelle Ausgangslage: In Güttingen war ein totes Wildschwein gefunden worden. Gemäss Laborbericht war es an ASP erkrankt. Als Erstes wurde nun im Umkreis von zehn Kilometern ein Initialsperrgebiet errichtet. Für dieses würden im Ernstfall Begleitmassnahmen festgelegt, wie etwa ein totales Jagdverbot, um die Wildschweine nicht unnötig aufzuscheuchen. In einer ersten Etappe übernehmen eine Hunde- und eine Drohnenstaffel die Aufgabe, systematisch tote und schwerkranke Wildschweine aufzuspüren. Während die Hunde sich auf bewaldete Gebiete fokussieren, werden die sechs Drohnen hauptsächlich über dem Kulturland eingesetzt. 

Dies wurde bei der Übung Obelix mit Kadavern, die extra versteckt wurden, intensiv trainiert: Machte eine Staffel einen Fund, hatte sie unverzüglich das Bergungsteam aufzubieten. Die speziell ausgebildeten Zivilschutzequipen brachten den Kadaver zur Einsatzbasis, die sofort nach der Ausbruchsmeldung eingerichtet wurde. Bei Obelix war dies auf dem kantonalen Werkhof in Sulgen der Fall. 

«Rote Zone» ist streng abgeschirmt

Dazu gehört auch ein Container, in dem ein Angestellter des Veterinäramts den gefundenen Kadavern Proben entnimmt – im Schutzanzug. «Um Kontaminationen mit dem Virus zu vermeiden, haben wir hier eine sogenannte ‹Rote Zone› eingerichtet, die streng abgeschirmt ist», erklärte Einsatzleiter Yvo Rindlisbacher. Ob Personal vom Veterinäramt, Bergungsteam oder Hundeführer: Wer nach einem Einsatz aus der «Roten Zone» austreten will, muss Kleider und Schuhe wechseln und unter die Dusche. Das gilt insbesondere auch für die Suchhunde, für die eine Hundedusche eingerichtet wurde. 

Im Ernstfall würde spätestens 30 Tage nach Ausbruch die zweite Etappe beginnen. Auch dann werden potenziell infizierte Wildschweine aufgespürt. Die ausgewiesenen Gebiete gilt es dann in einem vorgegebenen Rhythmus regelmässig auf tote Wildschweine hin abzusuchen. Diese Etappe dauert so lange, bis die Seuchenfreiheit wieder hergestellt ist. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Ausland ist dabei mit einer Dauer von bis zu zwei Jahren zu rechnen.

Die Kantonstierärztin zeigt sich zufrieden mit der Übung Obelix: «Es hat sich gezeigt, dass wir für den Ernstfall grundsätzlich gut vorbereitet sind.» Insbesondere die enge Zusammenarbeit der Behörden, aber auch der Aufbau der ASP-Suchhundestaffel und ASP-Drohnenstaffel haben sich laut Malin Engeli sehr bewährt. Herausfordernd waren jedoch die hohen Umgebungstemperaturen am ersten Suchtag: Bei 30 °C war nicht nur die Einsatzfähigkeit der Hunde reduziert, sondern auch jene der Drohnen. 

Die ASP-Suchhundestaffel

Varik weiss, wie man einen Wildschweinkadaver erschnüffelt, zuletzt hat er dies an der Übung Obelix bewiesen. Der sechsjährige Rüde der Rasse Lagotto Romagnolo gehört Peter Höltschi, Chef der Thurgauer ASP-Suchhundestaffel. «Wie die anderen fünf Hunde der Staffel wurde Varik speziell für die Suche von Wildschweinkadavern trainiert», sagte Höltschi. Bevor er in die Staffel aufgenommen wurde, galt es, eine Prüfung zu bestehen. Die Mensch-Hunde-Teams üben einmal monatlich zusammen und trainieren einmal wöchentlich individuell.

Allen gemeinsam ist, dass sie bereits vorher jagdlich ausgebildet waren. Das habe etwa den Vorteil, dass die Hunde den Wald als Umgebung bereits kennen. Wichtig sei jedoch, dass sie auch bei einem Fund ruhig bleiben, damit keine Wildschweine aufgescheucht werden. «Die Suche ist für die Hunde sehr anstrengend, daher genügen drei bis vier Stunden täglich», erklärte Höltschi. Spürt ein Hund einen Kadaver auf, weiss er, dass er ihn nicht berühren darf. Ansonsten bestünde die Gefahr einer Kontamination und Verschleppung des Virus. Stattdessen nimmt der Hund den sogenannten Bringsel ins Maul (eine Kordel, die am Halsband hängt), geht zum Hundeführer zurück und führt ihn zum Kadaver. Dieser leitet die Koordinaten weiter, worauf der Bergungstrupp zum Einsatz kommt.