Tausende von Ziegen in der Schweiz verbringen den Sommer auf der Alp. Mancherorts hat die Saison bereits begonnen, während die Vegetation auf höheren Lagen noch nicht so weit ist. «Für die Ziegen ist es wichtig, dass sie von der Stallfütterung langsam ans Gras gewöhnt werden», sagt Sanja Stuber, Fütterungslehrerin am Plantahof. Dies, weil eine abrupte Futterumstellung das Pansenklima durcheinanderbringt.
Langsame Umstellung wichtig
Als Wiederkäuer sind Ziegen auf die Verdauung von Rohfasern ausgerichtet und weniger auf Zucker. Daher ist der hohe Zucker- und Nährstoffgehalt von jungem Gras besonders heikel. «Kommt es dadurch zu einer Pansenübersäuerung, leidet nicht nur die Gesundheit darunter, sondern auch die Leistung», so Sanja Stuber. Sie empfiehlt daher, in den ersten Weidetagen zusätzlich strukturreiches Futter zu geben. Der Futterumstellung kommt entgegen, dass zahlreiche Ziegenalpen eher höher gelegen sind und daher später bestossen werden. Somit bleibt vielerorts Zeit für ein langsames Angrasen über mindestens 14 Tage.
Häufig mangelt es an Selen
Geht es auf die Alp, darf das Mineralfutter nicht zu Hause bleiben. Stuber rät, den Tieren täglich nebst Viehsalz auch ein Mineralsalz zu geben. Da mit der Aufnahme von frischen Kräutern tendenziell für die Zufuhr von Kalzium gesorgt ist, empfiehlt sie, ein Mineralfutter zu wählen, welches reich an Phosphor ist. «Damit lässt sich ein ausgewogenes Verhältnis erzielen», sagt Stuber. Zudem sollte das Mineralfutter mit Spurenelementen angereichert sein, vor allem mit Selen, an welchem es vielen Böden hierzulande mangelt. Die notwendigen Vitamine werden dagegen meistens mit dem frischen Gras abgedeckt.
Gestrüpp ist bei Ziegen beliebt
Durch den natürlichen Rhythmus stehen die Ziegen auf der Alp oft mitten in der Laktation. Wie gut die Nährstoffversorgung dann abgedeckt werden kann, hängt vom Standort ab. Handelt es sich um sehr karge Flächen, beispielsweise in hohen, felsigen Lagen, ist dies möglicherweise nicht gegeben. Dabei kann es zu einem Rückgang der Milchleistung kommen.
Immer häufiger werden Ziegen zur Entbuschung von Alpweiden eingesetzt. «Gestrüpp ist beliebt bei den Tieren», stellt Sanja Stuber fest. Sie sieht dabei Vorteile für die Tiergesundheit: Je nach Art enthalten Bäume und Sträucher Tannine. Diese lassen die Darmschleimhaut zusammenziehen und wirken damit einem Befall von Darmparasiten entgegen. Zudem sind Gebüsche häufig zäh und müssen lange gekaut werden, was vorbeugend gegen eine Übersäuerung des Pansens hilft.
Geissen sind wählerisch
Allerdings sollte nebst Gestrüpp auch genügend Gras im Angebot stehen. Doch Sanja Stuber weiss: «Geissen schauen gut zu sich selbst.» Sie seien sehr wählerisch und würden sich das passende Futter selbst zusammensuchen. Das Risiko, dass die Tiere giftige Pflanzen fressen, stuft die Fachfrau daher als gering ein, sofern das Angebot genügend gross ist. Nicht unterschätzt werden darf der Zugang zu Wasser: «Dem ist bereits vor der Alpsaison Beachtung zu schenken, um allenfalls noch Vorkehrungen treffen zu können», so Stuber. Ist eine Herde unterwegs, sollten zudem alle Tiere genügend Zeit zum Trinken haben.
Tipps für die Alpsaison
-Langsame Umstellung auf Gras, zusätzlich strukturreiches Futter
-Viehsalz (täglich 5–10 g/Tier)
-Phosphorreiches Mineralsalz (täglich 10–20 g/Tier)
-Zugang zu frischem Wasser, genügend Trinkpausen
-Pflanzen, die für Ziegen stark giftig sind: z. B. Akelei, Alpenrose, Eibe, Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose und Fingerhut, Weisser Germer und Eisenhut (typische Giftpflanzen in unserem Gebiet)
Weitere Informationen zu Giftpflanzen für Ziegen: www.botanicus.de
