Der Bund will einheimische Nutztierrassen fördern. Dafür soll künftig eine Erhaltungsprämie für Schweizer Rassen mit dem Gefährdungsstatus kritisch und gefährdet eingeführt werden. Auch die Freibergerrasse soll neu analog zu den anderen Schweizer Rassen über diese Massnahme gefördert werden. Die bisherigen und zusätzlichen Beiträge (500 Franken pro Stute mit Fohlen) zur Erhaltung der Freibergerrasse nach Artikel 24 der gültigen Tierzuchtverordnung sollen damit aufgehoben werden.

Das Ganze tönt im Sinne einer Vereinfachung und Gleichbehandlung der Schweizer Rassen nachvollziehbar. Bei genauem Hinschauen ist aber sofort klar, dass dieser Passus bei Inkrafttreten fatale Folgen für die Freiberger hätte. Denn, wenn diese Verordnung Anwendung finden sollte, wird auf den im Pferdepass eingetragenen Fremdblutanteil abgestützt. Damit wäre rund ein Drittel der Population nicht mehr förderungswürdig, was mit einem weiteren Rückgang der einzigen Schweizer Pferderasse einhergehen dürfte.

87,5 % Fremdblut

Der Grund dafür ist folgender Abschnitt im Verordnungspaket, das sich derzeit in der Vernehmlassung befindet: «Das betreffende Tier muss im Herdebuch einer anerkannten Zuchtorganisation eingetragen sein, in dem auch bereits seine Eltern und Grosseltern vermerkt sind. Dabei muss das Tier einen Mindestblutanteil von mindestens 87,5 % aufweisen und somit gemäss der Richtlinie des Internationalen Komitees für Leistungsprüfungen in der Tierzucht (International Committee for Animal Recording [ICAR]) zu den Zuchtorganisationen als reinrassig gelten.»

Was heisst das nun für die Freibergerpferde? «Das bedeutet, dass alle Stuten, deren Fremdblutanteil oder der ihrer Fohlen über 12,5 % liegt, keine Erhaltungsprämien mehr erhalten werden», erklärt Albert Rösti, Präsident des Schweizerischen Freibergerverbands, auf Anfrage. «Legt man die Zahlen für 2021 zugrunde, werden 44 % der Stuten, die in diesem Jahr eine Prämie erhalten haben, in Zukunft keine Prämie mehr erhalten», erklärt Rösti weiter. Zu dieser Bedingung eines maximalen Fremdblutanteils kommt noch die Bedingung eines maximalen Inzuchtanteils von 10 % bei den Nachkommen hinzu. «Letztendlich wird es mehr als die Hälfte der heute prämienfähigen Pferde sein, die die Unterstützung des Bundes verlieren und nicht mehr prämienberechtigt sein werden», prognostiziert der SFV-Präsident.

Es sind «echte Vertreter»

Da bahnt sich demnach für die einzige Schweizer Pferderasse eine Katastrophe an. Wie kommt es, dass rund die Hälfte der Freiberger plötzlich nicht mehr förderungswürdig scheint, nachdem der Bund selbst mit klaren Aufträgen zur Rassenerhaltung ein eigenes Gestüt betreibt und dafür jährlich mehrere Millionen Franken einsetzt? «Das Herdebuch des Freibergerpferdes wurde am 1. Januar 1997 geschlossen. Seit diesem Datum wurden keine Einkreuzungen mehr zugelassen», erinnert Albert Rösti. «Das bedeutet, dass alle dort eingetragenen Pferde echte Vertreter der Freibergerrasse sind. Es macht keinen Sinn, heute Pferde, die voll und ganz der Rasse angehören, für einen Fremdblutanteil zu bestrafen, der seit 25 Jahren nicht mehr gestiegen ist», sagt der SFV-Präsident.

Inakzeptable Bedingung

Etwas unglaubwürdig wirkt tatsächlich, dass der Bund das Einführen dieses Fremdbluts zur Veredelung der Rasse und Förderung als Freizeitpferd über lange Jahre selbst begleitet und gestützt hat. Für Albert Rösti steht fest: «Diese einzige Bedingung des Fremdblutanteils wird dazu führen, dass viele Pferde, die heute Anspruch auf eine Unterstützung haben, diese verlieren werden. Dies ist für uns eine inakzeptable Bedingung, weil sie die Motivation zum Züchten und damit den Erhalt der einzigen Schweizer Pferderasse massiv gefährden würde.»