Um Tierzuchtfördergelder zu erhalten, müssen Schweizer Zuchtverbände Anforderungen erfüllen. Von über 20 anerkannten Zuchtverbänden bei den Equiden erfüllen gerade einmal der Schweizer Freibergerverband (SFV) und der Zuchtverband CH-Sportpferde (ZVCH), der die Herdebuchführung der Schweizer Warmblutzucht organisiert, diese Anforderungen. 

Schluss mit Unterstützung

Ab 2026 soll die Schweizer Warmblutzucht nicht mehr finanziell unterstützt werden. Damit würden dem ZVCH, laut Präsident Daniel Steinmann, rund ein Drittel der jährlichen Einnahmen wegfallen. Grund für diesen Entscheid des Bundes: Die Warmblutpferdezucht leiste nur einen beschränkten Beitrag zur Ernährungssicherheit in der Schweiz.

Abwanderung der Züchter

Das Auffangen der fehlenden Bundesgelder durch Sparmassnahmen und den Verzicht auf grosse Aktivitäten, mit denen die Warmblutzucht in der Schweiz vermarktet wird, ist laut ZVCH-Geschäftsführerin Anja Lüth unmöglich. Als weitere Folge des Verlusts der Fördergelder müssten die Mitgliederbeiträge und Gebühren für die Züchter erhöht werden.

«Diese Erhöhungen machen uns gegenüber ausländischen Verbänden unattraktiv», weiss Lüth. Derzeit gebe es zehn ausländische in der Schweiz anerkannte Zuchtverbände, die hierzulande Fohlen registrieren und ein Zuchtprogramm durchführen dürften. Anders als die Schweizer Zuchtverbände müssten diese jedoch nicht die gleichen Anforderungen erfüllen.

«Die ausländischen Verbände erhalten zwar keine Beiträge, doch können sie im Ausland günstiger produzieren und ihre Dienstleistungen günstiger anbieten», so Lüth weiter. Die Erhöhung der Gebühren und Beiträge würde zum einen zur Abwanderung der Züchter und zum anderen dazu führen, dass ein Teil der Züchter sogar mit der Zucht aufhören würde, da es zunehmend unattraktiv wäre, Warmblutfohlen zu züchten.

Schweizer Zucht stirbt aus

Über Jahrzehnte wurde die Warmblutzucht in der Schweiz durch die Tierzuchtförderung angekurbelt und es wurde versucht, ihr ein gutes Standbein zu verschaffen, insbesondere auch für viele Landwirte in der Schweiz. Durch den Wegfall der Fördergelder riskiert man laut Anja Lüth «das Aussterben der Warmblutzucht in der Schweiz». «Es ist nicht so, dass wir nicht bereit wären, uns umzustrukturieren oder Veränderungen in der Zucht vorzunehmen, doch wir müssen uns mit den schweizerischen Gegebenheiten auseinandersetzen und das kostet nun einmal Geld», so Lüth weiter.

Federführende Rolle in vielen Bereichen

Nicht nur für die Warmblutzucht wäre der Verlust der Gelder fatal. Insgesamt über 20 Zuchtorganisationen der Equiden gelten vom Bund als anerkannt. Jedoch nur der Freibergerverband und der ZVCH erfüllen die Anforderungen, um Tierzuchtförderbeiträge zu erhalten. Diese beiden Verbände seien jedoch in vielen Bereichen, welche die Zucht auch im Allgemeinen betreffen, wie beispielsweise bei der Eingabe im Bereich der Raumplanung, der Landwirtschaft, des Tierschutzes und der Tierseuchengesetzgebung, federführend.

Eine gefährliche Entwicklung 

Dank der Förderbeiträge sei es den beiden Verbänden zudem noch möglich, eine hauptamtliche Geschäftsstelle zu betreiben, die es ihnen auch erlaube, die Stellungnahme der gesamten Pferdezucht in der Politik einzubringen. Es gehe bei der Streichung der Gelder also nicht nur um die Tierzucht, sondern vielmehr um den Platz der Equiden in der Landwirtschaft. «Unser momentaner Eindruck ist, dass das Pferd gar nicht mehr als landwirtschaftliches Nutztier in Erscheinung treten soll», sagt die langjährige Geschäftsführerin. «Für uns stellt dies eine gefährliche Entwicklung dar.

Für viele Landwirte ist die Wertschöpfungskette Pferd vor dem Hintergrund der Diversifizierung ein wichtiges Standbein», ergänzt Daniel Steinmann. Sie ermögliche vielen Landwirten ein Zusatzeinkommen und verhelfe nicht selten den Betrieben zur Existenzsicherung. «Rund 68 % der Warmblutzüchter sind ausgebildete Landwirte», so Steinmann.

Kampf um Erhalt der Gelder

Pragmatisch betrachtet kann man laut Daniel Steinmann sagen, dass diese Massnahme der Tod eines Zuchtverbands bedeutet. Doch man will in den Reihen der Warmblutzüchter für den Erhalt dieser Gelder kämpfen und durch Umorganisation, Strukturanpassungen und Sparmassnahmen den Verband halten. «Auch wenn es der Verband schafft, in Zukunft noch Fördergelder zu erhalten, werden diese für alle Gattungen neu verteilt und es muss mit Einbussen gerechnet werden. Änderungen in der Struktur wird es also in jedem Fall geben», ist Steinmann sicher.

«Rund 68 % sind ausgebildete Landwirte.»

ZVCH-Präsident Daniel Steinmann über die Warmblutzüchter.

Nach 27 Jahren getrennter Wege finden aktuell auch wieder Annäherungen mit dem Freibergerverband statt. «Da wir den Umfang und die Qualität unserer Zucht gleich behalten wollen, sind wir beim SFV vorstellig geworden. Wir sind hier aber immer noch in den Anfangsschritten», sagt Daniel Steinmann. In welcher Form eine Annäherung stattfinden könne, werde sich zeigen. «Wir haben sie angehört», lässt sich SFV-Präsident Andreas Aebi zitieren. Mehr sei noch nicht entschieden.

Und was sagt das BLW?

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bezieht sich auf Anfrage der BauernZeitung auf den Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) «Wirtschaftlichkeitsprüfung der Finanzhilfen an externe Organisationen» von 2018. Daraus gehe hervor, dass die Sportpferdezucht höchstens indirekt zur nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion und zur Ernährungssicherheit beitrage.

Die EFK sehe bei Beiträgen, welche nicht zur nachhaltigen Ernährungssicherheit beitragen, klaren Handlungsbedarf und empfehle, diese abzuschaffen. «Aus diesem Grund beabsichtigt das BLW mit der Totalrevision der Tierzuchtverordnung vorzuschlagen, die Zucht von Sportpferden nicht mehr mit Bundesbeiträgen zu unterstützen. Von dieser Absicht sind die beiden anerkannten Sportpferdezuchtorganisationen Zuchtverband CH-Sportpferde und Cheval Suisse betroffen», heisst es beim BLW.

«Der Gesamtumsatz beträgt rund 2 Mia Fr.»

Das BLW zum Umsatz der ganzen Schweizer Pferdebranche.

Gefragt danach, ob eine Fusion mit dem Freibergerverband in eben diesem Punkt negative Folgen haben könnte für die Freibergerzüchter, erklärt das BLW: «Beiträge für Schweizer Rassen fallen gemäss der EFK nicht unter den Verfassungsartikel 104a und sind daher unabhängig davon zu beurteilen.» Eine Fusion oder Kooperation zwischen dem ZVCH und dem SFV birgt laut BLW keine Gefahr der Streichung der Zuchtbeiträge für die Freibergerrasse als Schweizer Rasse.

Wichtigkeit für die Landwirtschaft nie infrage gestellt

«Die Wichtigkeit der Schweizer Pferdezucht für die Landwirtschaft und für die Kundinnen und Kunden der Landwirtschaft wird nicht infrage gestellt», erklärt die Kommunikationsabteilung des BLW auf die Frage, ob die Massnahmen nicht zu einer Schwächung der inländischen Pferdezucht im Bereich der Landwirtschaft führten. Der Zuchtverband CH-Sportpferde werde aktuell mit Zuchtbeiträgen in der Höhe von jährlich rund 260 000 Franken unterstützt.

An Cheval Suisse würden aufgrund des Nichterreichens der Mindestbeitragsgrenze von 50 000 Franken, die gemäss der Tierzuchtverordnung festgelegt ist, aktuell keine Zuchtbeiträge mehr ausgerichtet. «Damit wird die Schweizer Sportpferdezucht zurzeit gesamthaft mit rund 260 000 Franken pro Jahr unterstützt. Der Gesamtumsatz der Schweizer Pferdebranche beträgt geschätzte rund zwei Milliarden Franken. Der Anteil der Beiträge für die Sportpferdezucht im Vergleich zum Gesamtumsatz der Pferdebranche ist damit bescheiden. Ein Wegfall der Beiträge wird deshalb kaum zu einer Entfernung der Pferde aus der Landwirtschaft führen», wird beim BLW bilanziert.