In der Schweiz existieren 18'000 Milchviehbetriebe, von denen zwei Drittel Silagemilch produzieren. «Diese sind für eine Fütterung der Zuckerrübenschnitzel prädestiniert», sagt Matthias Schick, Bereichsleitung Tierhaltung und Milchwirtschaft am Strickhof.
Natürlich sei die Verfütterung von Zuckerrübenschnitzel auch auf silagefreien Betrieben möglich. Auf diesen würden dann Trockenschnitzel in die Rationen integriert. Momentan seien jedoch alle Futtermittel, denen eine energieaufwendige Trocknung vorausgeht, sehr teuer. Auch könnten Biobetriebe Zuckerrübenschnitzel füttern, da die Bio-Zuckerproduktion in der Schweiz etabliert ist.
«Was wollen wir mit der Fütterung erreichen? Egal ob Milchvieh, Mutterkühe oder Muni, die Ration sollte ausgewogen sein und trotzdem Leistung erbringen.»
Josias Meili vom Fachbereich Milchproduktion Strickhof Lindau.
Aus rationstechnischer Sicht haben ZR-Schnitzel keine Stärke und nur noch wenig Zucker. «Wenn die Fabrik ihren Job gut gemacht hat, liegt der Zuckeranteil bei Nassschnitzeln bei 21 g pro kg Trockensubstanz», scherzt Josias Meili. Dafür können die Schnitzel mit einem hohen Anteil an Rohfasern punkten. Die Gerüstkohlenhydrate Pektin und Hemicellulose sind anteilig am höchsten vorhanden.
In die Ration integriert würden ZR-Schnitzel die Struktur, Energie und Schmackhaftigkeit bedienen. «Die Schnitzel sind wie ein Dessert für die Kühe», so Josias Meili. Trotz der Extraktion des Zuckers hätten die Schnitzel noch einen süsslichen Geruch, dies sei Anreiz genug, dass die Tiere es gerne fressen.
Synchrone Rationen füttern
Zuckerrübenschnitzel sind, aufgrund des geringen Anteils, nicht als Proteinfuttermittel einzustufen. Vor allem seien die ZR-Schnitzel effizient in der Pansensanierung. Das Stichwort hiesse «synchrone Rationen», zu langsamen abbaubaren Kohlenhydraten sei «langsame Energie» nötig, so der Fachbereichsleiter. «ZR-Schnitzel kann man fast in allen Rationen einsetzen, zu einem relativ niedrigen Preis», so Josias Meili.
Da das Futtermittel keine Stärke enthält, würde mit diesem auch einer Pansenübersäuerung, auch Azidose genannt, vorgebeugt. Die Verdaulichkeit der organischen Substanz der ZR-Schnitzel beträgt beim Wiederkäuer etwa 85 % bei einer Energiedichte von 7,2 MJ NEL. Aufgrund des hohen Anteils an Kalzium sei die Fütterung von ZR-Schnitzeln für Galtvieh jedoch nicht geeignet.
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Verfügbarkeit ist in diesem Jahr schwierig
Sandro Kocher, Verkaufsleiter der Schweizer Zucker AG, sagt: «Die ZR-Schnitzel gibt es in drei Varianten: Trockenschnitzel, Schnitzelballen und lose Schnitzel.» Von 30 kg Säcken bis zu mehreren Tonnen würden die ZR-Schnitzel abgeholt werden. «Jetzt im Dezember werden im Verhältnis mehr Ballen produziert als zu Beginn.» Im Oktober sei die Nachfrage nach losen Schnitzeln sehr gross, da viele Bauern das Nebenprodukt zusammen mit Mais einsilieren.
Die Nachfrage würde dieses Jahr das Angebot übersteigen. Das liege an der geminderten Raufutterernte in manchen Regionen. Zudem wirke sich der hohe Wasseranteil in den Rüben auf den Schnitzelanfall aus. Pro Tag würden dadurch in beiden Werken rund 200 Tonnen Schnitzel fehlen.
«Aktuell sind wir ausverkauft»
So Sandro Kocher, Verkaufsleiter der Schweizer Zucker AG.
Der Richtpreis für Trockenschnitzel liegt momentan bei Fr. 39.– und für Nassschnitzel bei Fr. 5.85 pro 100 kg. Im Mai startet der Vorverkauf, in diesem werden Preise und Mengen kommuniziert. Kocher empfiehlt, spätestens bis Ende Juni zu bestellen.
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Zuckerrüben sind super in der Fruchtfolge
«Wir suchen dringend neue Produzenten und mehr Flächen.» Es gebe zudem eine Eins-zu-eins-Vergütung. Wer 100 Tonnen Zuckerrüben bringe, könne genau so viel Schnitzel wieder mitnehmen. «Baut Rüben an, es ist eine super Kultur für die ganze Fruchtfolge», meint Luzi Schneider, Leiter Fachstelle für Zuckerrübenbau Ostschweiz.
