Die Blauzungenkrankheit (BTV) beschäftigt derzeit wohl sämtliche Bäuerinnen und Bauern, die Wiederkäuer halten. Übertragen wird sie über die Gnitze – eine kleine blutsaugende Mückenart, die vor allem in der warmen Saison unterwegs ist. Die Impfung schützt nicht vor einer Infektion, sondern beugt schweren Verläufen und Todesfällen vor. Mit leichteren Symptomen muss bei manchen Tieren dennoch gerechnet werden.
Vor Insekten schützen
«Daher ist es wichtig, Rindvieh und Schafe vor einer Ansteckung bestmöglich zu schützen», sagte Beraterin Selina Hug an einem Treffen des Strickhof-Arbeitskreises für Arzneipflanzen, welches kürzlich auf dem Milchviehbetrieb von Rita und Ueli Kuhn in Bisikon stattfand. Hug nannte verschiedene Pflanzen, die sich als Insekten-Repellentien zur äusserlichen Anwendung eignen, so etwa Walnuss sowie die ätherischen Öle von Teebaum, Nelken, Lorbeer, Koriander, Pfefferminze, Kümmel, Anis, Thymian und Zitronengras.
Aus einer Auswahl dieser Kräuter lässt sich ein Essigansatz herstellen. Dabei sollen die ätherischen Öle erst kurz vor der Anwendung beigemischt werden. Zudem sollte die Flasche vor jeder Anwendung gut geschüttelt werden. «Besonders wirkungsvoll ist es, wenn man jedes Tier täglich damit besprüht», sagte Selina Hug.
Immunsystem stärken
Eine weitere Massnahme zur Prävention schwerer BTV-Verläufe besteht darin, das Immunsystem der Tiere zu stärken. «Dabei spielt die Leber eine wichtige Rolle», so Hug. Dazu eigne sich etwa ein Kräutersalz zum Selbst-Mischen, das direkt auf den Futtertisch gestreut werden kann. Dieses besteht nebst Salz aus den folgenden getrockneten Kräutern:
- 3 Teile Schafgarbe
- 3 Teile Bockshornklee
- 2 Teile Kraut und Wurzel vom Löwenzahn
- 1 Teil Mariendistel
- 1 Teil Wermut
Bei Symptomen der Blauzungenkrankheit (siehe Kasten unten) lohnt es sich oftmals, diese mit pflanzlichen Arzneien zu behandeln oder zumindest zu lindern. Bei Fieber etwa empfiehlt Selina Hug den Einsatz antiviral wirkender Pflanzen. «Zu beachten ist jedoch, dass schärfehaltige Pflanzen (z.B. Pflanzen, die Senföl enthalten) verletzte Schleimhäute zusätzlich reizen», so die Arbeitskreis-Leiterin. Entzündete Schleimhäute behandeln die Teilnehmer(innen) bereits mit pflegenden Salben aus Ringelblume, Aloe vera, Johanniskraut oder Propolis. Diese seien jedoch nicht direkt auf die Schleimhäute, sondern an den Rändern aufzutragen. Wichtig sei zudem, dass die betroffenen Tiere genügend vor Sonne geschützt würden.
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Ödemen entgegenwirken
Auch Ödeme (Wassereinlagerungen) im Kehlkopfbereich, die zu Atem- und Schluckbeschwerden führen, kommen im Rahmen einer Infektion mit der Blauzungenkrankheit häufig vor. Nicht selten sind zudem Ödeme an den Extremitäten. Dazu nannte Selina Hug eine Reihe möglicher Gegenmassnahmen:
- genügend Trinkwasser
- Taping/Lymphmassage
- Stress reduzieren (kein Umstallen, evtl. separieren)
- kurze Wege zu Futter und Wasser
- Futter kurz geschnitten und nährstoffreich
- Bewegung bei Ödemen in den Beinen.
Häufige Symptome
Bei der Blauzungenkrankheit können folgende Symptome auftreten:
- Fieber
- Entzündungen der Schleimhäute
- Atembeschwerden
- Schluckbeschwerden/Ödeme im Kehlkopfbereich
- Ödeme in Extremitäten
- Lahmheit (auch bei Kälbern)
- Fehlgeburt oder Abort
- Missbildungen, Kälber mit Hirnleistungsstörungen.